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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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würden einfach hinten runterfallen. Ich fragte den fetten Norman, ob er das auch schon mal gedacht hatte. Und ob er sagen könne, wie lange man wohl in Calliope Bay wohnen muss, um dieses Gefühl zu kriegen. Der fette Norman verneinte, jemals so etwas gespürt zu haben, und erklärte, dass das Thema eigentlich nicht in die Erdkundestunde gehöre, wir seien uns doch alle darüber im Klaren, dass die Erde rund sei, nicht wahr? Aber darum ging es ja gar nicht, Mr Dalloway wäre nie auf die Idee gekommen, uns für so naiv zu halten.
    Übrigens hatte ich den fetten Norman schon ein bisschen kennengelernt, bevor die Schule anfing, und zwar vor seinem Haus. Er hatte das Haus von Mr Dalloway übernommen. Ich hatte ihm nämlich die Post gebracht. Die Post bestand aus einem einzigen Brief. Papa hatte ihn eingesteckt, als wir auf dem Rückweg von Bonnie Brae am Laden hielten, er meinte, es sei eine nette Geste, wenn wir dem neuen Lehrer seine Post mitbrächten, er würde bestimmt am Wochenende ankommen, weil er ja am Montag in der Schule erwartet wurde. Was wir nicht wussten, war, dass der fette Norman schon am Kirmestag angekommen war, er war mit dem eigenen Auto nach Calliope Bay gekommen, und er hatte eine Frau und drei Kinder mitgebracht. Die ganze Familie war fett. Der älteste Sohn war ungefähr in Cals Alter, aber im Gegensatz zu Cal war mit ihm im Gelände nichts anzufangen, er war viel zu fett zum Rennen. Der Junge sagte nichts, als ich den Brief brachte, er starrte mich nur an. Er saß mit seinem Vater auf der Veranda und half ihm, eine Kiste auszupacken. Obwohl es regnete, lud mich der fette Norman nicht ins Haus ein, er bedankte sich nur für den Brief. Vielleicht lag es daran, dass der Brief nicht so wichtig war. Er überflog ihn kurz und zerknüllte ihn gleich, der Brief war wohl ziemlich uninteressant. Wenn er wichtig gewesen wäre, hätte er ihn aufmerksamer gelesen, dann hätte er ihn ein zweites Mal gelesen, vielleicht sogar mehrmals, so wie Papa seinen Brief gelesen hatte. Der Brief, den Papa bekommen hatte, war deshalb wichtig, weil Mutter schrieb, dass sie sich immer noch nicht entschieden hatte, wann sie nach Hause kommen würde. Das fand ich nach dem Abendessen heraus. Es ging ihr zwar schon wieder besser, schrieb sie, sie sei aber noch nicht gesund genug, um die Reise auf sich zu nehmen, es sei zwar sehr schade, dass sie am ersten Schultag nicht da sei, aber die Kinder hätten sicher Verständnis für ihre Lage, er müsse es ihnen nur richtig erklären. »So sieht es also aus«, sagte Papa, nachdem er uns den Brief vorgelesen hatte. »Sie will nichts übereilen. Sie hat’s also nicht so eilig, ihre kleinen Racker wiederzusehen«, sagte er mit einem Lächeln. Er war aber auch nachdenklich, das spürte ich, so oft wie diesen hatte er nämlich noch keinen ihrer Briefe gelesen, es war, als hoffte er jedes Mal, er würde noch etwas finden, eine zusätzliche Information, irgendeine Erklärung, warum sie es nicht so eilig hatte, uns zu sehen. Und immer wieder sah er Caroline an, als glaubte er, dass sie irgendwie helfen, dass sie etwas beisteuern könnte. Als sie dann sagte, Mutter würde sicher bald heimkehren, beruhigte ihn das aber auch nicht. Dann tat er wieder, als wäre alles in bester Ordnung. Am nächsten Morgen, am Sonntag also, hörte ich, wie er mit Caroline sprach. Er hatte ihr eine Tasse Tee ins Zimmer gebracht und sagte, »so was hat Janet noch nie gemacht« und »sie weiß doch, wie sehr Cal sie vermisst«, es war also klar, dass er sich Gedanken machte, und als ich das verstand, begann ich mir dann auch Gedanken zu machen, zum ersten Mal eigentlich, ich wusste auch nicht recht, warum. Schließlich hatte ich kein Interesse daran, dass sie nach Hause kam, wenn es gleichzeitig bedeutete, dass Caroline dann abreisen würde. Ich hatte Caroline nämlich inzwischen verziehen, dass sie sich auf der Kirmes so merkwürdig mir gegenüber verhalten hatte, Mr Wiggins, so hatte ich beschlossen, war schuld, dass die Kirmes ein solcher Reinfall gewesen war. Ich hatte zudem beschlossen, dass ich Mr Wiggins hasste. Am Sonntag verbrachte ich so viel Zeit damit, den Metzger zu hassen, dass ich beinahe vergaß, wie nah der Schulanfang war. Später, als ich das Wort an der Tafel sah, verstand ich, dass ich mich wegen Mr Wiggins und seinen ärgerlichen Nachstellungen in einem Dilemma befand, ich hätte dem fetten Norman gern davon erzählt, weil er ja ein Beispiel suchte. Wenn er mich nur drangenommen hätte,

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