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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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verheiratet. Du bist bestimmt von mir enttäuscht.”
    “Nein”, antwortete Mama June sanft. “Ach, Kind, wer weiß schon, was sich zwischen einem Mann und seiner Frau abspielt, selbst wenn es deine Eltern sind. Vergleiche deine Ehe nicht mit meiner. Jede Ehe ist anders, so wie die Menschen auch.”
    Die Worte ihrer Mutter trösteten Nan, und sie schmiegte sich an sie. “Kann ich heute Nacht hier schlafen? Bei dir?”
    Mama June musste lächeln, weil es schon so lange her war, seit zuletzt eines ihrer Kinder in ihr Bett gekrochen war. “Aber natürlich”, erwiderte sie und machte ihrer Tochter Platz.
    Nan kroch unter die Decke und schüttelte das Kissen auf. Sie fühlte sich fast wieder wie das achtjährige Mädchen, das nach einem bösen Traum in das Bett seiner Mutter schlüpft.
    Mama June streckte den Arm aus und schaltete ihre Nachttischlampe aus. Sofort war das Zimmer in völlige Dunkelheit gehüllt, aber ihre Augen gewöhnten sich schnell daran.
    “Falls du dich hier vor den Geistern verstecken willst”, flüsterte Mama June trocken, “das hier ist Beatrices Lieblingsspielplatz.”
    “Ach, ich habe keine Angst vor ihr”, antwortete Nan leise.
    “Ach so?”
    “Wirklich nicht. Sie ist mir erschienen, da besteht kein Zweifel. Aber – lach jetzt bitte nicht – ich hatte das Gefühl, dass sie mich anlächelt. Als wäre sie stolz auf mich. Vielleicht sogar froh, dass ich da war. Klingt das verrückt?”
    Mama June lachte still in sich hinein und blickte zum Fenster hinüber. Ein wenig Mondschein drang durch die Fensterläden. “Nein, Süße, für mich klingt das kein bisschen verrückt.”

17. KAPITEL
    “D er Stil der Körbe ist häufig ein Familienstil, so wie ein charakteristisches Lächeln oder ein außergewöhnliches Talent zum Singen. Trotzdem ist jeder Korb so einmalig und unverwechselbar wie ein Fingerabdruck oder die Struktur der DNA.”
    (J. Michael McLaughlin)
    Am nächsten Morgen schien die Sonne ganz besonders prächtig. Morgan schlich sich in aller Herrgottsfrühe aus Kristinas Haus in sein eigenes Zimmer – er fühlte sich beinahe wie ein verliebter Teenager, der nicht erwischt werden wollte. Sie küsste ihn ausgiebig, bevor er ging. Für das Gespräch mit seinem Vater, das ihm bevorstand, gab sie ihm keinerlei Ratschläge. Sie sah ihn einfach nur schweigend an, blickte ihm nur tief in die Augen. Und dieser Blick gab ihm mehr Kraft als tausend Worte.
    Dafür würde er ihr für immer dankbar sein.
    Er duschte, rasierte sich und zog ein frisches gebügeltes Hemd und gebügelte Hosen an. Gewissenhaft kämmte er sein feuchtes Haar zurück. Er stützte seine Arme auf und sah sich lange im Spiegel an – es war derselbe rechteckige Spiegel mit Holzrahmen, in den er schon als kleiner Junge geblickt hatte. Sein Gesicht sah vielleicht anders aus als damals, aber die Augen waren dieselben geblieben. Genauso wie die Angst darin. Er richtete sich auf, schloss den Gürtel seiner Hose und ging nach unten.
    Seine Mutter wartete in der Küche auf ihn. Ihre Augen erhellten sich, als sie ihn sah, doch trotzdem konnte er die Nervosität in ihnen erkennen. Nona brütete über ihrem Kaffee und schaute ihn aus dunklen Augen forschend an. Wie immer wusste sie genau, was vor sich ging.
    Mama June stellte ihm eine Tasse dampfenden Kaffee hin. Er nahm ein paar Schlucke, wollte aber weder Schinken noch Kekse. Er konnte nichts essen.
    “Dein Vater müsste mit dem Frühstück gleich fertig sein”, sagte Mama June und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. “Das wäre ein guter Zeitpunkt für einen Besuch.”
    Preston saß aufgerichtet in seinem Bett und schaute die Morgennachrichten. Neben ihm stand ein Tablett mit dem blauen Lieblingsporzellan Mama Junes und den Resten seines Frühstücks darauf. Er war rasiert und trug ein weiches blaues Baumwollhemd, das zu seinen Augen passte. Und die begannen zu leuchten, als Morgan ins Zimmer kam.
    “Hallo, Daddy”, erwiderte Morgan darauf.
    Kristina drehte den Kopf, als sie seine Stimme hörte. Sie kam ums Bett und schaltete den Fernseher aus. Mit schnellen Bewegungen verließ sie das Zimmer, nicht ohne Morgan noch einen viel sagenden Blick zuzuwerfen, als sie an ihm vorbeiging. Nur Blackjack blieb und klopfte mit dem Schwanz auf den Fußboden neben Prestons Bett.
    Sein Vater blickte ihn immer noch unverwandt an.
    Morgan sah sich nach einem Stuhl um. Er entdeckte den Lieblingssessel seines Vaters, der neben dem Fenster stand, und zog ihn näher ans Bett. Als er

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