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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für Leclerc nicht zu erstürmender Wall. »Guten Tag, Jean Leclerc!« sagte Donani laut.
    Jean wirbelte herum. Sein Gesicht zerfiel in Entsetzen und schreiende Angst.
    »Herr … Herr Donani –«, stammelte er.
    So groß sein Erschrecken war, so klar erkannte er auch, daß er in einer Falle saß. Zwischen der Tür und ihm stand die hohe Gestalt Donanis, an der Tür lehnte Bombalo – alles aber, was ihm helfen konnte, die Klingelknöpfe für den Zimmerkellner, den Boy oder den Hausdiener, war auf einem Klingelbrett neben der Tür vereinigt. Nur die Flucht durch das Fenster blieb ihm, ein sinnloser Gedanke, denn das Zimmer 369 befand sich in der 4. Etage, 15 Meter über dem Boulevard.
    »Was … was wollen Sie von mir?« fragte Jean heiser vor Angst.
    »Die Wahrheit!« antwortete Donani laut.
    »Wahrheit? Worüber?«
    »Wir sollten jetzt nicht mehr Theater spielen, Leclerc. Daß ich hier vor Ihnen stehe, sollte Ihnen beweisen, daß wir uns nicht mit gegenseitigen Fragen aufzuhalten haben. Wir sollten über die Dinge sprechen. Also – was war mit meiner Frau und Ihnen? Weichen Sie nicht aus. Ich will eine klare Antwort. Ich will von Ihnen nur das bestätigt haben, was ich jetzt weiß.«
    Jean Leclerc schwieg. Er starrte zu Bombalo hin. Wie ein Scharfrichter steht er da, dachte er mit eisigem Entsetzen. Was haben sie vor, wenn ich ihnen die Wahrheit sage?
    »Verlassen Sie mein Zimmer! Sofort!« sagte er rauh und nahm dabei den letzten Mut zusammen. »Ich werde um Hilfe schreien und einen Skandal entfesseln.«
    »Wenn Sie wüßten, wie völlig gleichgültig mir das jetzt ist.« Donani trat noch einen Schritt vor. Jean drückte sich gegen die Wand. Schweiß trat auf seine Stirn und perlte ihm über die Augen. Kalter Schweiß nackter Angst.
    »Meine Frau war Ihre Geliebte?« fragte Donani. Bombalo nagte an der Unterlippe. Er konnte ermessen, was diese Frage Donani an innerer Kraft kostete. Jean Leclerc nickte schwach.
    »Ja –«, sagte er leise, kaum hörbar. Donanis Herz setzte einen Augenblick aus. Sein Gesicht wurde fahlweiß.
    »Wann?«
    »Damals. Bei dem Galakonzert in Paris begann es. Auf der Place de l'Opéra lernten wir uns kennen.«
    »Und bei mir zu Hause, in Starnberg, während meine Kinder krank zu Bett lagen, haben Sie mit meiner Frau zusammengelebt –«
    »Nur eine Nacht.« Jean ballte die Fäuste. Damals hast du mich gedemütigt, dachte er. Weißt du noch … als ich dir vorspielte und du dem kleinen Geiger sagtest, daß er ein Stümper sei. Du warst der König und ich der Sklave, der unter deinen Fußtritten rufen durfte: Danke! Danke, Herr! Danke! Jetzt ist es anders. Jetzt stehst du vor mir als der betrogene Ehemann, und der Sklave von damals hat es in der Hand, dich, den großen Donani, zu demütigen wie keinen anderen. »Ihre Frau kam mir entgegen«, sagte Jean mit einem frechen Lächeln der Erinnerung. »Sie hatte die Tür ihres Zimmers nicht abgeschlossen, und als ich eintrat, sagte sie –«
    Donani hob die Hand. In seinem Gesicht zuckte ungeheure Qual. »Sie sind ein Schwein, Leclerc, so von einer Toten zu sprechen!« schrie er.
    Jean hob die Augenbrauen. Von einer Toten, durchzuckte es ihn. Er weiß gar nicht, daß sie lebt, daß sie ein anderes Gesicht hat, daß sie Vera Friedburg heißt und irgendwo durch die Welt irrt? Er denkt noch immer, sie sei damals die Leiche in dem Autowrack gewesen?
    Über das Gesicht Jeans zog ein teuflisches Lächeln. Sie soll auch weiterhin für dich tot sein, dachte er. Du sollst von mir die immerwährende Qual haben, an eine Tote zu denken, deren letzte Tat im Leben der Betrug an dir war.
    »Sie haben mich gefragt, Monsieur«, sagte er und hob die Schultern. »Ich habe geantwortet.«
    »Und das Geld?« rief Bombalo von der Tür.
    »Das ist eine lange und tragische Geschichte, meine Herren. Ich möchte nicht so völlig verdorben sein, um Ihnen auch das zu erzählen.«
    »Reden Sie!« sagte Donani barsch.
    »Gut. Wenn Sie darauf bestehen.« Jean legte die Hände auf den Rücken und wippte auf den Füßen. »Das Konzert in Berlin sollte das letzte sein. Von Berlin aus wollten Carola und ich ins Ausland, wir wollten zusammenleben, irgendwo, ganz allein, und glücklich sein. Ganz klar gesagt: Wir wollten durchbrennen. Deshalb schrieb Carola einen Scheck über ihr ganzes Guthaben aus und gab ihn mir. Wir wollten von Berlin über München nach Zürich und von dort weiter in den Süden. Da geschah der entsetzliche Unfall.« Leclerc legte eine ergriffene Sprechpause ein

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