Symbiose (Schicksal)
will.“ „Unglaublich dieser Lehrer. Sie geht in Urlaub und scheißt uns zusammen, wenn wir mal zu spät kommen.“ Logan streichelte mir über den Kopf. „Wieso machst du dir dann Sorgen? Wenn du doch weißt, dass sie ihm Urlaub ist.“ Sein Streicheln hatten nicht die übliche, beruhigende Wirkung auf mich. „Weil Lucia und ich in ihrer Wohnung waren und…“ Noch bevor ich weiter sprechen konnte, unterbrach mich Logan. Seine Mimik änderte sich plötzlich. Seine Augen wurden dunkler und sein Kopf wurde rot. Er sah nun richtig wütend aus. „Habe ich dich gerade richtig verstanden? Du warst in ihrer Wohnung? Bist du wahnsinnig?“schrie er mich an. Damit hatte er mich jetzt überrumpelt. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. „Du kannst doch nicht einfach in ihre Wohnung einbrechen, nur weil sie im Urlaub ist!“ „Sie ist meine Freundin und ich habe mir Sorgen gemacht. Natürlich bin ich dann hingefahren. Es war ja niemand da“, rechtfertigte ich mich. Doch bevor ich irgendwelche Erklärungen abgeben konnte, unterbrach er mich wieder. „Es hätte jemand da sein können! Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Ich holte tief Luft bevor ich antwortete. Diese Zeit nutzte ich, um meinen Satz genau zu überlegen. Um bestimmt, aber nicht unfreundlich zu klingen. „Ich habe mir dabei gedacht, dass sie Hilfe brauchen könnte. Ich hatte den Schlüssel von ihr bekommen. Es war gut, dass wir hingefahren sind. Alles war total durcheinander und wir haben sogar Blut gefunden. Nachdem wir die Polizei angerufen hatten…“ „Ihr habt die Polizei angerufen?“ Bei der Lautstärke, die er nun erreicht hatte, fuhr ich erschrocken zusammen. Ich bekam kein Wort mehr raus. Logan sah kurz zu mir rüber. Für einige Sekunden sprach keiner mehr von uns beiden. Als er dann endlich weitersprach war seine Stimme plötzlich ganz ruhig. Sie wirkte sogar übertrieben freundlich. „Ähm tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Was hat die Polizei denn gesagt?“ Neugierig blickte er erneut zu mir. Doch ich wusste immer noch nicht, was ich sagen sollte. Er wirkte ganz anders als gerade eben noch. Logan bekam das mit und sein Atem wurde noch ruhiger. „Tut mir wirklich leid. Nun erzähl schon. Was haben sie gesagt?“ Trotz meiner Verunsicherung über seine Reaktion sprach ich leise weiter.
„Sie wollen nichts unternehmen“, sagte ich enttäuscht. „Sie sagen, dass es dafür keinen Grund gibt.“ Wie ein kleines Kind, das etwas angestellt hat, fing ich an unruhig mit meinen Haaren zu spielen. So wie er reagiert hatte konnte ich es vergessen, dass er uns helfen würde. Aber er war mein Freund und ich brauchte ihn. „Es ist ihr was zugestoßen, Logan. Davon bin ich überzeugt.“ Logan sah nicht überrascht aus, so wie ich es eigentlich erwartet hatte. Aber was konnte ich schon von ihm erwarten? In der einen Sekunde schrie er mich ohne triftigen Grund an und in der nächsten war er zuckersüß. „Ich verstehe nicht genau, wieso du sauer bist, dass ich meiner Freundin helfen will. Aber das ist mir eigentlich auch egal.“ Das wiederum hatte ihn überrascht. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich nun direkt an. Das hatte gesessen. Um mein Glück ein zweites Mal herauszufordern sagte ich ihm diesmal direkt, was ich von ihm wollte. „Du bist ein Dämon und du hast außergewöhnliche Fähigkeiten. Ich will, dass du uns hilfst. Wir haben schon einen Privatdetektiv beauftragt, aber ich denke, du kannst sicher mehr rausbekommen.“ Seine Antwort war Schweigen. Enttäuscht sah ich zum Fenster hinaus. Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben. Verflucht nochmal, er war ein Dämon, der Gegenstände mit seinen Gedanken bewegen konnte. Er hatte Menschen in meiner Umgebung beeinflusst, nur damit er mich heimfahren konnte. Und nun, wo ich ihn wirklich brauchte, wollte er mir nicht helfen? Nein, das konnte ich nicht akzeptieren. Nicht ohne einen echten Grund. „Ich meine es ernst, Logan.“ Immer noch blickte ich zum Fenster hinaus. „Sie ist in Schwierigkeiten. Ich spüre es.“ Er berührte wieder mein Knie als er sprach und ich blinzelte zu ihm rüber. Sein Gesicht war ernst, aber weicher als zuvor. „Youna, ich würde dir wirklich gerne helfen, aber sie ist eine erwachsene Frau. Ich bin mir sicher, dass sie keine Hilfe braucht.“
Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um keinen Kommentar loszuwerden und sah weg. Mir rollten bereits die Tränen über die Wangen, obwohl ich keine Ahnung hatte, was sie da zu suchen
Weitere Kostenlose Bücher