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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Untersuchung war schnell und beruhigte Carola sehr. Eine harmlose Platzwunde, die genäht werden mußte, ein nicht komplizierter Oberarmbruch, den man allerdings noch röntgen mußte. Erna Graudenz telefonierte nach einem Krankenwagen. Babette mußte zum Röntgen und Gipsen ins Krankenhaus gefahren werden.
    Am Abend war dann alle Aufregung vergessen. Mit einem dicken Kopfverband und eingegipstem Arm lag Babette im Bett und lutschte Schokolade.
    »Du siehst wie ein Araber aus«, sagte Carola und legte das Buch weg, aus dem sie bis jetzt vorgelesen hatte. Auch Alwine hatte sich schon ausgezogen. Es kam so selten vor, daß jemand Zeit für sie hatte, daß man ihnen aus einem Buch vorlas, mit ihnen spielte, mit ihnen redete. Babette hielt Carolas Hand umklammert, als sie aufstand und Erna Graudenz ins Zimmer kam.
    »Wo willst du hin, Tante?« fragte sie.
    »Die Tante muß jetzt gehen«, sagte Erna Graudenz.
    »Nein!« Babette hielt Carolas Hand fest. »Laß die Tante hierbleiben, Erna!«
    »Das geht doch nicht.«
    »Wenn die Kinder es wollen – ich hätte Zeit –«, sagte Carola leise.
    »O ja, ja! Bitte! Bitte!« Alwine und Babette strampelten mit den Beinen. »Die Tante soll hierbleiben!«
    Erna Graudenz hatte ein verschlossenes, abweisendes Gesicht. »Ich weiß nicht, ob das im Sinne Herrn Donanis ist«, sagte sie hart.
    »Papi wird nichts dagegen haben!« rief Alwine. »Die Tante muß Babs pflegen!«
    »Und ich lasse mich auch nur von der Tante pflegen«, sagte Babette. »Sonst weine ich immer –« Sie sah mit flehenden Augen zu Carola auf. »Bitte, bleib doch, Tante –«
    Das Herz Carolas wurde zentnerschwer. Ich bleibe für immer bei euch, dachte sie. Ich gehe nie wieder weg.
    Erna Graudenz hob die Augenbrauen und zuckte mit den Schultern. »Wenn die Kinder solche Ultimaten stellen – bitte. Sie können bleiben, Frau Friedburg. Aber das letzte Wort spricht Herr Donani, wenn er wiederkommt. Ich glaube nicht, daß er es billigt. Ich richte Ihnen das Fremdenzimmer –«
    Carola zuckte zusammen. Das Fremdenzimmer, in dem Jean Leclerc gewohnt hatte.
    »Nein, bitte nicht«, sagte sie schnell und wandte den Kopf weg, damit Erna Graudenz nicht ihre Erregung sah. »Ich schlafe hier bei den Kindern. Wenn Babs eine unruhige Nacht hat … sie kann ja Fieber bekommen – Ich schlafe dort auf der Couch –«
    Später saß sie zwischen den Betten und sah auf die glücklichen Gesichter der schlafenden Kinder.
    Ich bin wieder zu Hause, dachte sie. War alles, was hinter mir liegt, nicht bloß ein böser Traum …?
    *
    In Cannes wurden Bernd Donani und Bombalo von Franco Gombarelli abgeholt. Für den kleinen Manager war es eine Ehre, den großen Dirigenten zu begrüßen und ihm die Hand zu drücken.
    »Ich habe diesen Jean Leclerc heute morgen noch gesehen«, sagte er, als Donani sofort nach dem Geiger fragte. »Er wohnt im besten Hotel, dem ›Golf-Palace‹. Zimmer 369. Ich habe mich beim Portier erkundigt. Der Junge muß viel Geld haben.«
    72.000 Mark, natürlich, dachte Donani bitter.
    »Fahren wir sofort hin!« sagte er laut. Bombalo sah ihn kritisch von der Seite an.
    »Sollten wir nicht erst –«
    »Zum Golf-Palace!«
    Gombarelli zuckte ebenso wie Bombalo vor dieser Stimme zusammen und fuhr seine Gäste durch Monte Carlo zu dem weißen, am Meer liegenden, von Terrassengärten umgebenen Luxushotel.
    Niemand hielt Donani auf, als er mit sicheren Schritten zum Lift ging und dem Boy zurief: »369.« Bombalo gelang es gerade noch, sich mit in den Fahrstuhl zu zwängen, während Gombarelli zur Bar ging und ahnungslos einen doppelten Kognak bestellte.
    »Was willst denn du hier?« fragte Donani finster.
    »Ich lasse Sie doch jetzt nicht allein, Maestro!«
    »Wie du willst. Zurückhalten kann mich niemand.«
    Vor dem Zimmer 369, einer weißen Tür mit goldenen Leisten, blieb Donani kurz stehen und straffte sich. Dann klopfte er kurz, wartete keinen Ruf ab und trat ein.
    Jean Leclerc stand in einem seidenen Morgenmantel am Fenster und sah hinaus auf das große Hotelschwimmbecken mit Meerwasser. In einem Liegestuhl, geschützt von einem orangefarbenen Schirm, lag Doris Kinley und streckte ihre langen Beine von sich. Eine herrliche Goldgrube, dachte Leclerc gerade. Geld und Schönheit, wem wird so etwas schon geboten?
    Er drehte sich nicht um, als er die Zimmertür aufgehen hörte, sondern sagte etwas näselnd:
    »Stellen Sie den Whisky auf den Rauchtisch –«
    Donani schloß die Tür. Bombalo lehnte sich dagegen, ein lebender,

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