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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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immer noch«, sagte ich verwirrt. Warum grinste sie die ganze Zeit? Was gab es da zu grinsen?
    »Du machst das wohl gern«, sagte sie.
    »Spülen? Macht mir nichts aus«, sagte ich und sah sie an. Wie gewöhnlich sie aussieht, dachte ich. »Wie geht’s denn dem Wellensittich von deiner Mutter?«, fragte ich, »hat er in letzter Zeit mal was Interessantes gesagt?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete sie.
    Ich spürte ganz deutlich, dass sie etwas im Schilde führte. Sie tat nur so freundlich, weil sie neugierig war, weil sie was von mir wissen wollte. Umgekehrt übrigens auch, ich hätte gern gewusst, was mit ihr und Mr Wiggins war. Aber nicht jetzt, dachte ich, und tat genauso freundlich wie sie.
    »Aha, nichts Neues von Joey«, sagte ich und strahlte sie an, damit sie keinen Verdacht schöpfte. »Sagt er immer noch Jesus ist ein frecher Junge ?«
    »Ja, manchmal.«
    »Und sonst?«
    » Rate mal sagt er ziemlich oft«, sagte sie.
    »Ich frage mich, warum«, sagte ich, dabei fragte ich mich nicht wirklich. Ich wollte nur höflich sein.
    Susan Prosser zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung«, sagte sie, »sag mal, was war das denn für ein Lärm bei euch?«
    »Was? Was für ein Lärm?«
    »So ein Gerenne.«
    »Komisch«, sagte ich, und mir war plötzlich, als würde mein Herz flattern, ich war bestimmt ganz rot.
    »Seid ihr alle rumgerannt?«, fragte sie.
    Hatte ich etwa Angst? Ich nahm mich zusammen und sagte: »Ach, du meinst Cal und ich, wir haben Fangen gespielt. Machen wir jeden Morgen. Mal krieg ich ihn, mal kriegt er mich. Das ist so unser Frühsport.«
    »War aber lauter als sonst«, sagte sie. »Hörte sich an, als wärt ihr zu dritt.«
    »Nee, nur wir beide«, sagte ich beiläufig und sah zum Moor herüber. »Meinst du, Cal ist vielleicht mit Dibs los? Hast du gesehen, ob Dibs bei ihm war?«
    »Er war allein«, sagte sie und zog die Stirn in Falten. Sie schien zu überlegen, ob sich die freundliche Haltung noch lohnte. »Warum spült denn deine Cousine nicht euer Geschirr?«, fragte sie plötzlich.
    »Caroline? Die ist doch in Ferien.«
    »Na also, die Ferien wird sie sich schon nicht verderben, wenn sie mal beim Spülen hilft«, sagte Susan Prosser lächelnd, offenbar hatte sie sich entschieden, weiter freundlich zu tun. »Was macht sie denn, während du abwäschst?«
    Langsam reichte es mir mit ihren Fragen, ich verlor gerade die Lust, höflich zu sein.
    »Räumt ihr Zimmer auf«, sagte ich, »führt Tagebuch. Hat halt zu tun.«
    Susan Prosser sah mich mit großen Augen an. »Deine Cousine führt Tagebuch?«
    »Na klar«, sagte ich. Das stimmte zwar nicht ganz – Caroline schrieb, hatte sie erzählt, an ihrer Autobiographie – aber was ging das Susan Prosser an?
    »Und? Ist sie zufrieden mit ihrem Urlaub bisher?«, fragte Susan Prosser.
    »Frag sie doch selbst«, sagte ich. Auf einmal verstand ich, dass es mir ziemlich egal war, wie Susan Prosser unter ihrem Kleid aussah. Es war das erste Mal in all den Jahren, dass ich mir nicht vorstellen wollte, wie sie nackt aussah. Von mir aus konnte sie ihren mageren Körper für immer bedeckt halten, sie war bestimmt nicht so schön wie Caroline. Doch sobald ich diese Gedanken zu Ende gedacht hatte, tat sie mir schon leid, und ich sagte: »Caroline würde dich bestimmt gern kennenlernen. Wir haben dich einfach in letzter Zeit nicht gesehen, wo hast du dich versteckt?«
    »Ich war zu beschäftigt, um Leute kennenzulernen«, sagte sie.
    »Beschäftigt womit?«
    »Lernen.«
    »In den Ferien?«
    »Die Leute hören nicht auf zu lernen, nur weil Ferien sind. Also nicht alle.«
    »Warum denn nicht? Warum soll man nicht warten, bis die Schule wieder anfängt?«
    Sie trat einen Schritt vom Zaun zurück. »Das verstehst du nicht, du bist halt nicht eifrig.«
    »Ich bin nicht so schlecht in der Schule«, sagte ich. »Auch wenn ich nicht zu Mr Dalloways Lieblingen gehöre.«
    »Ich lerne aber nicht wegen Mr Dalloway. Ich lerne für mich, damit ich eines Tages aus Calliope Bay weggehen kann. Ich muss zurechtkommen, wenn ich später irgendwo anders wohne. Dazu muss ich erst einmal eine ordentliche Ausbildung haben. Verstehst du das nicht?«
    »Doch, schon«, sagte ich. Immer freundlich bleiben. »So hab ich das nicht gemeint, dass du ein Liebling von Mr Dalloway bist.«
    »Selbst wenn, das wär mir egal«, sagte sie. »Es würde mir aber gar nichts nützen, wenn ich einer seiner Lieblinge wäre.«
    »Ich glaube schon, dass er dich mag, Susan.«
    »Ist ja wohl jetzt egal,

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