Symbiose (Schicksal)
nach dir. Da wäre es eher wahrscheinlich, dass du es für einen Jungen gemacht hättest.“ Wir beide sahen uns kurz an und lachten daraufhin.
Als wir uns wieder einbekommen hatten, hatte Lucia die glorreiche Idee, schwimmen zu gehen. Unter normalen Umständen hätte ich wohl „nein“ gesagt und wäre ins Bett gegangen. Doch heute tat ich nichts, was ich normalerweise getan hätte. Mein Bikini war noch im Umzugswagen, der erst in ein paar Tagen bei uns eintreffen sollte. Also beschloss ich, mit meinem Spagetti-Oberteil und meiner Unterwäsche in den Pool zu hüpfen. Lucia hatte da weniger Schwierigkeiten. Sie zog sich komplett aus und ging wie selbstverständlich zurück ins Haus. „Ich komme gleich wieder“, sagte sie noch zu mir und weg war sie. Ich schmunzelte über ihre Freizügigkeit. Ich sah gut aus, hatte eine gute Figur und lange blonde Haare. Das war nicht der Grund für meine Zurückhaltung. Außerdem wäre es vor Lucia egal gewesen. Trotzdem konnte ich mich für dieses lockere Leben nicht mehr begeistern. Es hatte den Reiz für mich verloren. Als Lucia wieder kam hatte sie ein Grinsen im Gesicht und ihren IPod in der Hand.
„Wir brauchen schon ein bisschen Musik für unsere private Poolparty.“ „Nicht zu laut Lucia. Du weckst die Nachbarn sonst noch auf.“
„Ja Ja.“ Ich wusste, dass sie es eh nicht ernst nahm. Also kam ich schon wieder aus dem Pool, bevor sie die Musik anhatte. So wie ich es mir gedacht hatte, stellte sie laut Snoop Dog ein. „Nicht so laut!“ Ich drehte an der Lautstärke, bis ich sie für angemessen hielt. „Das ist viel zu leise“ beschwerte sie sich. Doch bevor sie wieder lauter machte, hob ich warnend meinen Finger in die Luft. „Nur noch ein bisschen lauter, bitte“, jammerte sie. „Okay, aber nur ein wenig.“
Nachdem wir uns nach ein paar hin und her Drehern einig waren, sprangen wir in den Pool. Das erste Lied war nun aus und „Time to Pretend“ von MGMT fing an, über die Lautsprecher zu spielen. Ich weiß nicht was es war, doch in diesem Moment fiel alles von mir ab. Vielleicht war es dieses Lied, die warme Luft oder der kalte Pool. Doch es gefiel mir. Es sprudelte richtig in mir und diesmal konnte ich mich nicht mehr kontrollieren. Ich fing an zu schreien. Lucia, die sich offenbar nicht einmal darüber wunderte, schrie lauthals mit. Wir alberten zusammen im Pool und für einige Minuten vergaß ich die Welt um mich herum. Alles. Meine Eltern, Tante Cécile, die alleine zu Hause saß, die Schule, ja sogar dass ich diese riesige Verantwortung für Fabienne hatte.
Völlig außer Atem schwamm Lucia zu mir rüber.
„Kannst du dir vorstellen, wie es sein wird, wenn wir hier erst mal Freunde gefunden haben? Es wird fantastisch werden.“ Der Gedanke gefiel mir. Freunde und ein normales Leben. Das wäre das, was uns gut tun würde. Und ich würde versuchen, genau das zu erreichen. Doch meine Ephorie wurde durch einen plötzlichen Schrei unterbrochen. Wir blickten beide voller Angst zum Gartenzaun, wo die Schreie herkamen.
„Wer zum Teufel ist da?“, schrie Lucia zurück, als der Schock bei ihr nachließ und wir niemanden erkennen konnten. Da sah jemand an unserem Gartenzaun hervor. „Ihr Nachbar. Was zum Teufel macht ihr denn da? Es ist schon nach 22 Uhr. Macht sofort die Musik leiser und hört auf zu schreien. Sonst rufe ich die Polizei.“
Eigentlich wäre ich total außer mir gewesen, doch heute nicht. Ich blickte zu Lucia und grinste sie dabei an.
„Lass mich das mal heute klären.“ Sie zuckte mit den Schultern um mir zu zeigen, dass es ihr recht war, wenn ich das übernehmen würde.
Ich stieg aus dem Pool und war mir völlig im Klaren darüber, dass durch mein nasses T-Shirt Einiges zu sehen war. Zuerst machte ich die Musik leiser, ging an meiner restlichen Kleidung vorbei, direkt auf den dunklen Gartenzaun zu.
„Wenn ihr zwei nicht sofort leiser werdet, hole ich die Polizei.“
Er blickte weiter über den Zaun. Bis ich fast vor ihm stand. Er musste gesehen haben, dass ich kaum etwas an hatte, denn er sah plötzlich in eine andere Richtung. Als ich genau vor ihm stand und er mich bewusst immer noch nicht ansah, räusperte ich mich.
„Es tut uns schrecklich leid, dass wir Sie gestört haben. Wir sind die neuen Nachbarn und haben total vergessen, wie spät es schon ist. Wir sind ein bisschen aufgedreht von der anstrengenden Fahrt und wollten uns eigentlich nur kurz abkühlen.“
„Das verstehe ich ja, aber…“ Als er das platschende
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