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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erreicht und mußte mit dem Wagen zusammenprallen.
    Carola überblickte diese Situation von weitem. Entsetzt schrie sie auf, warf die Arme empor und schrie »Halt! Halt! Babette! Spring ab! Babette –«
    Babette sah die ›Tante‹ auf dem Weg und glaubte, sie winkte ihr. Lachend winkte sie zurück und gab ihrem Roller noch einmal einen kräftigen Schwung.
    »Babs!« schrie Carola in wilder Verzweiflung. Der Lastwagen schwenkte ein, sein Aufbau schob sich in das Tor. »Babs! Spring ab!«
    Auch Babette sah jetzt den Wagen. Drohend türmte sich der Laderaum vor ihr auf, kam näher, immer näher, eine Wand, gegen die sie prallen mußte. Sie hörte das Brummen des Motors und umklammerte in kindlicher Schutzsuche den Lenker ihres Rollers, statt sich von ihm abzustoßen und sich seitlich ins Gras fallen zu lassen.
    Der Wagen stoppte. Der Fahrer bemerkte die wild gestikulierende Frau auf der Straße und bremste. Im Rückspiegel sah er jetzt das Kind auftauchen, in rasender Fahrt genau auf ihn zu. Er versuchte noch, den Vorwärtsgang hineinzureißen und aus der Toreinfahrt wegzukommen, aber es gelang nicht mehr. Mit einem piepsenden, hellen Schrei prallte Babette auf den Lastwagen, wurde zurückgeschleudert und rollte an die Buchenhecke. Dort blieb sie liegen, bewegungslos, ein kleiner, verkrümmter Körper. Der Roller schleuderte unter den Lastwagen.
    »Babette!« schrie Carola noch einmal auf. Dann rannte sie den Weg hinunter, stieß den Lastwagenfahrer, der bleich und entsetzt aus dem Führerhaus kletterte, zur Seite und kniete neben dem ohnmächtigen Kind. Aus einer Platzwunde auf dem Kopf rann das Blut über das noch in der Ohnmacht vor Schreck verzerrte Gesichtchen, der linke Arm pendelte wie bei einer ausgerenkten Puppe.
    »Ich … ich konnte nichts dafür …«, stotterte der Fahrer. »Ich konnte das Kind nicht sehen.« Auch der zweite Fahrer kam nun durch den Garten gerannt, vom Keller her. Alwine stand oben am Eingang und brüllte. »Erna!« schrie sie. »Erna! Sie haben Babs überfahren! Sie haben Babs überfahren …«
    »Sie muß sofort ins Haus!« Carola nahm Babette in ihre Arme. Der Fahrer hielt den blutenden Kopf hoch, der andere stützte den offensichtlich gebrochenen Arm. Aus dem Haus stürzte Erna Graudenz. Sie weinte hysterisch und wollte sich auf Babette stürzen.
    »Ist sie tot?« schrie sie immer wieder. »O Gott! Ist sie tot?! Babette, so sag doch was! Babette –«
    »Rufen Sie sofort Prof. Landsberg an!« sagte Carola. Sie drückte das blutende Kind an sich. Ihr Mantel, ihr Kleid wurden verschmiert, sie merkte es gar nicht. »Starnberg 3 72 89. Schnell. Prof. Landsberg soll sofort kommen …«
    Erna Graudenz unterbrach ihr Weinen und Jammern und starrte Carola entgeistert an. Dann rannte sie voraus. Als Carola ins Haus kam und Babette hinauf ins Kinderzimmer trug, hörte sie Fräulein Graudenz bereits telefonieren.
    »Er kommt sofort«, sagte Erna Graudenz später im Kinderzimmer und wunderte sich. Ohne zu fragen, war die fremde Dame sofort hinauf in Babettes Zimmer gegangen. Nun rannte sie ins Badezimmer, holte aus der eingebauten Hausapotheke Verbände und Pflaster, Jod und Tupfer und begann, das Blut vom Gesicht des Kindes zu waschen und die blutende Platzwunde abzudecken. Den Arm legte sie auf einen großen hölzernen Hampelmann. Diese Frau muß einen sechsten Sinn haben, dachte Erna Graudenz. Sie weiß sofort, wo alles ist, sie fragt gar nicht … sie holt alles zusammen, als habe sie schon jahrelang in diesem Haus gewohnt.
    »Kann ich noch etwas tun, Frau … Frau …«
    »Friedburg«, sagte Carola heiser. »Ja. Können Sie Herrn Donani erreichen?«
    »Nein. Ich weiß nicht, wohin er abgereist ist. Ich weiß nur, nach Südfrankreich.«
    »Und wann kommt er wieder?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Es hat sich nichts geändert«, sagte Carola leise und voll Bitterkeit. Erna Graudenz verstand sie nicht und beugte sich vor.
    »Was sagten Sie, Frau Friedburg?«
    »Nichts. Holen Sie aus der Hausapotheke die Herztropfen.«
    »Herztropfen?«
    »Ja doch. Sie stehen im zweiten Fach von oben. Eine kleine Flasche, braun, mit einem weißen Etikett der Löwen-Apotheke aus München –«
    Erna Graudenz rannte davon und kam bald mit dem Fläschchen zurück. Diese Frau ist unheimlich, dachte sie, als sie die Herztropfen Carola hinreichte. Woher kann sie wissen, wo die Herztropfen der toten Frau Donani stehen?
    Prof. Landsberg traf nach zehn Minuten bereits ein. Er hatte seine Praxis unterbrochen. Die

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