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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Befehl hatte, einen Scheinangriff durchzuführen.«
    Jetzt hatte ich ihn auf dem entscheidenden Psychopunkt des Spieles. Als er schmunzelte, wußte ich, daß wir gewonnen hatten.
    »Der junge Mann hatte zwar viele Befehle erhalten, nur diesen nicht!« erklärte Kao sachlich.
    Ich entschloß mich, ihn verständnislos anzustarren. Weiter vorn wurde der Tobende von seinen Kameraden gebändigt. Sie legten ihm ziemlich unsanft Handschellen um die Gelenke. Seine Füße wurden auch gefesselt.
    Ein Hauptmann der Gardeeinheit wollte wissen, was mit dem Übeltäter zu geschehen hätte.
    Die Frage erübrigte sich, da in dem Augenblick die Außentür aufgerissen wurde. Ich erkannte Huang-Ho Feng. Hinter ihm erschien Reling. Der Alte erfaßte die Situation mit einem Blick.
    »Was soll das bedeuten, Huang?« fragte er in scharfem Ton fall. »Hat man etwa auf den Gefangenen geschossen?«
    Huang nahm ihn zur Seite. Lächelnd gab er einige Erklärungen ab, die offenkundig ausreichten, um Reling in empörter Haltung tief die Luft einsaugen zu lassen.
    »Ich habe Ihnen versichert, daß die Männer tot sind«, sagte er laut. »Das war überflüssig, Huang. Wenn Sie noch andere Vorhaben in dieser Richtung durchführen wollen, dürfte es wohl besser sein, ich nehme die Gefangenen wieder mit.«
    Die Aussage war verklausuliert, aber wir wußten, worum es ging. Huang hatte lediglich feststellen wollen, ob man ihm die totgesagten GWA-Telepathen HC-9 und MA-23 eingeschmuggelt hatte oder nicht. Das war alles. Nun, damit hatten wir natürlich gerechnet.
    »Wir sind doch noch um eine Idee besser, was?« meldete sich Hannibal. »Das hätte aber böse ins Auge gehen können. Wie hast du so schnell handeln können? Dein Paraimpuls nagelte mich förmlich im Sitz fest. Ich wäre garantiert in Deckung gegangen. Der Überfall kam zu echt, zu unverhofft und zu gezielt.«
    »Wie war eigentlich dieser Impuls?«
    »Irgendwie zwangssuggestiv, ich weiß es selbst nicht genau. Ich blieb jedenfalls sitzen und spielte die lebende Zielscheibe. Mann, wenn es sich um scharfe Munition gehandelt hätte, wären wir jetzt reif fürs Krematorium.«
    Unser betont »empörter« Chef ließ sich endlich beruhigen. Ich nahm Kao unauffällig seine nächste, schon wieder qualmende Zigarette aus der Hand und gestattete mir zwei hastige Züge.
    »Auch GWA-Schatten haben Nerven, nicht wahr?« lachte er lei se. »Seien Sie mir nicht böse. Ich möchte mich mit Ihnen vertragen. Ich habe meine Befehle genauso zu befolgen wie Sie. Also …«
    Ich nickte ihm zu. Dann mußte das vertrauliche Gespräch beendet werden, denn die Ruhe war wiederhergestellt. Den Attentäter hatte Huang persönlich mitgenommen.
    Etwas war uns jedenfalls erneut vor Augen geführt worden. Die Männer des Großasiatischen Geheimdiensts waren nicht zu unterschätzen. Wer sich dazu hinreißen ließ, war so gut wie tot.
     
     
5.
     
    Das GAS-Hauptquartier unterschied sich nur architektonisch vom GWA-Befehlszentrum in Washington.
    Die Sicherheitsvorkehrungen, die das Eindringen Unbefugter verhindern sollten, waren nicht weniger aufwendig und ausgeklügelt als unsere Abwehrsysteme.
    Die Bürger der westlich liegenden Hafenstadt Kiungtschou hatten nur gerüchtweise erfahren, was weiter östlich, direkt am Kap Hai-han, von ständig wechselnden Pionierkommandos erbaut worden war.
    Im Gegensatz zu unserem HQ-Washington hatten die Chinesen fast völlig auf die Errichtung festungsähnlicher Oberflächenbauten aus meterdickem Stahlbeton verzichtet.
    Die Bunkeranlagen waren extrem flach, geschickt in die hügelige Landschaft eingebettet und leicht zu überwachen. Wer durch eine der Panzerpforten gehen oder fahren wollte, mußte autorisiert sein. Wir hätten es uns jedenfalls nicht zugetraut, gewaltsam einzudringen; auch nicht mit den Geheimwaffen der GWA.
    Unter den flachen Bunkern, deren Dächer überdies noch mit Muttererde bedeckt und mit Pflanzen getarnt waren, begann das »Leben«.
    Hier hatte man den gewachsenen Fels in mühevoller Arbeit immer mehr ausgehöhlt, bis ein gewaltiges, hochtechnifiziertes Labyrinth mit eigener Stromversorgung und Sauerstofferzeugung entstanden war. Man gewann das lebensnotwendige Gas durch die elektrolytische Aufspaltung des Meerwassers, das infolge der Entsalzungsanlagen nebenbei auch als Trinkwasser Verwendung fand.
    Dieses HQ war in sich völlig autark. Die Planung stammte noch aus der Zeit des Kalten Krieges. Seinerzeit war man auf einen hochwertigen Schutz gegen ABC-Waffen bedacht

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