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Symbiose (Schicksal)

Symbiose (Schicksal)

Titel: Symbiose (Schicksal) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brunner-Huysamen
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kannst du nicht mehr ohne ihn. Sie liebt so bedingungslos, dass es mir manchmal Angst macht. Aber auf eine schöne Art. Verstehst du?“
    Logan nickte nur ohne mich zu unterbrechen. „Nachdem ich also den Anruf bekommen hatte konnte ich kaum mehr atmen, es war alles unrealistisch für mich. Fabienne sah mich an und ich verstand, dass ich sie niemals alleine lassen durfte.
    Die Beerdigung war dann nochmal das Schlimmste, an das ich mich erinnern konnte. Sie lagen da und waren einfach so leer. Ich erkannte sie kaum wieder und ich spürte, dass Fabienne das Gleiche sah. Sie war noch so klein, aber ab da war sie nicht mehr dieselbe. Sie war deshalb nicht ungezogen oder total in sich gekehrt, aber sie war anders als vorher. Und nachdem alles geklärt war mussten wir zu meiner Tante nach New York. Sie war so lieb und freundlich. Sie sah in uns ihre eigenen Kinder die sie niemals hatte. Lucia ist damals sofort mitgekommen. Es gab nichts, was man ihr sagen konnte, das dagegen sprach. Und tief drinnen wollte ich auch nicht, dass sie es sich doch anders überlegte. Es ist zwar egoistisch von mir, aber so ist es nun mal.
    Doch alles war mir zu viel. Diese Trauer von uns allen auf einem Haufen erdrückte mich regelrecht. Ich verstand nicht, warum mir meine Tante nicht gleich das Sorgerecht für Fabienne gegeben hatte. Ich war damals so blöd und verstand nicht, dass sie es nicht in der Hand hatte und dass sie uns auch nur schützen wollte. Wir hatten einen furchtbaren Streit als ich es endlich begriff. Der Streit war so albern, so kindisch.“
    Logan sah mich nicht an, doch er streichelte wieder meine Hand und mittlerweile half es mir tatsächlich, mich zu beruhigen. So wie es wohl ihm half. Mit ruhigerer Stimme fuhr ich fort. „Cécile, so heißt meine Tante, hatte versucht mir zu erklären, dass es wichtig für mich wäre, wenn ich aufs College ging und dass so eine Chance nicht mehr wiederkommen würde. Sie würde auf Fabienne aufpassen und das war es auch, was meine Mutter für mich gewollt hätte. Ab da sah ich schwarz. Was wusste Cécile schon, was meine Mutter für mich gewollt hätte? Sie wollte sicherlich nicht, dass ihre kleine Tochter ohne ihre große Schwester groß werden würde. Also stritten wir uns. Immer wieder, bis Fabienne aufwachte oder von draußen rein kam. Fabienne weinte dann und schrie. Ich verstand dieses Schreien als Angst um ihre große Schwester und wurde in meiner Ansicht noch bestätigt, dass ich Fabienne nicht alleine lassen durfte. Ich sagte Cécile, dass sie keine Ahnung hatte, was sich meine Mutter für uns gewünscht hätte und dass sie sowieso nichts verstand. Den Kummer, den ich empfunden hatte. Und auch, dass Fabienne unsicher war, wenn ich nicht bei ihr war. Den Schmerz, den Fabienne empfinden würde, nachdem ihr Vater und ihre Mutter verstorben waren und wenn nun auch noch ich weggehen würde. Ich beschimpfe sie als Egoistin. Nur weil sie selber keine Kinder haben konnte, durfte es nicht sein, dass ich Fabienne hier lassen würde.  Dass ich glaubte, sie wäre froh über den Tod ihrer eigenen kleinen Schwester, sodass sie nun deren Kinder groß ziehen dürfte. All das warf ich ihr vor. Da reichte es Cécile und sie schlug mir so heftig ins Gesicht, dass ihr Handabdruck noch Stunden danach zu sehen war. Sie erklärte mir, dass sie trauerte. Und zwar jeden Tag. Denn die Verbindung, die sie mit ihrer kleinen Schwester hatte war genau dieselbe, die ich mit Fabienne hatte. Da wurde es mir klar. Sie hatte ihre kleine Schwester verloren. Sie wollte Fabienne nicht bei sich haben weil sie egoistisch war. Nein, sie wollte sie bei sich haben, da sie ihrer toten Schwester helfen wollte. Das war das erste Mal, dass ich ihren Schmerz als das ansah, was er nun einmal war. Sie bestrafte sich selbst dafür, dass sie nicht da war um ihre kleine Schwester zu beschützen.
    Ich hatte mich bei ihr entschuldigt. Für die Dinge, die ich zu ihr gesagt habe und auch die Dinge, die ich heimlich gewünscht hatte. Wir hatten uns versöhnt. Doch dann musste eine Entscheidung getroffen werden. Und nachdem Cécile und ich ganz sachlich darüber gesprochen hatten, verstand Cécile, dass sie genauso handeln würde. Wir hatten so viel geerbt. Das Geschäft lief und wenn ich einmal so weit wäre, könnte ich den Laden meines Vaters übernehmen. Schließlich war ich als Kind oft dabei. Und als Teenager habe ich sogar oft mit verkauft. Ja einmal hatte ich sogar eine kleine Modenschau für meine Freunde organisiert. Ich

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