Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
Vom Netzwerk:
sagte sie und schlich sich ans Bett. “Neben dich.”
    Er klopfte mit der Hand neben sich auf die Matratze.
    “Okay, rück zur Seite”, murmelte sie und berührte ihn an der Seite.
    Er ließ seine Hand sinken, und sein Blick wurde starr.
    Sie hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. “Rück zur Seite”, hatte sie immer gesagt, wenn sie zurück ins Bett gekrochen war, nachdem sie nach den Kindern gesehen hatte oder sich nach einem Streit in der Küche ein Glas Milch heiß gemacht hatte oder wenn sie einfach nicht hatte schlafen können. Sie seufzte und legte ihre Hand vorsichtig auf seine Brust, während sie es sich neben ihm auf dem Bett bequem machte.
    Er blickte sie fragend an.
    “Ich weiß genau, was du jetzt denkst”, begann sie. “Dass es schon eine ganze Weile her ist, seitdem wir das letzte Mal ein Bett geteilt haben. Hab ich Recht?”
    Er sah sie einfach weiter an.
    “Ich weiß gar nicht mehr, seit wann wir getrennte Schlafzimmer haben. Oder weshalb eigentlich. Wahrscheinlich hatte das nicht nur einen Grund. Ich vermute, da kamen verschiedene Dinge zusammen. Das spielt jetzt keine Rolle mehr.” Sie machte eine Pause. “Morgan hat es sofort bemerkt, als er zurückgekommen ist. Er hat deine Sachen in Hams Zimmer gesehen und fragte mich. Ich habe gesagt, dass es so bequemer ist.” Sie lachte leise. “Ich könnte wetten, dass er das nicht geschluckt hat.”
    Das Schweigen, das sich zwischen ihnen breit machte, war vorwurfsvoll. Mama June atmete tief durch und kämpfte gegen den Impuls an, Preston einen flüchtigen Gutenachtkuss auf die Wange zu geben und in ihr Schlafzimmer zu fliehen. Stattdessen nahm sie seine Hand. Vielleicht brauchte sie einen Anker, um nicht davonzutreiben.
    “Du hast so schöne Hände”, flüsterte sie und fuhr mit der Fingerspitze über die Knöchel. “Das fand ich immer schon. Fingernägel, die sich nach oben hin verjüngen, sind ein Zeichen von Vornehmheit, wusstest du das? – Na, sind sie jedenfalls. Genau wie eine längere zweite Zehe. Die hatte Jesus auch. Sagt man jedenfalls. Du fragst dich, woher die Leute das wissen, oder? Ich meine, du kannst dir nicht vorstellen, dass
das
irgendwo in der Bibel stehen könnte, oder?” Sie musste bei diesem Gedanken selbst ein bisschen lachen.
    Doch als sie merkte, dass sie wie eine Katze um den heißen Brei schlich und nicht sagte, was sie eigentlich sagen wollte, atmete sie tief ein und fing noch einmal von vorne an.
    “Und stark sind deine Hände auch. Trotzdem warst du nie ungeschickt damit, das hat mich immer fasziniert. Du hast diese langen schwieligen Finger benutzt wie ein Chirurg, wenn du zum Beispiel die hauchdünnen Flügel eines Schmetterlings für deine Sammlung präpariert hast. Auf dem Boot hast du so schnell einen Schifferknoten hinbekommen. Und wenn es windig war, hast du mir eine Locke, die in mein Gesicht geweht war, aus der Stirn gestrichen.” Sie zuckte ein wenig zusammen und wurde rot, als sie sich erinnerte. “Das war eine schöne Geste. Darüber habe ich vorher nie nachgedacht.” Sie sah ihn verlegen und hoffte, er könne ihre Gefühle verstehen.
    “Ich weiß gar nicht, warum ich Blackjack erst so spät zu dir gelassen habe. Ich weiß doch, wie viel er dir bedeutet. Und trotzdem musste es mir eine Außenstehende sagen. Ich … es tut mir so leid, Preston. Ich hätte aufmerksamer sein sollen.”
    Sie spürte, wie er leicht ihre Hand berührte.
    “Es tut so gut, dich wieder mit Blackjack zusammen zu sehen. So wie früher.” Sie unterbrach sich und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. “Ich habe heute den ganzen Tag meinen Erinnerungen nachgehangen. Ich habe an dich gedacht. An uns.”
    Vorsichtig glitt sie mit den Händen zu den Knöpfen seines Pyjamaoberteils. Sie war unsicher und bemerkte, wie sich ihr Magen verkrampfte.
    “Hast du noch Probleme mit deinen Knöpfen?”, fragte sie, um etwas zu sagen. “Zeig doch mal. Versuch doch mal einen zu öffnen.”
    Er sah sie fragend an, schob jedoch seine linke Hand über den Knopf. Und mit etwas Mühe öffnete er ihn.
    “Gut gemacht! Wie wär’s mit den anderen? Zum Üben?”
    Er bewältigte die Aufgabe, fast ohne ins Stocken zu geraten. Die ganze Zeit über betrachtete er sie, und sie konnte an seinen Augen ablesen, dass er überlegte, worauf sie hinauswollte. Sie wusste, dass er viel zu schlau war, um auf eine lahme Ausrede hereinzufallen.
    Sie kam sich ein bisschen ungehörig vor, als sie sich vorbeugte und den dünnen

Weitere Kostenlose Bücher