Symphonie der Herzen
übermorgen noch einmal bei Euch vorbeischauen. Und natürlich bete ich dafür, dass es Eurer Schwester dann besser geht. Reitet vorsichtig,
Louisa.«
»Es ist wohl am besten«, murmelte George an seine Nichte gewandt, »ich sage einem der Pagen Bescheid, dass er dich begleiten soll.« Forschen Schrittes begleitete er Louisa in die Ställe und kam schließlich mit einem verschmitzten Grinsen wieder zurück. »Louisa hat mir gerade erzählt, dass Ihr nur deshalb nach The Doune gekommen wärt, um Euch davon zu überzeugen, dass nicht sie es ist, die sich mit Typhus infiziert hat«, sagte er zu James.
»Nun, ehrlich gesagt, hatte ich mir natürlich um beide Schwestern Sorgen gemacht. Aber es stimmt schon, ich hätte keine ruhige Minute mehr gehabt, wenn ich mich nicht mit eigenen Augen davon überzeugt hätte, dass es ihr gut geht.«
»Was für eine galante Geste«, staunte Elizabeth und schaute ihn bewundernd an. »Wie lange kennt Ihr Euch denn schon?«
James lächelte. »Meinen ersten Heiratsantrag habe ich ihr gemacht, als ich gerade erst sieben Jahre alt war. Und an meinen Gefühlen für sie hat sich seitdem nichts geändert. Ich bin noch immer fest entschlossen, sie zu meiner Ehefrau zu machen.«
17
Wir haben wirklich Glück, dass es noch nicht schneit. Manchmal liegt hier ja schon Anfang November Schnee.« Sorgsam legte die Herzogin von Bedford eine wärmende Reisedecke um Georgys Schultern, während die Kutsche rumpelnd die Grenze zwischen Schottland und England passierte.
Georgina hatte die Rückreise nach Woburn Abbey und damit die Wiedervereinigung mit dem Rest der Familie ganz bewusst so lange hinausgezögert, bis sie sich absolut sicher war, dass Georgy niemanden mehr anstecken würde.
»Und wenn ich es mir recht überlege«, lachte Louisa, »dann freue ich mich sogar ein bisschen auf die Jungs. Auch wenn sie mich bestimmt schon bald wieder den letzten Nerv kosten werden.«
Georgy hingegen blieb stumm. Schon oftmals hatte sie so getan, als ob sie nicht hörte, was ihre Mutter sagte. Louisa allerdings bezweifelte, ob das Fieber tatsächlich Georgys Hörvermögen beeinträchtigt hatte, und sie war sich auch gar nicht mehr so sicher, ob ihre Schwester überhaupt Typhus gehabt hatte. Mit einem ungewohnt boshaften kleinen Grinsen flüsterte sie ihrer Mutter zu: »Vielleicht würde es ja helfen, wenn wir Georgy ein Hörrohr schenken?«
»Lieber sterbe ich, als dass ich mir ein Hörrohr ins Ohr stopfe!«, schimpfte Georgianna, die urplötzlich aus ihrer Lethargie erwacht war. »Damit mache ich mich doch zum Gespött der Leute.«
»Tut mir leid, Georgy«, lenkte Louisa ein. »Das war doch bloß ein Witz.« Noch immer grinsend wandte sie sich zu ihrer Mutter um. »Vater wird sich bestimmt freuen, dich wiederzusehen. Und ich bin mir sicher, auch Rachel hat dich ganz schrecklich vermisst.«
»Oh ja«, seufzte Georgina. »Denn die Briefe, die wir uns regelmäßig geschrieben haben, waren doch bloß ein ziemlich schlechter Ersatz. Übrigens hat euer Vater noch gar nichts darüber verlauten lassen, ob Johnny nun eigentlich schon sein Gesetzesvorhaben durchbekommen hat. Andererseits denke ich, dass der Premierminister es bestimmt erst dann zur Abstimmung unterbreitet, wenn er sich auch sicher ist, dass das Oberhaus zustimmt.« Spontan breitete sich ein kleines Lächeln über ihre Lippen. »Übrigens sollten wir uns, sobald wir zu Hause angekommen sind, schleunigst an die Weihnachtsvorbereitungen machen.«
»Und Johnny kommt doch bestimmt auch, nicht wahr? Er sagt doch immer, dass er sich während der Weihnachtstage auf Woburn Abbey meist so gut erholt, dass er sich dann im neuen Jahr gleich mit doppelt so viel Schwung wieder an die Arbeit machen kann.«
Ein rascher Blick auf Georgy verriet Louisa, dass diese eingeschlafen war, und eingelullt von dem gleichmäßigen Schaukeln der Kutsche gaben auch Lu und Georgina sich schon bald Morpheus’ sanfter Umarmung hin.
Dann ist es also wahr. Ich kann es einfach nicht mehr länger leugnen. »Gütige Mutter Gottes«, flüsterte Georgianna vor sich hin. »Ich bin schwanger. Was soll ich denn jetzt bloß tun?« Voller Verzweiflung betrachtete sie einen Moment lang ihr Spiegelbild. Sie ballte die Hände zu Fäusten, drauf und dran, abermals den Spiegel zu zertrümmern, als sie plötzlich innehielt. Himmel Herrgott nochmal!, fluchte sie im Geiste. Ich kann unmöglich noch einen Spiegel zerschlagen. Genau deswegen habe ich ja so viel Pech.
Heiß brannten ihr die Tränen
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