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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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oder?« Als sie sah, dass ich sie nicht verstand, fügte sie an: »Du weißt doch, dass er nächstes Schuljahr nicht wiederkommt.«
    »Was?«, rief ich. »Nein, davon weiß ich nichts!«
    »Stimmt aber«, sagte sie.
    »Wer hat das denn erzählt?«, fragte ich ungläubig.
    »Ich weiß es halt«, sagte sie und sah mich mit einem Ausdruck an, der wohl zeigen sollte, wie leid ihr ein Junge tat, der nicht glauben wollte, dass sein Lehrer für immer fort war.
    »Wer hat dir das erzählt?«, fragte ich noch mal.
    »Du brauchst es mir nicht zu glauben«, sagte sie. »Ich kann jetzt leider nicht weiter mit dir quatschen, ich muss lernen.«
    Sie drehte sich um und ging ins Haus. Ich mag sie nicht, dachte ich, was fällt ihr ein, so neugierig zu sein? Warum erzählt sie diesen Unsinn über Mr Dalloway? Und was interessiert es mich, ob sie in den Ferien lernt oder nicht? Und der blöde Wellensittich, der ist mir auch egal …
    Ich ging bis runter zum Ende des Gartens und suchte Cal. Er war nirgends zu sehen. Das werde ich ihm heimzahlen, dachte ich und ging wieder in die Küche.
    Egal, dass das Wasser in der Spüle längst kalt war. Ich zog die Teller nur kurz durch und trocknete sie ab, die Stellen, die noch fettig waren, wischte ich mit dem Geschirrtuch nach.
    Wie lange würde es wohl dauern, bis Caroline das Klappern hörte, herauskam und darauf bestand, mir zu helfen? Offenbar hörte sie überhaupt nichts. Na gut, als Nächstes war der Besen dran. Erst kehre ich die Küche, dachte ich, dann den Flur, dann unser Schlafzimmer, dann vielleicht das Zimmer von Caroline …
    Oder sollte ich bei ihr anfangen? Die ganze Zeit habe ich Susan Prosser angeschaut, dachte ich, wie schön wäre es doch, zur Abwechslung mal wieder Caroline zu sehen.
    Aber ich rang mich durch, nach dem ursprünglichen Plan vorzugehen. Ganz schnell kehrte ich die Küche und den Flur.
    »Harry!«, rief Caroline.
    Ich ließ den Besen fallen und rannte zu ihrer Tür.
    Da saß sie, auf ihrem Bett, die Decke war runtergerutscht. Ich sah sie an, hielt kurz inne und dachte: Sie ist noch viel schöner, als ich gedacht habe.
    »Ich hab geträumt, Harry«, sagte sie. »Wie lange habe ich denn geschlafen?«
    »Eine Stunde nur«, sagte ich, »macht doch nichts. Im Haus ist alles schon fertig. Wir wollen ja nicht, dass du in den Ferien auch noch im Haus helfen musst.«
    Sie gähnte und reckte sich. »Bist du so lieb und ziehst das Rollo auf, Harry?«, sagte sie. »Draußen scheint bestimmt die Sonne.«
    »Ja«, sagte ich, »es ist schön heute.« Ich sah mich nicht nach ihr um, während ich das Rollo hochzog. Auf der Straße war nichts los, wie üblich. Trotzdem sah ich stur hinaus, während hinter mir das Bett knarrte.
    »Vielleicht ziehe ich heute mal das hier an«, sagte sie. »Gefällt dir dieses Kleid, Harry?«, fragte sie.
    Ich musste mich also doch umdrehen. Sie stand am Schrank in der Ecke und hielt ein blumiges, orangegrünes Kleid hoch.
    »Sieht schön aus«, sagte ich.
    »Dann ziehe ich es heute an«, sagte sie.
    Sie schlüpfte hinein, nur in dieses Kleid. Sie wird wohl später noch was drunterziehen, dachte ich, nachher, wenn ich draußen bin.
    »Cal ist zum Moor gegangen«, sagte ich. »Wollen wir nachschauen, ob er Frösche gefangen hat?«
    »Ja, gut«, sagte sie. »Ich wasche mir nur gerade das Gesicht und lege etwas Lippenstift auf. Falls wir auf dem Weg jemanden treffen. Gefallen dir Mädchen mit Lippenstift?«, fragte sie lächelnd.
    Sie kam auf mich zu, ich ahnte, was als Nächstes kam. Bevor sie mich küsste, sagte ich noch: »Ja, ich mag Lippenstift.« Es war ein kleiner Kuss.
    »Na siehst du, Harry. Noch mal guten Morgen!«
    Ich atmete tief durch, sie lief raus, um sich zu waschen. Dann ging ich in die Küche und sah unter der Spüle nach, ob noch alle zehn Flaschen Ingwerbrause da waren. Sollte ich ihr eine anbieten? Oder erst später, wenn wir von unserem Spaziergang zurück waren?
    Gerade in dem Moment kam Dibs Kelly rein, damit war die Frage erst mal geklärt. Kein Wort über die Ingwerbrause.
    Ich hatte ihn gar nicht mehr gesehen, seit ich ihn gestern an den Gleisen weggejagt hatte. Er schien ganz vergessen zu haben, wie sauer ich auf ihn war. Er grinste mich an, er war für jeden Spaß zu haben.
    »Ich hab etwas für die Höhle«, sagte er. Er zeigte mir eine winzige Keksdose, die er hinter dem Rücken gehalten hatte. »Wie findest du das?«
    »Was wollen wir denn mit einer Dose?«, fragte ich.
    »Es geht nicht nur um die Dose«, sagte er

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