Symphonie der Herzen
Boot an den überdachten Anleger, sprang behände aus dem schwankenden Gefährt und vertäute es. Anschließend streckte er Louisa die Hand entgegen, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Vertrauensvoll und ohne jeden Argwohn legte sie ihre Hand in die seine, und in diesem Augenblick begriff James, dass er die Schlacht bereits halb gewonnen hatte. Zuletzt schnappte er sich noch sein Hemd, legte es jedoch nicht wieder an, sondern warf es sich lässig über die Schulter.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, es musste also in etwa Mittagszeit sein, als James vor den im Schatten lagernden Satteltaschen niederkniete, um den mitgebrachten Proviant herauszuholen. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber nach dem Rudern habe ich immer einen Bärenhunger. Du hast hoffentlich auch ein bisschen Appetit?«
»Kommt ganz darauf an, was Ihr mir anzubieten habt, Mylord«, neckte Louisa ihn.
James lächelte verschmitzt. »Sag mir erst, wo du lieber sitzen möchtest. In der Sonne oder im Schatten?«
»In der Sonne. Und am liebsten dicht am Ufer.«
Galant breitete er sein seidenes Hemd auf dem Gras aus, um Louisas Kleidung zu schützen. Lächelnd nahm Louisa darauf Platz, während James vor ihr niederkniete und eine große Leinenserviette entknotete, in der ein frisches Weizenbrot mit schmackhaft-krosser Kruste zum Vorschein kam sowie ein kleiner weicher Laib aus selbst hergestelltem Käse. Dazu gab es eine Handvoll würziger, luftgetrockneter Würstchen und zwei rotwangige Äpfel. »Ich gebe zu, das ist eigentlich nicht das passende Mahl für eine Lady, sondern wohl eher eine Bauernmahlzeit.«
»Und trotzdem finde ich, es sieht köstlich aus. Ich bin ja sowieso nicht wählerisch.«
»Das macht mir Mut«, scherzte James. »Vielleicht habe ich dann ja doch noch eine Chance.«
Louisa schwieg und ging nicht weiter auf seine Neckereien ein, obwohl sie natürlich begriffen hatte, dass er sich noch immer darum bemühte, ihr Herz zu gewinnen. Stattdessen kostete sie lieber ein Stückchen von dem Brot und ein saftiges Häppchen Käse. »Hmmm«, seufzte sie. »Köstlich.«
Zufrieden schenkte James ihnen beiden je ein kleines Glas Brombeerwein ein. »Ich verspreche dir, dass das nicht wieder so ein starkes Gebräu ist wie unser schwarzgebrannter Whisky.« Herzhaft biss er in eines der kleinen Würstchen. »Hier, die musst du unbedingt kosten.« Doch Louisa weigerte sich und schaute ihn nur skeptisch an, woraufhin James versuchte, sie bei ihrem Stolz zu packen: »Nun komm schon. Du wirst doch wohl genügend Mumm besitzen, um eines von unseren kleinen irischen Würstchen zu probieren. Gott allein weiß, welche Teile vom Schwein sie dort hineinpacken.«
Sofort schnappte Louisa sich eine von den irischen Köstlichkeiten. »Und ob ich genügend Mumm besitze! Ich probiere alles aus.«
In James’ Augen blitzte es verräterisch. »Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern.«
»Du verdorbener Mistkerl!« Genüsslich leckte sie sich die Finger ab, nachdem sie das Würstchen verspeist hatte, und nahm sich dann einen Apfel.
Wie gebannt schaute James ihr zu, als sie begierig in das süße Fruchtfleisch biss, und er lachte amüsiert, als ihr der Saft das Kinn hinunterlief. Als Louisa schließlich auch den Apfel verspeist hatte, erhob sie sich und warf das Kerngehäuse mit Schwung ins Unterholz. »Den Rest kann sich eines der Rehe holen. Die sind ganz wild auf Äpfel.«
Zum Abschluss der Mahlzeit griff James nochmals in die große Leinenserviette und zog ein winziges Etwas heraus, das sorgsam in feines Seidenpapier eingepackt war. Unter Louisas neugierigen Blicken wickelte er das kleine Präsent aus und streckte Lu dann seine Hand entgegen: Mitten auf seiner Handfläche saß eine kleine Marzipanmaus.
»Oh, James!« Entzückt kniete Lu vor ihm nieder und berührte die kleine Maus sachte mit dem Finger. Sie war ehrlich gerührt über diese liebevolle Geste. Vorsichtig nahm sie die Maus auf und leckte einmal daran.
» Swatemate «, murmelte James und konnte den Blick nicht von ihren Lippen abwenden.
Louisa ahnte, dass er damit sicherlich nicht die Maus meinte. Ich bin sein swatemate, dachte sie geschmeichelt.
Nun nahm auch James sich einen Apfel und ließ sich in das üppige Gras zurücksinken, während er das Gefühl der wärmenden Sonnenstrahlen auf seiner nackten Brust genoss. Nachdem er den Apfel aufgegessen hatte, schloss er genießerisch die Augen.
Verstohlen spähte Lu zu ihm hinüber, und als sie sah, dass seine dunklen
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