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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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belüftet.
    Selbstverständlich war die elektronische Überwachung allgegenwärtig. Man konnte keine Handbewegung machen und kein Wort sprechen, ohne nicht irgendwie oder von irgend etwas beobachtet oder belauscht zu werden.
    Vor etwa einer Stunde hatte mir Kao Ming-Hoa mitgeteilt, einige elektronische Mikro-Abhörgeräte wären erstaunlicherweise ausgefallen, und zwar im Speiseraum.
    Wir hatten uns darüber nicht gewundert. Jeder der hier inhaftierten Calthur-Wissenschaftler war eine Kapazität. Für Leute dieser Art waren Abhörgeräte keine weltbewegenden Neuigkeiten, sondern schlichtweg Dinge, mit denen man rechnete; die man daher auch entdecken und unschädlich machen konnte.
    Die sogenannten »Wanzen« waren an vier Tischen ausgefallen; natürlich ganz zufällig, was sonst!
    Erstaunlich war, daß die Geräte auch an dem Tisch nicht mehr funktionierten, den die Wachen für uns reserviert hatten.
    Ich war daher der Auffassung, daß jemand, der auf keinen Fall abgehört werden wollte, den Plan gefaßt hatte, sich mit uns, den sogenannten »Erhobenen«, in Verbindung zu setzen.
    Kao war meiner Bitte sofort nachgekommen – das heißt, er hatte die Mikrosender nicht erneuern lassen.
    Auf seinen Vorhalt, das müßte von den Spitzenwissenschaftlern der ehemaligen Calthur-Sekte eigentlich bemerkt werden, hatte ich eine plausible Erklärung gefunden.
    Wir waren seit zwei Tagen in der Haftanstalt der Abwehr. Viermal täglich hatten wir uns, ebenso wie alle anderen Gefangenen, in den Speiseraum zu begeben. Dabei hatten wir aber nie ein lautes Wort vernommen.
    Diese Leute besaßen exakt funktionierende Gehirne und ein feines Gespür für Gefahren aller Art. Sie hatten sich gehütet, während des Essens ihr Stillschweigen zu brechen, denn noch hofften sie auf eine baldige Freilassung oder einfach auf eine Fluchtchance. Die war dann gegeben, wenn sie nach Beginn des Mammutprozesses aus dem Gewahrsam der Abwehr entlassen wurden.
    Sowohl Kao als auch Huang-Ho Feng rechnete nach Anbruch dieser Periode mit einem gewaltsamen Befreiungsversuch, der unter Umständen mit marsianischen Waffen durchgeführt werden würde. Wir teilten diese Meinung.
    Es kam darauf an, so schnell wie möglich positive Daten zu ermitteln, die wir aber wahrscheinlich nur von Dr. Davanger erhalten konnten.
    Wir schritten in unserer abweisend wirkenden Haltung auf unseren Tisch zu. Hannibal hielt sich respektvoll einen Schritt rechts hinter mir.
    Er ging etwas gebeugt, von der Masse seines gewaltigen Kop fes belastet. Ich dagegen »schritt«! Erhobene gehen nicht wie einfa che Menschen.
    So passierten wir etwa dreißig Männer. Einige unter ihnen erwiesen uns ihren Respekt oder auch ihre Wertschätzung, indem sie sich erhoben und den Kopf neigten.
    Ihnen gönnte ich einen hoheitsvollen Blick. Andere, die sich nicht erhoben, ignorierte ich.
    Wir wußten längst, daß die Einsatzmasken ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Man akzeptierte uns, zumal ich während eines hitzigen Streitgesprächs mit einem Offizier der GAS-Abwehr erstaunliche Kenntnisse über marsianische Transmitterkonstruktionen nachgewiesen hatte, die selbst für die führenden Persönlichkeiten der Calthur-Priester völlig neu und überraschend waren.
    Die Daten waren exakt, denn sie stammten vom KLAUSENWÄCHTER, dem kommandierenden Robotgehirn der Saghonschen Andenfestung.
    Hannibal versuchte erneut, irgendeinen der Anwesenden telepathisch zu sondieren.
    »Gib es auf, Kleiner. Die führenden Leute sind grundsätzlich para-immun. Und die unbedeutenden Handlanger in den benachbarten Räumen wissen nur das, was uns ohnehin bekannt ist. Gib es auf.«
    »Ich möchte herausfinden, weshalb sie parapsychisch taub sind«, beharrte er auf seiner vorgefaßten Meinung. »Wieso kann man sie nicht belauschen? Was ist mit ihnen geschehen? Wenn sie mit den marsianischen Todesschläferbakterien behandelt worden wären, würden sich längst Aufstockungseffekte gezeigt haben. Vielleicht auch einen schnellen Alterungsprozeß wie bei Dr. Angelo Percelli. Das kann es also nicht sein. Was ist es aber?«
    »Ich nehme als begründet an, daß sie auf dem Mond einige Geräte fanden, die vor 187 000 Jahren von den Marsianern entwickelt wurden, um menschliche Hilfsbesatzungen gegen die paramentalen Verhörmethoden der Deneber immun zu machen. Das war zur Zeit des großen Weltraumkriegs üblich, denn Gefangene wurden auf beiden Seiten gemacht. Das ist es und nichts anderes. Wir sind bei unserem Zeiteinsatz in der

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