Sydney Bridge Upside Down
und nahm den Deckel ab. Er zeigte mir eine winzige Paraffinlampe, mit Glastrichter und allem.«
»Nicht schlecht«, sagte ich. »Wo hast du die her? Geklaut?«
»Hat mir mein Vater geschenkt«, antwortete Dibs. »Sie war ihm wohl zu klein. Wir können den hinteren Teil der Höhle beleuchten«, sagte er. »Toll, oder?«
»Können wir ganz gut am Abend gebrauchen«, sagte ich. »Dann können wir auch abends mal in die Höhle.« Ich überlegte. »Wenn ich nur an Papa vorbeikomme«, sagte ich, »oder wenn er mal über Nacht weg ist, wenn ich mit Cal allein bin.« Manchmal, einmal im Monat oder so, fuhren Papa und Mr Kelly nämlich mit dem Reo nach Bonnie Brae, sie gingen zu Herrenabenden und so, perfekt, um zur Höhle hinaufzugehen. Der gute alte Dibs!
»Kommst du mit?«, fragte er. »Ich will das nicht zu Hause lassen, irgendjemand wird es kaputt machen.«
»Morgen früh«, sagte ich, »ich frage mal Caroline, ob sie Lust hat mitzukommen.«
»Mir egal«, sagte Dibs und leckte sich die Lippen.
Den Geräuschen nach zu urteilen war Caroline inzwischen vom Bad in ihr Zimmer zurückgekehrt, sie hatte, so vermutete ich, genug Zeit gehabt, Lippenstift aufzulegen und die Sachen anzuziehen, die sie anziehen wollte. Genau so war es auch. Als ich ins Zimmer trat, schien sie sich gerade vom Schminktischchen abgewandt zu haben, sie trug Lippenstift und flache braune Schuhe.
»Wollen wir uns das Moor nicht für einen anderen Tag aufheben?«, sagte ich. »Wir könnten stattdessen zur Höhle gehen.«
»Ist das weit, Harry?«, fragte Caroline.
»Nein«, sagte ich, »nicht weiter als der Hafen, wenn man von hinten kommt. Und besonders steil ist der Weg auch nicht. Das wird dir schon nicht zu viel werden, Caroline. Man kann von dort oben den ganzen Hafen und die Bucht überblicken.«
»Hört sich gut an«, sagte sie. »Vielleicht haben wir ja noch Zeit, bei Mr Phelps vorbeizuschauen. Was meinst du?«
»Also, er hat meistens um diese Zeit zu tun«, sagte ich. »Er hilft den Bauern, Sachen zu lagern, an verschiedenen Tagen holt er verschiedene Sachen ab und bringt sie zum Wollschuppen. Das Lager vom Laden ist auch da –«
»Wie auch immer, es wird bestimmt ein netter Spaziergang«, unterbrach Caroline.
Dibs wartete in der Küche auf uns. Wenn er geglaubt hatte, dass Caroline ihm einen Kuss geben würde, dann hatte er sich geschnitten. Sie warf ihm ein Lächeln zu, wie sie es jedem zugeworfen hätte.
Ich sah noch einmal im Garten nach, Cal war nicht da, dann würde er halt das Beste des Tages verpassen. Geschah ihm ganz recht, er hatte sich schließlich vor dem Abtrocknen gedrückt.
Susan Prosser saß auf ihrer Veranda, als wir die Straße hinaufliefen, ich tat, als hätte ich sie nicht gesehen. Offenbar war es mit dem Lernen auch nicht so weit her, es sei denn, das Buch, das sie in der Hand hielt, war ein Schulbuch.
»Weißt du, was Susan Prosser glaubt?«, sagte ich, als wir die Häuser hinter uns gelassen hatten. »Sie glaubt, dass Mr Dalloway im nächsten Schuljahr nicht wiederkommt.«
Caroline, die zwischen uns ging, sah in meine Richtung, als ich Mr Dalloway erwähnte, sagte aber nichts.
»Woher soll Susan Prosser das wissen?«, sagte Dibs.
»Sie hat einen Knall«, sagte ich, »sie redet dummes Zeug.«
»Mr Dalloway hätte bestimmt was gesagt«, sagte Dibs, »warum sollte er das nur ihr erzählen?«
»Sie sagt, sie bleibt immer zu Hause, weil sie lernen will.« Ich warf einen seitlichen Blick auf Caroline. Doch Caroline interessierte sich mehr für den Schlachthof, vielleicht auch die Gleise.
»Susan Prosser ist wie ihre Mutter«, sagte Dibs.
»Finde ich auch«, sagte ich, »wer lernt schon freiwillig in den Ferien?«
Dibs machte ein Geräusch, das Abscheu ausdrücken sollte. Susan Prosser konnte ihm gestohlen bleiben.
Ich war gedanklich noch nicht ganz fertig mit ihr, nicht nur weil ich mich immer noch fragte, warum sie vor ein paar Tagen im Wagen von Mr Wiggins davongefahren war, sondern auch, weil es mir nicht gepasst hatte, dass sie am Morgen so herumgeschnüffelt hatte, dass sie nach dem Gerenne im Haus gefragt hatte und wissen wollte, warum Caroline nicht beim Spülen half. Nimm dich in Acht, Susan Prosser, dachte ich.
Als Dibs auf den Weg abbog, der den Hang hinaufführte, blieb Caroline stehen.
»Hier geht es rauf«, erklärte ich, »ist gar nicht steil.«
»Können wir nicht über die Trasse gehen?«
Ein Stück weiter unten gibt es einen Pfad, der direkt zur Höhle führt, er ist aber viel
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