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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Lebenden handelte ich aber genau richtig. Ein Telepath hätte wohl kaum solche Worte gesprochen. Er wäre mit aller Macht ins erlöschende Unterbewußtsein vorgedrungen, um dort zu erkunden, was noch zu erfahren war.
    Ich muß an dieser Stelle erneut und eindringlicher als früher jeden Mitmenschen warnen und ihm versichern, daß die Geheimdienstarbeit oftmals schmutzig sein kann. Werden Sie nie ein GWA-Schatten!
    Percelli begann plötzlich auf das Ralowgaltin zu reagieren. Es handelt sich dabei um ein willenausschaltendes Mittel, das aber in bestimmten Fällen zusätzlich eine aufpeitschende Wirkung besitzt.
    Percelli wurde unruhig. Ich warf einen Blick zu Hannibal hinüber.
    Er konzentrierte sich voll und ganz, immerhin aber unauffällig. Seine künstlichen Augen verbargen das abwesende Glänzen seiner wirklichen Sehwerkzeuge.
    Ich legte dem Sterbenden die Hand auf die Stirn. Die Lider zuckten.
    »Sprechen Sie ihn an«, forderte Huang-Ho Feng. »Es muß fordernd klingen. Bitte!«
    Ich tat ihm den Gefallen. Reling begann im gleichen Augenblick zu resignieren. Er spürte wahrscheinlich, daß auch wir keinen Erfolg erzielen konnten.
    Dann aber zeichnete sich ein unverhoffter Effekt ab.
    Dr. Angelo Percelli schlug die Augen auf. Ich glaubte, in uferlose Seen zu schauen.
    »EEG-Ausschlag«, flüsterte einer der chinesischen Mediziner hastig.
    Hannibal schien ebenfalls Impulse wahrnehmen zu können. Ich mußte ihn schleunigst absichern, denn nun konnte seine Haltung verräterisch werden.
    Percelli starrte mich an – und er glaubte, in mir einen Erhobenen zu erkennen.
    Der Funke des Triumphs glomm in den Augen auf. Die Lippen bebten. Schließlich sprach er ein einziges Wort:
    »Verbrecher!«
    Ich rief ihn an, aber er antwortete nicht mehr. Zwei Minuten später stellten die Ärzte den Tod fest.
    Reling war deprimiert; Huang-Ho Feng nicht minder. Er versuchte ein Lächeln, aber es gelang ihm nicht.
    »Es tut mir leid, Sir«, sprach ich ihn an. »Für dieses Experiment war es zu spät. Wir hätten uns vielleicht doch entschließen sollen, auf die Neo-Masken zu verzichten. Das hat Zeit gekostet.«
    »Dann hätten Sie nicht einmal das Wörtchen ›Verbrecher‹ ge hört«, erklärte er. »Ich bedanke mich jedenfalls für Ihren guten Willen. Wie mir General Reling erklärte, haben Sie einen Ausweichplan ausgearbeitet. Versprechen Sie sich etwas davon?«
    »Es ist hinsichtlich der bisherigen Geschehnisse die einzige Chance, Sir. Schleusen Sie meinen Kollegen und mich in die Haftanstalt ein, wo sich auch die Calthur-Priester aus der Unterseestadt befinden. Wir legen Wert auf die führenden Persönlichkeiten. Über die geschickteste Art der Einschleusung sollten wir diskutieren. Vordringlich wären die internen Begebenheiten zu beachten.«
    Er nickte sinnend. Kao Ming-Hoa musterte mich diesmal nicht so prüfend. Er schien allmählich überzeugt zu sein, ganz normale Menschen vor sich zu haben.
    »Dann darf ich Sie bitten, unsere willkommenen Gäste zu sein, Colonel«, entschied Huang. »Ich muß Ihnen leider einige unangenehme Dinge zumuten. Ich darf Sie auch darauf hinweisen, daß ich nicht jeden meiner Mitarbeiter über Ihre wahre Identität unterrichten kann. Das könnte gewisse Gefahren heraufbeschwören.«
    »Wir werden Sie sicherlich überstehen, Sir. Wenn Sie stets rechtzeitig Platzpatronen ausgeben, sollte der Einsatz gelingen.«
    Er verstand meine Anspielung sehr gut. Kao schmunzelte zurückhaltend.
    Als Reling die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, meldete sich Hannibal auf telepathischer Ebene.
    »Percelli wurde von den ehemaligen Wissenschaftspriestern des Sehenden Calthur aufgenommen. Er wollte sich weiterbilden und einige Kapazitäten zu Rate ziehen.«
    »Du hast ihn also doch noch belauschen können?«
    »Nur ganz kurz. Die Impulse kamen sehr schwach. Rate mal, wer schließlich dafür sorgte, daß er seine Aufnahmeprüfung verwarf und den Beitritt zum Kult verweigerte?«
    »Sadonelli?«
    »Nur indirekt, aber er hängt mit drin. Nein, der Hauptdrahtzieher ist Dr. Haskin Davanger, Toterlays ehemaliger Mitstreiter und Mitsäufer; also genau der Mann, der sich von dir distanzierte und den Geläuterten spielte. Kannst du dich erinnern, daß du ihm in Neo-Calthurion über den Weg gelaufen bist?«
    »Und ob!«
    »Bestens. Davanger war der Stellvertreter des Regierenden Naahrgar, für uns bekanntlich parataub, und am langen Hebel saß er auch. Wenn ich Percellis letzte Bewußtseinsäußerung richtig deute, war es Davanger,

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