Symbiose (Schicksal)
dich trotzdem um einen Gefallen bitten.“ Nun sah sie mich nicht mehr traurig an, eher ernst und streng.
„Was denn?“ „Deine Freundin. Sie macht sich sehr starke Vorwürfe, obwohl ihr die Polizei schon gesagt hat, dass sie nicht Schuld ist.“ Als ich das hörte, versetze es mir noch mal einen Faustschlag genau in meinen Magen. Ich dachte zurück, was Lucia gerade noch Seth erzählt hatte.
„Ich weiß schon. Aber was soll ich daran ändern?“
„Sei bitte nicht so streng mit ihr. Sie hat von nichts anderem gesprochen als von dir und was sie dir angetan hat.“
Ich fand zwar Schwester Maria sehr freundlich und sympathisch, aber das war nun eine Nummer zu viel. Ohne auf meine Tonwahl zu achten fing ich an ihr zu erklären, dass ich mir sehr wohl im Klaren bin, dass ich nicht zu harsch zu ihr sein sollte.
„Ich meine ja nur. Es ist verständlich, wenn du auf sie sauer bist. Aber sie macht sich schon genug Vorwürfe. Sie wollte sich nich t mal selbst untersuchen lassen bis wir wussten, was mit Fabienne ist.“
Sie drückte ihre Zigarette aus und sagte nur noch, dass sie ihre Schicht beginnen müsse.
Ich ging wieder hoch und versuchte, ein bisschen zu schlafen. Immer wieder wurde ich wach. Lucia ging es scheinbar nicht anders, denn als ich das nächste Mal wach wurde, war sie bereits wieder neben mir.
KAPITEL 20
Ich schlief nicht fest und daher wachte ich immer wieder auf und änderte meine Position. Immer wenn ich zu Lucia sah war ich dankbar, dass ich diese Situation nicht alleine bewältigen musste. Doch dann kam mir wieder ihr Gespräch mit Seth in den Sinn. Es war schrecklich, dass sie genau wusste was geschehen würde, sollte Fabienne diese Nacht nicht überleben. Ich konnte es nicht ändern. Das waren die Gefühle, die ich nun mal hatte. Ungeachtet dessen sah ich meine Freundin, die dann wiederum alleine gewesen wäre. Ich hätte dann nicht nur Fabiennes Leben versaut. Ich hätte auch das von Lucia zerstört. Immer, wenn ich gerade kurz vor einem Entschluss stand, schlief ich wieder ein.
Wenn ich so darüber nachdachte hätte ich sowieso keine wirkliche Entscheidung treffen können. Woher sollte ich auch wissen, wie das Leben ohne Fabienne wäre? Ich kannte nur das Gefühl, als ich meine Eltern verloren hatte. Den Drang mich umzubringen hatte ich deswegen nie gehabt. Gerade als ich die Augen wieder zu hatte kam der Alptraum wieder, den ich nun seit einer Ewigkeit hatte. Es kam mir vor, als wäre es nie derselbe Traum. Es war eher eine Fortsetzung vom alten. So als wäre es ein Film, der zwar immer wieder ein Stück vom alten zeigte, aber doch weiter ging. Doch diesmal roch ich Logans Parfüm. Er musste hier in meiner Nähe sein. Angst überkam mich. Ich hatte ihn mit hinein gezogen. Voller Furcht drehte ich mich im Keller hin und her, doch ich fand ihn nicht. Ich riss die Augen auf. Sein Parfüm war immer noch in meiner Nase. Ich blinzelte und musste erschrocken feststellen, dass ich nicht mehr da lag, wo ich zuvor eingeschlafen war. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, dass ich in seinen Armen auf einer Couch lag. Es war noch zu dunkel draußen um zu erkennen, wo genau wir waren. Und auch im Zimmer selbst war nur eine kleine Leselampe angeschaltet. Zuerst hatte ich keinen Orientierungssinn, wie immer. Ich drehte mich um und sah direkt in seine Augen. Sein Blick fixierte mich. Er hatte sich aber offensichtlich geduscht und umgezogen. Aber es sah aus, als hätte er sich ebenfalls kaum ausgeruht. „Hi“, sagte ich. „Ich habe nicht gemerkt, dass du gekommen bist.“ Er lächelte kurz, doch dann wurde sein Gesicht wieder steinhart. „Ich wollte auch nicht, dass du wach wirst.“ Ich rekelte mich neben ihm. Aber nur gerade so viel, das ich nicht gezwungen war, aufzustehen. Hier neben ihm zu liegen war so schön. Er war da und so wie er es mir gesagt hatte würde er nicht mehr gehen. Ich fragte mich, ob das wohl Liebe war. Liebe, auf die ich immer gehofft hatte. Wie ich sie erlebt und beobachtet hatte bei meinen Eltern. Wir sahen uns für eine halbe Ewigkeit in die Augen. Er küsste mich auf die Stirn, dann räusperte er sich und sagte mir, dass er mit mir reden müsse.
Ich gähnte noch einmal und stand dann auf. Meine Beine waren wackelig und ich fühlte mich schwach. Er musste mich kurz festhalten, damit ich nicht umfiel.
„Natürlich, was ist los?“ Er nahm mich bei der Taille und schob mich ein Stück zur Seite. „Ich würde lieber kurz raus, um mit dir darüber zu
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