Symphonie der Herzen
Hochzeit doch auch auf Gordon Castle feiern! Ich weiß noch, dass ich als Mädchen einmal mit meinen Eltern nach Haddo House gereist bin, und ich meine, mich zu erinnern, dass Haddo House und Gordon Castle kaum fünfzig Kilometer voneinander entfernt liegen.«
»Eine fantastische Idee!«, stimmte auch John Russell ihr zu. »Zumal dein Bruder George, seit er das Herzogtum und die Burg geerbt hat, unsere Familie ja geradezu mit Einladungen bombardiert.«
»George wird außer sich sein vor Freude, das Fest ausrichten zu dürfen«, stimmte Georgina ihm zu und wandte sich dann direkt an
Abercorn. »Wenn Eure Mutter nicht nach London kommen kann, dann verlagern wir die Hochzeit doch einfach zu ihr! Zumal ich denke, dass die Vorbereitungen und die Reise nach Schottland zusammengerechnet sicherlich einen guten Monat in Anspruch nehmen werden. Da hat sie noch ein wenig Zeit, sich zu erholen. Und wenn es dann so weit ist, wird sie mit ein wenig Glück bestimmt in der Lage sein, die kurze Reise bis nach Gordon Castle auf sich zu nehmen. Und sie braucht auch nicht gleich nach der Hochzeit wieder aufzubrechen. Sie kann so lange auf Gordon Castle bleiben, wie sie will.«
»Eure Großzügigkeit überwältigt mich«, entgegnete James gerührt. »Und der Herzog von Gordon ist mir ja bereits bekannt. Ich bin schon einmal in den Genuss seiner Gastfreundschaft gekommen. Damals, in Kinrara ...« Vorsichtig schaute er einmal zu Louisa hinüber, die angesichts des Vorschlags ihrer Mutter jedoch eher verdutzt als glücklich wirkte.
Ich wünschte, die Dinge zwischen uns beiden wären wieder so wie an jenem Tag, als wir zusammen nach Kinrara geritten waren, seufzte James im Geiste. Abermals fühlte er sich von Lus Verletzlichkeit schier überwältigt, und mit einem Mal begriff er auch, dass sein Zorn sich von vornherein nie gegen Louisa gerichtet hatte. Nein, nicht sie verfluche ich, sondern das Schwein, das ihr die Unschuld geraubt hat! Ich werde ihn dafür zur Verantwortung ziehen, das schwöre ich.
Und langsam dämmerte ihm auch, dass man seine Gefühle ohnehin nicht einfach an- oder abstellen konnte, ganz so, wie es einem gerade passte. Stattdessen hatte er sein Herz schon vor Jahren an Lady Louisa verloren, und es ruhte noch immer in ihren Händen. Schon in Kürze werde ich einen heiligen Eid darauf leisten, sie zu ehren und zu lieben, bis dass der Tod uns scheidet, überlegte er. Und - bei Gott! - ich werde diesen Eid halten.
»Louisa«, unterbrach Georgina seine Gedanken, »du und James, ihre beide müsstet Euch jetzt entscheiden, wann das große Fest stattfinden soll. Ich möchte meinem Bruder so schnell wie möglich das Datum mitteilen - am besten sogar, ich wähle statt des normalen Postwegs diesmal einen Kurier. Und auch Charlotte muss ich schnellstmöglich von Euren Plänen erzählen. Auch sie wird sicherlich außer sich sein vor Freude. Zumal das Ganze, wenn es auf Gordon Castle stattfindet, eine Art Familienzusammenkunft wird.«
Nach dem Essen nahm Louisa James zu einem Gespräch unter vier Augen mit in die Bibliothek. Unschlüssig ging sie vor dem Fenster auf und ab. Schließlich wandte sie sich zu ihm um und erklärte mit betrübter Stimme: »Ich kann mich nur noch einmal dafür entschuldigen, dass man Euch auf diese Weise zu einer Ehe mit mir gedrängt hat.«
»Aber, Lu«, mit einigen wenigen Schritten ging er auf sie zu und schaute ihr tief in die Augen, »macht Euch darüber bitte keine Gedanken. Ich bin nicht die Sorte von Mann, die sich zu irgendetwas zwingen lässt. Ganz im Gegenteil sogar: Ich hatte mir von jeher gewünscht, Euch zu meiner Braut zu machen.« Sachte ergriff er ihre Hand, dann drückte er zärtlich ihre Finger.
»Und was ist mit Gordon Castle? Wollt Ihr wirklich dort heiraten, oder wollen wir die Sache nicht doch um ein paar Monate verschieben?«
»Eure Mutter hat diesen Vorschlag gemacht, um meiner Mutter damit entgegenzukommen. Überhaupt ist Eure Familie mir gegenüber wieder überaus großzügig. Und da meine Mutter leider sehr krank ist und ich mir wiederum wünsche, dass sie unbedingt noch bei unserer Hochzeit dabei sein soll, denke ich, wir belassen es bei der jetzigen Absprache. Die Hochzeit noch weiter zu verschieben ist jedenfalls keine gute Idee.«
»Aber natürlich, James. Tut mir leid, dass ich daran nicht schon eher gedacht habe.« Sie nahm den Kalender vom Schreibtisch ihres Vaters auf. »Also, wie wäre es dann mit dem ersten Freitag im Juni?«
»Perfekt. Auf diese Weise
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