Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
Vom Netzwerk:
in den Augen, während sie panisch nachzurechnen begann, wann sie sich Teddy Fox das letzte Mal hin-gegeben hatte. Es war mittlerweile November, die dritte Woche sogar schon. Und wenn sie sich richtig erinnerte, dann hatte sich die letzte unheilvolle Begegnung mit Teddy Fox in der dritten Juliwoche ereignet. »Vier Monate also schon!«, keuchte sie. Prüfend legte sie
    die Hand auf ihren Bauch und spürte trotz des engen Reitkostüms, das sie trug, eine deutliche Wölbung. »Ich muss es loswerden! Und es muss bald geschehen. Ich kann nicht länger warten.«
    Während der folgenden Woche unternahm sie täglich Ausritte und trieb ihr Pferd dabei meist zu einem halsbrecherischen Galopp, nur um irgendwie das Kind aus ihrem Leib zu treiben. Doch es schien an ihr zu hängen wie eine Klette, so zumindest empfand Georgy es, und Nacht für Nacht verfluchte sie ihr gesamtes Leben. Als schließlich der Dezember anbrach und noch immer keine göttliche Fügung sie von ihrem Baby erlöst hatte, traf Georgy eine folgenschwere Entscheidung.
    Sie zog einen warmen Wintermantel über ihr Reitkostüm, um die aufgeplatzten Nähte zu kaschieren, und betrat das Zimmer ihrer Schwester. »Louisa, hast du Lust, mit mir einen kleinen Ausritt zu machen?«
    Überrascht schaute Lu auf. Ihre Schwester war in den vergangenen Tagen stets allein reiten gegangen, und überhaupt schien Georgy noch immer so unglücklich und in sich selbst zurückgezogen, dass Lu sich über diese Aufforderung umso mehr freute. »Aber gern. Was meinst du, ob ich wohl einen Mantel anziehen sollte?«
    »Tu das«, seufzte Georgy mit verbittertem Lächeln. »Auch du solltest dich warm anziehen. Uns stehen harte Zeiten bevor.«
    Irritiert sah Lu ihre Schwester an und fragte sich, was diese doppeldeutigen Worte wohl bedeuten mochten, schwieg aber lieber.
    Im Stall sattelte Louisa ihr Pferd wie immer selbst, und auch Georgy mühte sich heute mit dem schweren Sattel ihres Pferdes ab, obwohl sie diese Arbeit sonst immer den Stallburschen überließ.
    Anschließend galoppierte Louisas ältere Schwester wie eine Besessene durch den Park und geradewegs auf den Wald von Woburn zu; Lu hatte Mühe, mit ihr mitzuhalten. Als sie die ersten Bäume erreichten, zügelte Georgy ihr Tier schließlich und sprang ab. Müde ließ sie sich auf einen umgestürzten Baumstamm fallen und forderte ihre Schwester auf, sich zu ihr zu setzen.
    »Ich möchte dir etwas sagen. Aber es ist ein Geheimnis. Du musst mir versprechen, dass du es auch ganz bestimmt niemandem weitererzählen wirst.«
    Langsam ließ Lu sich neben ihr nieder. Endlich!, dachte sie erleichtert. Endlich sagt sie mir, was sie so bedrückt. »Ich werde schweigen wie ein Grab. Dein Geheimnis ist bei mir absolut sicher.«
    »Ich bekomme ein Kind.«
    Ungläubig musterte Lu das blasse Gesicht und die angsterfüllten Augen ihrer Schwester. Sie war so entsetzt über das, was sie soeben vernommen hatte, dass es ihr für einen Moment schier die Sprache verschlug. Dann aber erinnerte sie sich wieder an das seltsame Benehmen, das Georgy in den vergangenen Monaten an den Tag gelegt hatte, und mit einem Mal ergab alles einen Sinn. Endlich begriff sie, in was für einer ausweglosen Situation ihre Schwester sich befand, und ihr Herz schmerzte vor Mitgefühl. »Georgy, es tut mir ja so leid.« Sanft ergriff sie deren Hand.
    Und genau dieses Mitgefühl war es, was bei Georgianna Russell schließlich sämtliche Dämme brechen ließ, und schluchzend verbarg sie ihr Gesicht an Lus Schulter.
    Lange Zeit hielt Louisa sie einfach nur fest an sich gedrückt, während sie überlegte, wer wohl der Vater des Kindes war. Doch natürlich sprach sie diese Frage nicht laut aus. Stattdessen flüsterte sie nur: »Seit wann weißt du es?«
    Mit bebenden Schultern atmete Georgy einmal tief ein und erlaubte Lu, ihr die Tränen abzutupfen. »Den ersten Verdacht hatte ich schon, kurz bevor wir nach Schottland aufgebrochen waren. Aber dann hat mir dieser Gedanke solche Angst gemacht, dass ich ihn schnell wieder verdrängt habe. Ich habe einfach die Augen davor verschlossen. Meine Periode ist nun zwar schon seit ein Paar Monaten überfällig, aber wie gesagt: Ich wollte es nicht wahrhaben. Außerdem hatte ich gehofft, dass das Gerumpel der Kutsche oder die langen anstrengenden Ritte über die Bergketten ir
    gendwann bestimmt eine Fehlgeburt auslösen würden. Aber jetzt kann ich es wohl wirklich nicht mehr länger abstreiten. Ich bin im fünften Monat.« Sie schluckte einmal.

Weitere Kostenlose Bücher