Sydney Bridge Upside Down
Cal sagte: »Mr Phelps hat gesagt, er macht ihr eine Tasse Tee. Darum ist sie mitgegangen. Komm, Harry, wir gehen wieder zum Schlachthof.«
»Vorhin war dir der Schlachthof egal«, sagte ich, »du bist einfach mit ihr weggegangen.« Ich hatte keine Lust, mit ihm zu spielen, er hatte es vermasselt. Ich blieb einfach stehen und wartete auf Caroline, ich wartete eine Stunde lang, bis das Frachtgespann kam. Caroline winkte mir von weitem zu, als sie mich entdeckte, sie saß vorn auf der Bank neben Sam Phelps. Bestimmt hätte sie mich noch früher entdeckt, wenn sie nicht Sam Phelps zugehört hätte, merkwürdig, dass er überhaupt sprach. Als das Gespann hielt, blieb ich in einiger Entfernung stehen, ich wartete, bis er aufhörte, auf sie einzureden. Sydney Bridge Upside Down machte sich auf den Rückweg, ich sagte: »Ganz schön klapprig, der Gaul, findest du nicht?« »Wirklich lieb«, sagte Caroline, es war nicht ganz klar, ob sie das Pferd meinte oder Sam Phelps, vielleicht hatte sie mich überhaupt nicht gehört. Es wäre ein guter Augenblick gewesen, um sie zu fragen, was sie genau meinte, wenn sie sagte, dass Sam Phelps gut aussah, aber ich hatte glatt vergessen, dass sie so was gesagt hatte. Erst jetzt, an diesem Morgen fiel es mir wieder ein. Und ich hatte sie ja gerade gefragt, aber aus ihrer Antwort war ich nicht schlau geworden. Noch einmal werde ich sie nicht fragen, dachte ich. Ich saß am Fußende ihres Betts, betrachtete sie und lauschte ihrem Atem. Sie schlief, es gab keinen Grund, sie zu stören.
Ich ging in mein Zimmer, zog mich an und machte das Bett. Cal war verschwunden, wahrscheinlich schon draußen. Komisch, der Kleine, er hatte immer gern Fangen mit mir gespielt, aber jetzt, wo Caroline mitmachte (nachdem sie uns am ersten Morgen in unserem Schlafzimmer überrascht hatte), war er sich zu fein dafür, es würde mich nicht wundern, dachte ich, wenn er morgen früh nicht mehr mitmacht. Mir war’s egal, wenn er es nur nicht Papa petzte, der hatte bestimmt etwas dagegen, dass wir so viel von Carolines Körper zu sehen bekamen. Ich musste Cal warnen, ich musste ihm mit einer besonderen Rache drohen für den Fall, dass er uns den Spaß verdarb.
Auf dem Weg in die Küche warf ich noch einen Blick in Carolines Zimmer. Sie schlief noch immer.
Ich stapelte das dreckige Frühstücksgeschirr in der Spüle und ließ Wasser darüberlaufen. Schon wieder alleine, dachte ich, auch wenn man es selbstverständlich nicht von Caroline erwarten kann, wäre es doch schön, wenn sie mal helfen würde. Obwohl ich nichts gegen diese Arbeit hatte und mich überhaupt nicht beklagte, hatte ich doch gehofft, dass ich nun, da Caroline angekommen war, eine Weile vom Spülen befreit sein würde. Natürlich würde ich ihr Angebot ablehnen, wenn sie auf die Idee käme, mir beim Spülen zu helfen oder beim Fegen, ich würde ihr sagen, dass sie schließlich in Ferien sei und es einfach nur genieße solle, wir erwarteten nicht, dass sie sich an der verdammten Hausarbeit beteiligte. Wenn sie aber darauf bestehen würde, wäre es wohl nur höflich, ihr etwas zu tun zu geben. Leider hatte sie sich bisher noch nicht dazu geäußert.
Es störte mich wirklich nicht, dass sie nicht half. Was aber nicht hieß, dass Cal sich vor dem Wischen drücken konnte.
Ich ging auf die Veranda und rief nach ihm. Er war nirgends zu sehen. Aber Susan Prosser, die war zu sehen. Sie sah über den Zaun. Ich wartete darauf, dass sie forthüpfen würde, aber sie blieb stehen.
»Hast du meinen Bruder gesehen?«, fragte ich und ging zu ihr.
»Er ist da hinten runtergegangen«, sagte sie lächelnd und zeigte mir die Richtung.
»Und wann?«, fragte ich verwundert. Normalerweise behandelte sie mich wie die allergrößte Nervensäge, heute war sie richtig freundlich.
»Vor zehn Minuten vielleicht«, sagte sie. »Er wollte Maracujas pflücken, hat er gesagt. Aber an dem Strauch ist er nicht lang geblieben, er hat es sich wohl anders überlegt.«
»Scheint so«, sagte ich und fragte mich, was mit ihr los war. »Wahrscheinlich sucht er Frösche, er bläst sie mit einem Strohhalm auf und lässt sie platzen.« Sie verzog das Gesicht. »Er kommt bestimmt gleich wieder«, fügte ich hinzu, »ich hab nur gefragt, weil er mir beim Spülen helfen muss.«
Erstaunt sah sie mich an. »Bist du fürs Spülen zuständig?«
»Ja«, sagte ich, »Papa kann es nicht machen, er geht so früh zur Arbeit.«
»Ich meine, du musst immer noch spülen?«, fragte sie.
»Ja,
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