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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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unausgesprochen. Sie wandte sich wieder der Unordnung im Büro zu und starrte auf die halb leere Flasche Bourbon mit einem gefüllten Glas daneben. Dann sah sie ihren Bruder an und bemerkte, wie müde er war.
    “Ist es nicht ein bisschen zu früh für einen Cocktail?”
    Ein kleines Grinsen umspielte seine Mundwinkel. “Ich konnte eine kleine Stärkung vertragen nach dem Ritt auf der Walküre.” Die Entschuldigung klang unverdächtig, doch Nan hatte schon öfter gesehen, wie er nachmittags mit einem Drink neben sich über den Akten hockte.
    “Kannst du gut schlafen?”
    Er lachte kurz und griff nach dem Glas. “Bestens.”
    “Keine Albträume mehr?”
    Morgan nippte am Bourbon, stellte das Glas wieder ab und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht.
    “Immer noch von Hamlin?”
    Er ließ die Hände sinken und nickte.
    Seit dem Tod ihres Bruders litt Morgan unter grauenhaften Albträumen. Sie erinnerte sich noch, wie sie Nacht für Nacht aufgewacht war, wenn er geschrien hatte und Mama June in sein Zimmer gerannt war.
    “Wie oft?”
    “Nicht mehr jede Nacht. Aber oft genug. Weißt du, das Schlimme ist, dass ich sie seit Jahren nicht mehr hatte. Und dann komme ich zurück nach Hause, und – zack! – da sind sie wieder.”
    “Morgan, hast du jemals mit jemandem darüber gesprochen? Mit einem Arzt oder so?”
    Er schüttelte den Kopf und machte eine beschwichtigende Handbewegung. “Es ist wirklich nicht so schlimm. Ich kann damit leben, Nan.”
    “Aber du kannst offensichtlich nicht damit schlafen. Du siehst vollkommen erschlagen aus.”
    “Das liegt nicht an den Albträumen, sondern an den Rechnungen. Das ist auch so eine Art Albtraum. Es sieht wirklich nicht gut aus. Tante Adele hat Schulden ausgegraben, die ich noch gar nicht kannte. Finanziell ist es wirklich richtig eng.”
    “Vielleicht solltet ihr doch verkaufen. Hank sieht gar keinen anderen Ausweg.”
    Er hob abwehrend die Hand. “Nicht du auch noch, bitte.”
    “Entschuldige. Ich halte mich da raus. Ich will nur, dass Mom und Daddy glücklich sind.”
    “Vielleicht solltest du aber mal Position beziehen, Schwesterherz.”
    “Nein, tu das nicht. Bitte. Zieh mich da nicht mit hinein”, sagte sie und schüttelte vehement den Kopf. “Mit Hank ist es auch so schon schwierig genug, vielen Dank. Ehrlich gesagt ist er immer noch ziemlich sauer auf dich, weil du den Verkauf vermasselt hast.”
    “Da hab ich aber Angst.”
    “Wirklich, Morgan, warum machst du das überhaupt? Wenn das Geld nicht reicht und du deswegen schlaflose Nächte hast, solltest du vielleicht einfach das Handtuch werfen. Es ist ja nicht so, dass es uns allein so geht. Wer kann sich hier schon noch einen so großen Besitz leisten? Die Zeiten haben sich nun mal geändert.”
    Er nickte. “Stimmt.”
    “Immerhin hast du es versucht.”
    Morgan lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. “Es ist schon merkwürdig, all diese Akten hier durchzugehen”, sagte er und deutete auf die Papiere. “Ich habe nie gewusst, was Daddy alles probiert hat, um Sweetgrass zu halten. Er muss alles aus diesem Stück Land herausgeholt haben, was ihm nur einfiel. Manche Projekte waren richtig ausgefallen und unausgegoren. Kannst du dich an die Fischzucht erinnern?”
    Nan musste lachen. “Mein Gott, natürlich. Die hat uns ganz schön was gekostet. Und die Tomaten!”
    “Und anschließend kam die Rinderzucht.”
    “Na, komm”, entgegnete Nan. “Das war nicht gerade verrückt. Großvater hatte schließlich auch Rinder. Und Schafe.”
    “Das waren übrigens Milchkühe, aber das macht eigentlich keinen Unterschied. Verlustgeschäfte waren es bei beiden.” Er lachte wieder und fragte weiter: “Und erinnerst du dich an die solarbetriebenen Windmühlen?”
    Nan dachte an die großen Windräder, die sich im Wind drehten. “Die sahen wenigstens hübsch aus.”
    “Doch sie haben nicht einen Dollar eingebracht.”
    “Sei nicht ungerecht”, erwiderte Nan. “Die Zuschüsse für alternative Energiequellen wurden gestrichen. Dafür kann Daddy nichts.”
    “Nein, das stimmt. Tante Adele sagte, ohne sie würden wir hier jetzt knietief in Angoraziegen waten!”
    Nan fing laut an zu lachen und lehnte sich an Morgans Schulter. Sie lachten nicht über ihren Vater, sondern lachten einfach miteinander. Nach all der Anspannung tat es ihnen gut.
    “Weißt du, was ich komisch finde?”, fragte sie und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen.
    “Was

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