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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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fallen – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
    Als ich soeben Kiny anrufen wollte, stieß Davanger einen Schrei aus.
    Die Justierungskontrollen des Transmitters zeigten plötzlich Grünwert. Die darunter angebrachte Leuchtleiste flammte in typisch marsianischen Symbolgruppen auf. Wer das unterscheiden konnte, mußte entweder ein Könner oder ein echter Marsianer sein.
    »Das ist die Socotra-Station!« rief er außer sich vor Freude. »Das ist ihre Symbolgruppe. Der zweite Empfänger steht im Hochland von Hindukusch und der dritte nahe Peking im Taihang-Schan-Gebirge. Alle können sie als Sender, aber auch als Empfänger verwendet werden. Unser hiesiger Transmitter scheidet aus, desgleichen das Gerät im Taihang-Schan-Sektor. Er wurde von mir anders programmiert. Also kommt nur die Socotra-Anlage in Frage.«
    »Wo ist das? Ich verstehe Sie nicht. Beherrschen Sie sich.«
    »Die Insel Socotra am Ausgang des Golfes von Aden, östlich Somali-Land. Der Stützpunkt befindet sich an den Flanken eines der vielen, vorgelagerten Riffe. Man nennt es ›The Brothers Dar sa‹. Eigentlich sind es Korallenbänke, aber es gibt auch viele Felsformationen. Meinen Sie, ich könnte nun …«
    »Aber sofort. Wir bringen Ihre Ausrüstung auf die Transmitterplattform. Fangen Sie an, Davanger. Kümmern Sie sich um sonst nichts. Sind Ihre Waffen, Ausrüstungsgüter, Schutzanzug und dergleichen gekennzeichnet?«
    »Ja. Links auf dem Regal. Wenn ich die Kraftstation anlaufen lasse, ortet man uns noch auf dem Festland.«
    »Das haben wir zu riskieren. Geben Sie den vorbereitenden Sendeimpuls an die Gegenstation und blockieren Sie die dortige Justierungsbank. Ich möchte nicht bei Calthur herauskommen.«
    Er lachte nervös und bemerkte es nicht einmal. Augenblicke später lief das marsianische Aggregat an. Nun wurde es wirklich höchste Zeit.
    Wir sprangen über die rote Gefahrenlinie hinweg und stellten uns auf die Plattform. Davanger kam nach, ehe das erste Energieflimmern aus den Polen der Plattform hervorstach.
    »Kiny ist informiert«, teilte mir Hannibal noch mit.
    Dann erfaßten uns die hochschießenden Energiesäulen. Nach dem Auflösungsschmerz zu urteilen, hatte Davanger exakt geschaltet, oder wir hätten keinen mehr verspürt.
     
     
10.
     
    Der Schmerz der Wiederverstofflichung war heftig. Wir konnten uns nur ungefähr vorstellen, was mit unseren Körpern geschah; aber es funktionierte.
    Immerhin gab es noch genügend Menschen, darunter Fachleu te, die dieser marsianischen Errungenschaft nicht trauten. Sie hatten allerdings auch noch nie verspürt, wie es ist, wenn gesteuerte Urgewalten einen materiell stabilen Körper in seine einzelnen Atome zerlegen, ihn zu einem Empfänger abstrahlen und dort wieder maßgerecht zusammensetzen.
    Wieso es bei dieser Prozedur zu relativ wenigen Unfällen kam, war für uns ein Buch mit sieben Siegeln. Ich mußte bei jeder Transmitterreise an jenen historischen Film aus dem vergangenen Jahrhundert denken, in dem ein mit Transmittern experimentierender Wissenschaftler plötzlich mit dem Kopf einer Fliege wiedererstanden war. Sie hatte dagegen seinen Kopf besessen.
    Wir hatten viel mehr dabei als nur eine zufällig in den Käfig geratene Fliege.
    Allein die einwandfreie Rematerialisierung der hochenergetischen Waffen grenzte schon an ein Wunder. Die Wiedereingliederung konzentrierter Atomballungen zu den Molekülen und Zellen eines menschlichen Körpers war unvorstellbar. Und wenn man mit einem Schnupfen startete, kam man auch mit einem Schnupfen an. Nicht einmal das »übersah« der Rematerialisator.
    Ich sah Hannibal neben mir entstehen. An den schattenhaften Konturen schälte sich eine schmerzgekrümmte menschliche Gestalt hervor. Der Vorgang der Totalstabilisierung wurde mit dem Verstummen eines Donnergeräuschs abgeschlossen. Das war die Kraftstation des Empfangsgeräts gewesen.
    Wir taumelten nach vorn. Davanger war ebenfalls gut angekommen, aber er hatte weit weniger Transmittertraining als wir. Er wand sich stöhnend auf der kleinen Plattform und war nicht fähig, einen bewußten Überlegungsvorgang einzuleiten.
    Als ich wieder einigermaßen klar sehen konnte und die Wogen des Schmerzes abebbten, erkannte ich weiter vorn einen hochgewachsenen, schwergebauten Mann von schwarzer Hautfarbe.
    Er trug eine weiße Uniform. Die Schulterstücke wurden von vier goldenen Streifen geschmückt.
    Neben ihm standen zwei andere Männer. Sie waren ebenfalls uniformiert.
    »Alles in Ordnung, Apoll«,

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