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Symbiose (Schicksal)

Symbiose (Schicksal)

Titel: Symbiose (Schicksal) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brunner-Huysamen
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ihr dadurch eine bessere Unterstützung sein.
    „Ich sage immer wieder, Youna es tut mir so leid. Aber sie reagiert nicht. Sie sitzt nun genau neben Fabienne und hält ihre Hand. Sie weint nicht, sie schaut nur Fabienne an und streichelt dabei ihre Hand.
    Im nächsten Augenblick bin ich von diesem Ort verschwunden. Ich bin in der Gerichtsmedizin. Der Mann, der neben mir steht, blickt zu seinem Kollegen und öffnet den Vorhang. Youna liegt da auf dem kalten Metall-Tisch.
    „Ist das Youna Noelle?“ fragt er mich, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen.
    Ich starre sie an und sehe an ihren Armen Schnittwunden. Verstehst du, Seth? Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Wegen mir.“
    Nun brach Lucia endgültig zusammen. Es zerriss mir das Herz, sie so zu sehen. Der Gedanke war der Realität so nah, dass mir die Tränen in d ie Augen stiegen. Ich hatte, bei den kurzen Selbstmordgedanken, falls das Ganze hier kein gutes Ende nehmen würde, keine Sekunde an Lucia gedacht. Egal, ob sie wollte, dass ich es höre oder nicht, ich musste zu ihr. Ich rannte um die Ecke und nahm sie in den Arm. „Youna? Es tut mir so leid.“
    Ich hielt sie im Arm. Seth war zur Seite gesprungen als ich aufgetaucht war. Ich wog sie wie ein kleines Kind, das nicht einschlafen wollte , im Arm. Das hatte bei Fabienne immer geholfen, wenn sie geweinte hatte. Und es schien auch bei Lucia zu helfen. Sie zitterte unter meinen Armen so stark, dass ich mich mit bewegte.
    „Was träumst du nur für schreckliche Sachen , mein Schatz? Es ist nicht deine Schuld, dass dieses Unglück passiert ist.“ Seth stand auf und hob die Hand, um mir zu zeigen, dass er nun gehen würde.
    Wortlos sagte ich „danke“. Er nickte nur und verschwand. Lucia drehte sich noch einmal kurz nach ihm um.
    „Er ist gegangen. Aber ich bin mir sicher, er kommt noch mal. Wieso ist er überhaupt nochmal gekommen?“
    „Keine Ahnung. Ich denke, er wollte mir Gesellschaft leisten. Er sagte, er könne nicht schlafen und da ich auch nicht wirklich geschlafen habe, haben wir uns unterhalten. Ich wollte nicht, dass du das hörst.“
    Mein schlechtes Gewissen meldete sich wieder. Bevor ich a uch nur die Hälfte gehört hatte wusste ich, dass es ihr nicht recht gewesen wäre.
    „Ich wollte euch eigentlich nicht belauschen. Sorry.“
    „Nicht deswegen. Du bist so komisch manchmal. Ich wollte nicht, dass du dir jetzt um mich Sorgen machst, denn das brauchst du nicht.“
    Wir blieben eine ganze Weile so sitzen bis Lucia eingeschlafen war. Ich verspürte den Wunsch, nach Fabienne zu sehen. Also ließ ich Lucia auf der Bank zurück und ging zu meinem Platz. Ich rieb mir die Augen und atmete tief ein. Nach ein paar fehlgeschlagen Versuchen wieder die Augen zuzumachen, stand ich auf um frische Luft zu schnappen. Ich wollte eigentlich nicht weg, aber es ging nicht anders. Das was ich gehört hatte musste ich verarbeiten.
    Unten standen ein paar Menschen in weißen Kitteln. Ich musste kurz über diesen Anblick lachen. Es war mitten in der Nacht und sie standen da und rauchten. Es waren doch immer die Ärzte, von denen man sich mehr erwartete und dabei sind es auch nur Menschen. Mit Macken und allem was dazu gehört. Ein bekanntes Gesicht war unter ihnen.
    Schwester Maria stand neben einem gutaussehenden Mann, der gerade noch eine Zigarette aus seiner Manteltasche holte. Er lachte sie an, doch Schwester Maria schien es nicht zu merken oder zu ignorieren. Sie war heute so nett gewesen, dass ich nicht einfach an ihr vorbei gehen konnte.
    „Hi. Was machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie haben Feierabend.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln, das scheinbar nicht überzeugend war. Sie sah mich traurig mit ihren stahlblauen Augen an.
    „Ja, aber meine Schicht war schon vor Stunden aus und die nächste beginnt gleich wieder.“ Auch sie zwang sich nun zu einem Lächeln, als sie das sagte. Doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich wieder, als sie die nächste Frage stellte. Sie sah mich besorgt an.
    „Wie geht es ihr denn?“
    „Sie schläft noch. Keiner konnte uns mehr sagen.“
    Sie sah beschämt weg. Es sah aus, als hätte sie nicht von Fabienne gesprochen. Als ihr das klar war, von wem ich sprach, war ihr das sichtlich unangenehm. „Lucia geht es auch gut.“
    „Gut. Gut, dass es beiden gut geht.“ In diesem Satz waren zu viele „Gut“. Ich wusste, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. Doch nachfragen kam für mich auch nicht in Frage.
    „Ich weiß, du bist in einer schweren Lage. Aber ich muss

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