Symphonie des Todes
sie also gerade noch das Bett gemacht. Die Stereoanlage war eingeschaltet, als ich ins Zimmer kam. Hat sie das eventuell getan?«
»Vielleicht hätte sie Musik gehört, während sie dort aufräumt. Aber niemals derart laut. Wenn der Gast, wenn wir abends kommen, nicht im Zimmer ist, programmieren wir die Stereoanlage entweder nach seinen Wünschen oder stellen, wenn er keine Wünsche geäußert hat, eine Klassik-Station ein. Aber immer sehr gedämpft.«
»Womöglich wollte sie die Musik ja leiser machen, wenn sie mit der Arbeit fertig war.«
»Darlene hatte eine Vorliebe für modernere Musik.« Über Hilos Gesicht huschte ein Lächeln. »Das ist bei den meisten unserer jungen Angestellten der Fall. Sie hätte zu ihrer eigenen Unterhaltung niemals eine – es war doch eine Oper, oder? – ausgesucht.«
»Okay.« Dann hatte er sie also zu Opernklängen umgebracht, überlegte Eve. Hatte sich die Musik zu seiner eigenen Unterhaltung ausgewählt. » Wie ging es dann weiter?«
»Dann bin ich erstarrt, hab wie vom Donner gerührt dagestanden. Schließlich bin ich rausgerannt und habe die Tür hinter mir zugeworfen. Ich habe ihr Krachen über mein eigenes Schreien hinweg gehört. Dann bin ich weiter in den Korridor gerannt und habe auch die Eingangstür der Suite hinter mir zugeworfen. Da meine Beine sich nicht mehr bewegen wollten, bin ich draußen stehen geblieben, habe mich mit dem Rücken an die Tür gelehnt und immer noch schreiend die Nummer unseres Sicherheitschefs gewählt.«
Sie presste sich die Hände vors Gesicht. »Leute kamen aus den Zimmern und über den Flur gelaufen. Es herrschte totales Chaos. Dann kam Mr Brigham und ging hinein. Ich war völlig durcheinander, und er hat mich hierher gebracht und mir empfohlen, dass ich mich ein bisschen hinlegen soll. Aber das konnte ich nicht. Also habe ich hier gesessen und geheult, bis Roarke mit dem Tee gekommen ist. Wer konnte diesem süßen, kleinen Mädchen so was antun? Warum?«
Eve hatte keine Antwort auf die Frage, auf die es niemals eine echte Antwort gäbe, und wartete deshalb, während Hilo mühselig um Fassung rang, einfach schweigend ab. »Hat Darlene regelmäßig Dienst in dieser Suite gehabt?«
»Nein, aber meistens. Es ist bei uns Tradition, dass jedes Zimmermädchen zwei Etagen zugewiesen bekommt. Nach Ende ihrer Ausbildung war Darlene in den Stockwerken fünfundvierzig und sechsundvierzig eingeteilt.«
»Wissen Sie, ob es irgendjemand Besonderen in ihrem Leben gab? Vielleicht einen Freund?«
»Ja, ich glaube … oh, wir haben so viele junge Leute unter unseren Angestellten, zwischen denen es immer wieder irgendwelche Techtelmechtel gibt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich erinnern kann … Barry!« Hilo atmete erleichtert auf und hätte beinahe gelächelt. »Ja, ich bin mir sicher, dass sie einen Freund mit Namen Barry hatte. Er ist als Page bei uns angestellt. Ich kann mich deshalb so genau daran erinnern, weil sie überglücklich war, als er in die Nachtschicht wechseln konnte. Auf diese Weise hatten die beiden deutlich mehr Zeit füreinander als zuvor.«
»Kennen Sie seinen Nachnamen?«
»Nein, tut mir Leid. Sie hat immer angefangen zu strahlen, wenn sie von ihm gesprochen hat.«
»Gab es zwischen den beiden in der letzten Zeit Streit?«
»Nein, und glauben Sie mir, davon hätte ich mit Sicherheit gehört. Wenn einer unserer jungen Leute Streit mit seinem Freund oder mit seiner Freundin hat, bekommt es jeder von uns mit. Ich bin mir also ganz sicher … Oh. Oh!« Abermals wich ihr jede Farbe aus dem Gesicht. »Sie glauben doch wohl nicht, dass er … Lieutenant, so, wie Darlene von ihm gesprochen hat, hatte ich den Eindruck, als wäre er ein wirklich netter junger Mann.«
»Das ist eine reine Routinefrage, Hilo. Wissen Sie, ich würde gerne mit ihm sprechen. Eventuell hat er ja eine Vorstellung davon, wer ihr so etwas angetan haben könnte. Ob sie möglicherweise Feinde hatte oder so.«
»Ich verstehe. Ja, natürlich.«
Beide Frauen wandten ihre Köpfe, als die Tür geöffnet wurde und Roarke den Raum betrat. »Entschuldige. Störe ich?«
»Nein. Wir sind gerade fertig. Vielleicht muss ich noch mal mit Ihnen sprechen«, sagte Eve zu Hilo und stand auf. »Aber jetzt können Sie gehen. Ich kann Sie nach Hause bringen lassen.«
»Darum habe ich mich schon gekümmert.« Roarke kam durch den Raum und ergriff tröstend Hilos Hand. »Draußen vor der Tür steht einer unserer Fahrer, der Sie nach Hause bringen wird. Ihr Mann
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