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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Sie wollten also auch nicht wiedererkannt werden.
    Ich hielt Sicherheitsmaßnahmen dieser Art für überholt, aber die hohen Chefs der Geheimdienste schienen noch anderer Meinung zu sein.
    Wichtig war, daß die asiatischen Kollegen keine überflüssigen Fragen stellten. Hannibal hatte längst ermittelt, daß sie über unse re Übermenschen-Rolle informiert waren. Sie gehörten demnach zu den Spitzenkräften der GAS-Abwehr, oder Huang hätte sie nicht abgestellt.
    Hannibal rief mich telepathisch an.
    »Wir kommen zu spät. Er stirbt. Ich empfange nur noch ein dumpfes Raunen. Der Alte ist außer sich.«
    Wir eilten durch stille Gänge und kamen schließlich zur Intensivstation der Basisklinik. Die Türen öffneten sich.
    »Beeilen Sie sich bitte«, drängte Kao. »Unter Umständen flackern seine Lebensgeister noch einmal auf, wenn er Sie als Neo-Calthurs erkennt. Passen Sie aber bitte auf. Die Reaktion kann auch umgekehrt sein.«
    Das befürchtete ich allerdings auch! Wenn dieser Mann beim Erkennen seiner Situation den Mut aufgebracht hatte, mit einem Einmann-Fluggerät zu fliehen, dann sah er Übermenschen bestimmt nicht sehr gern.
    Immerhin – eine Reaktion, egal in welcher Form, konnte vielleicht doch noch stattfinden.
    Reling, Kulot, Steamers und Anne Burner standen im Kreise chinesischer Mediziner und anderer Experten.
    Dr. Angelo Percelli lag auf einem schmalen Spezialtisch, um den sich die Geräte des Lebenserhaltungssystems gruppierten. Man hatte ihn praktisch an alles angeschlossen, was Wissenschaft und medizinisch orientierte Technik jemals erfunden und gebaut hatten.
    Der Anblick war durch das Kabel- und Schlauchgewirr schon erschütternd genug. Als ich aber sein Gesicht erblickte, blieb ich schockiert und von Mitleid ergriffen stehen.
    Sollte das der Jungmediziner Angelo Percelli sein? Ein Mann, der erst am 24. September 2011 das sechsundzwanzigste Lebensjahr vollenden würde?
    Reling warf mir beschwörende Blicke zu. In dieser Umgebung konnte er mich mit dem besten Willen nicht auffordern, so schnell wie möglich mit der telepathischen Erfassung zu beginnen. Ich war froh darüber.
    »Bitte, treten Sie näher, Oberst TS-20«, ergriff Huang-Ho Feng das Wort. »Vielleicht spürt er Ihre Anwesenheit.«
    Ich schritt unsicher nach vorn. Die Anrede war korrekt. Reling hatte mich als TS-20 angekündigt. Hannibal galt als Captain der GWA, seine Kodebezeichnung lautete NG-121.
    Das war im Moment alles unwichtig. Ich sah nur dieses schrecklich gezeichnete Gesicht mit den hohlen, faltigen Wangen und den tief eingesunkenen Augen, deren geschlossene Lider wie halbtransparentes Pergament wirkten.
    Der Mund war ebenfalls eingefallen. Percelli hatte innerhalb weniger Stunden die Zähne verloren.
    Die nackten Schultern schienen einer tausendjährigen Mumie zu gehören.
    Dann stand ich vor ihm. Hannibal hatte sich von der anderen Tischseite genähert.
    Wir vernahmen das Flüstern der Mediziner. Sie griffen anscheinend zum letzten Mittel, um das entschwindende Leben noch einmal anzufachen. Ich sah, daß man den Inhalt einer zwan zig Milliliter fassenden Spritze in den Anschluß einer bereits angelegten Dauertropf-Infusionsleitung preßte.
    Es war ein rötlicher Stoff.
    »Ralowgaltin«, gab Hannibal bestürzt durch. »Mein Gott, sie geben ihm die übelste Droge aller Abwehrdienste. Das bringt ihn um.«
    »Kleiner, diesem Menschen kann nichts mehr schaden. Sie wissen schon, was sie tun. Konzentriere dich auf seinen Bewußtseinsinhalt. Wir bilden einen Block – nein, wir bilden keinen! Kao beobachtet mich zu aufmerksam. Wenn er meine Konzentrationsstarre bemerkt, gehen die Lichter aus. Mache es allein. Ich konzentriere mich, so gut es geht.«
    Reling nagte mit den Zähnen an seiner Unterlippe. Ich ahnte, was in ihm vorging, aber ich konnte mich mit dem besten Willen nicht paratechnisch ins Abseits stellen. Das wäre bemerkt worden.
    Immerhin ergriff ich die abgezehrte Rechte des »jungen« Mannes. Sie war eiskalt, der Puls kaum noch fühlbar.
    Um nicht völlig die Kontrolle über die Ereignisse zu verlieren, mußte ich etwas sagen. Es fiel mir ein.
    »Sir, wir können den erhofften Effekt nur erreichen, wenn Percelli mindestens noch einmal die Augen aufschlägt und einigermaßen bewußt zu denken beginnt. Ich sehe sonst keine Möglichkeit, wie er NG-121 und mich als Super-Calthurs identifizieren sollte.«
    Dem Sterbenden erwies ich mit meiner Forderung keinen Dienst. Vielleicht verursachte ich ihm sogar Qual damit.
    Für die

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