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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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erreichte mich der dröhnende Ruf des Hünen. »Sie sind in Socotra-Station. Kommen Sie bitte. Wir haben die richtigen Medikamente hier. Kommen Sie!«
    Ich wankte auf ihn zu. Hannibal kroch auf allen vieren.
    Die Fremden halfen uns tatsächlich. Sie entblößten unsere Unterarme, setzten eine Hochdruckspritze an und injizierten uns das speziell für diese Zwecke entwickelte Medikament in die Blutbahnen. Der Schmerz mäßigte sich schnell; die Sehschärfe stabilisierte sich.
    »Ziemlich unangenehm, was?« meinte der mit den Kapitänsstreifen ausgestattete Mann. »Ich bin Narko Menere, Kapitän der schnellen Jacht, auf der wir Sie in Sicherheit bringen werden. Setzen Sie sich besser einen Moment hin. Wir müssen hier schleunigst verschwinden. Die Station wird gesprengt. Es dürfte wohl klar sein, daß man den Transmitterschock geortet und den Empfänger angemessen hat. In einigen Stunden ist hier allerlei los.«
    Ich nickte nur und setzte mich. Hannibal fiel neben mir in einen breiten, bequemen Sessel. Sie klappten automatisch zurück und bildeten weiche Lager.
    »Davanger!« preßte ich mühevoll hervor. »Helfen Sie ihm.«
    »Ihm wird sofort geholfen, Sir. Alles klar. Trefft ja nicht seinen Kopf!«
    Das Peitschen einiger Schüsse riß mich förmlich von dem Lager; aber der Angriff galt nicht uns.
    Davanger bäumte sich noch einmal auf. Ich sah seine ungläubig aufgerissenen Augen. Der Ausdruck blieb auch nach Eintritt des Todes erhalten.
    »Wir lassen ihn hier«, entschied Menere mit einer Gelassenheit, als hätte er soeben nur auf eine Konservendose schießen lassen. »Sind Sie sehr überrascht, Sir?«
    Ich mußte mich krampfhaft beherrschen, um nicht in die Rolle eines normal fühlenden und handelnden Menschen zu verfallen. Das war vorsätzlicher Mord gewesen.
    Worte dieser Art hatten Erhobene auf keinen Fall zu äußern. Deren Reaktion hatte ganz anders zu sein.
    Ich sah daher teilnahmslos zu dem Toten hinüber und musterte dann die drei Männer.
    »Interessant, Kapitän. Warum mußte das sein?«
    Sein breites, etwas grobschlächtiges Gesicht veränderte sich nicht. Doch – nun lächelte er.
    »Sehr richtig, Sir. Es mußte sein. Wir nehmen an, daß Sie über Davangers Eigenart nicht informiert waren.«
    »Welche Eigenart? Drücken Sie sich deutlicher aus.«
    Seine Augen verengten sich. Der Ton gefiel ihm nicht.
    Ich blickte ihn zwingend an. Daraufhin senkte er den Blick. Meine Extrasinne erwachten nun ebenfalls aus der Schmerzisolierung. Ich fühlte sofort die von ihm ausgehenden Impulse.
    Er war nicht völlig para-immun. Seine Gefühlsregungen ka men deutlich durch, aber seinen Bewußtseinsinhalt konnte ich nicht sondieren.
    »Teilimmunisierung«, gab Hannibal durch. »Vorsicht, Großer. Hinter dem Mann stehen Leute, die wirklich viel Macht besitzen. Sie wollen nicht, daß gute Hilfskräfte parapsychisch gefährdet werden, aber sie möchten trotzdem wissen, wie diese Hilfskräfte reagieren. Das geht aus den Gefühlsimpulsen hervor.«
    »Welche Eigenart, Kapitän?« hakte ich nach. »Ich erwarte ei ne einwandfreie Auskunft.«
    »Mir ist gesagt worden, Davanger wäre Ihnen gleichgültig«, erklärte er mürrisch.
    »Das ist richtig. Ich möchte trotzdem über den Grund der Hinrichtung informiert werden.«
    Die beiden anderen Männer schwiegen. Sie stammten ebenfalls aus Afrika.
    »Davanger hätte Sie und uns alle gefährdet«, bequemte sich Narko Menere schließlich. »Er trug den Schläfer-Symbionten im Gehirn.«
    »Bitte?«
    »Einen Schläfer-Symbionten«, erklärte er weiter, »der durch seine Programmierung bereits angesprochen, sich zersetzt und seine Erreger ins Gehirn abgegeben hatte. Davanger wäre etwa drei Stunden später gestorben. Er wäre nicht mehr zu retten gewesen. Wir allerdings hätten im Endstadium mit einer äußerst gefährlichen Infektion rechnen müssen. Die Viren greifen nur das Gehirn an.«
    Ich zwang mich zu einem ironischen Lächeln.
    »Tüchtig«, lobte ich. »Darf man erfahren, welches Genie auf die Idee gekommen ist, gefährlich werdende Personen auf diese Art auszuschalten? Natürlich ehe sie bei Verhören irgendwelcher Art oder gar freiwillig ihr Wissen um die Dinge preisgeben können?«
    Er lachte laut und offenbar erheitert. Ich war innerlich verzweifelt.
    Welcher Teufel in Menschengestalt hatte das ersinnen und überdies in die Praxis umsetzen können? Das war ungeheuerlich.
    Menere unterbrach meinen Gedankenfluß.
    »Das wird Ihnen von autorisierter Seite mitgeteilt werden, Sir.

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