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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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marschierte Lu in Richtung Küche, um nachzusehen, ob die Köchin womöglich gerade einen Krug frischer Limonade zubereitet hatte. Um den Weg dorthin abzukürzen, huschte Louisa einmal quer durch den Wintergarten und durch den schmalen Seitenkorridor, von dem unter anderem auch Lannys Atelier abzweigte, als sie mit einem Mal stehen blieb, denn ihr war da plötzlich eine ganz fabelhafte Idee gekommen. Wie wäre es, wenn sie einfach schon einmal einen Blick auf ihr Porträt im Ballettkostüm wagen würde? Lanny jedenfalls würde sie das Bild bestimmt nicht sehen lassen, bis es vollkommen fertig war. Ich werde auch nicht lange in seinem Atelier bleiben, dachte sie, während ihre Wangen vor lauter Aufregung bereits zu glühen begannen. Nur ein klitzekleiner Blick auf die Staffelei - und dann bin ich auch schon wieder weg.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür zum Studio, schlüpfte hinein und schloss sie sofort hinter sich. Unmittelbar darauf schlug ihr auch schon ein durchdringender Geruch nach Ölfarbe und Terpentin entgegen, doch sie mochte diesen harzigen Duft, erinnerte er sie doch an Lanny. Zaghaft und neugierig zugleich sah Lu sich um und suchte nach ihrem Porträt, doch sie konnte es nirgends entdecken. Stattdessen sah sie einige Staffeleien, auf denen zahlreiche halbfertige Bilder warteten, sowie diverse Tischchen mit Lannys Malutensilien: Es war, als besäße er einen ganzen Laden voller Pinsel, Spatel, Farbtuben und Schabemesser. Und ganz hinten an der Wand warteten noch zwei weitere Stapel Leinwände auf ihre Vollendung; links standen Lannys Darstellungen der heimischen Flora und Fauna, rechts die Porträts der Familie.
    Neugierig betrachtete Lu ein besonders großes Bild und dann noch ein halbes Dutzend kleinerer Gemälde, die hinter der großen Leinwand verborgen gewesen waren. Sämtliche der Porträts stellten ihre Mutter dar, was Lu nur wenig verwunderte. Die schöne Herzogin von Bedford war nun einmal Edwins Lieblingsmodell. Plötzlich aber sog sie scharf die Luft ein und starrte ungläubig auf eine Skizze von ihrer Mutter, die diese in liegender Pose und mit entblößten Brüsten zeigte. Louisa war schockiert über die Intimität, die auf diesem Bild zum Ausdruck kam, denn der Blick ihrer Mutter war geradezu auffordernd, und ihre nackte Brust war rund und rosig. Wie konnte Mutter sich Lanny nur derart darbieten?, dachte Louisa verbittert.
    Dann, einen knappen Wimpernschlag später, schlug auch schon eine Woge der Scham und der Selbstvorwürfe über ihr zusammen. Selbst schuld, wenn sie solch pikante Werke entdeckte! Woher nahm sie sich auch das Recht, in Lannys Atelier durch dessen Bilder zu stöbern? Hastig verließ sie das Zimmer wieder und schloss die Tür hinter sich. Außerdem war es ja auch nicht das erste Mal, dass sie die entblößte Brust ihrer Mutter sah. Wie oft schon war sie just in dem Augenblick in Rachels Kinderzimmer gekommen, da ihre Mutter gerade das Baby stillte? Folglich war wahrscheinlich auch an einer nackten Brust auf einem Porträt nichts sonderlich Anstößiges. Vielleicht war es sogar das Natürlichste auf der Welt. Oder ist es gar Vaters ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass Lanny Mutter in dieser Pose darstellt?, überlegte sie. Abermals errötete Louisa und schimpfte im Geiste mit sich selbst, weil sie derart schockiert reagiert hatte.
    Nachdenklich steuerte sie auf den Salon ihrer Mutter zu, um dort eine Tasse Tee mit Georgina zu trinken. Plötzlich hörte sie gedämpftes Stimmengemurmel aus dem Raum dringen, und als sie näher kam, erkannte sie, dass es die Stimmen von William und ihrer Mutter waren. Sofort blieb Lu stehen, wollte erst hören, ob womöglich auch Elizabeth dabei wäre, denn dann hätte sie sich gewiss nicht zu ihnen gesellt.
    »Ich begegne Bessy stets mit dem größtmöglichen Respekt, aber sie behandelt mich, als ob wir Rivalinnen wären. Sicherlich, ich bemühe mich natürlich, ihre kalte und hochmütige Art zu ignorieren, denn ein offener Streit würde deinem Vater gewiss sehr zusetzen ... aber insgeheim betrübt mich ihr Verhalten doch sehr -«
    »Auch ich wünschte, ihr beide könntet Freundinnen sein ...«, seufzte William wehmütig.
    »Zumal ich auch nicht weiß, wie ich mich in ihrer Gegenwart überhaupt noch verhalten soll«, fuhr Georgina aufgebracht fort. »Denn ganz gleich, was ich tue oder sage: Sie rümpft ja doch bloß angewidert die Nase. Das ist nicht zu übersehen. In einigen ihrer Briefe hat sie mir sogar vorgeworfen, ich sei >extravagant<.

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