Symphonie des Todes
Firmenimperiums.
Also zurück zum Opfer. Hatte Darlene möglicherweise irgendwas gehört oder gesehen, ohne dass ihr das bewusst gewesen war? Hotels waren belebte Orte, dort wurden öfter irgendwelche Geschäfte gemacht.
Aber falls die junge Frau auf irgendwas gestoßen war: Weshalb hatte man sie dann auf eine derart offensichtliche und vor allem dramatische Art und Weise umgebracht? Es wäre doch weitaus sinnvoller gewesen, sie möglichst diskret aus dem Verkehr zu ziehen.
Vielleicht durch einen Unfall oder einen missglückten Überfall. Das hätte natürlich ebenfalls schockiert, die Polizei jedoch hätte nach einer kurzen Überprüfung ihr Beileid ausgesprochen und sich danach für nicht zuständig erklärt.
Viel brächte es ihr sicher nicht, überlegte Eve, doch sie müsste noch einmal ins Hotel zurück, um dort die Gästelisten der vergangenen Wochen zu prüfen. Vielleicht fiel ihr dabei ja der Name eines Gastes auf, der in der letzten Zeit in einer von Darlene betreuten Suite genächtigt hatte.
Vor ihrem winzigen Fenster blieb sie stehen und schaute auf den morgendlichen Berufsverkehr hinaus. Sowohl in der Luft als auch auf den Straßen herrschte totales Chaos. Ein Airbus rumpelte vorbei, voll gestopft mit Pendlern, die nicht das Glück hatten, ihre Arbeit einfach von daheim aus erledigen zu können. Ein mit einem Mann besetzter Hubschrauber hielt sich in der Luft mit surrenden Rotoren nicht weit von ihrem Fenster auf einem Fleck und nahm das morgendliche Treiben für die Verkehrsmeldungen auf.
Die Medien brauchten mal wieder irgendetwas, um die Sendezeit zu füllen, nahm sie an. Sie hatte bereits über ein halbes Dutzend Anrufe von Reportern, die hofften, dass es einen Kommentar oder sogar einen Durchbruch zu beziehungsweise in dem jüngsten Mordfall gäbe, beflissen ignoriert. Solange ihr Commander sie nicht zwang, eine Erklärung abzugeben, überließ sie diese Dinge lieber ihrem Mann.
Niemand konnte besser mit den Medien umgehen als Roarke.
Sie hörte das unverkennbare Geräusch von harten Polizistenschuhen auf dem ausgetretenen Linoleum, starrte jedoch weiter reglos auf das Verkehrschaos hinaus.
»Madam?«
»In dem Flieger da drüben sitzt eine Frau, die den Schoß voll mit frischen Blumen hat. Was in aller Welt kann sie damit vorhaben?«
»Bald ist Muttertag, Lieutenant. Vielleicht hat sie sich lediglich ein bisschen früher zu dem Pflichtbesuch im Altersheim aufgemacht.«
»Hmmm. Ich möchte den Freund ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen, Peabody. Diesen Barry Collins. Falls es ein Auftragsmord gewesen ist, hat irgendwer dafür bezahlt. Selbst wenn ich nicht glaube, dass ein kleiner Page sich jemanden wie Yost jemals leisten könnte, hat er ja vielleicht Beziehungen zu irgendjemand anderem, der ihn sich leisten kann.«
»Yost?«
»Oh, tut mir Leid. Sie sind ja noch gar nicht auf dem Laufenden.« Während sie nach wie vor aus dem Fenster blickte, klärte sie ihre Assistentin auf.
»Captain Feeney ist also an den Ermittlungen beteiligt? Und wie steht es mit McNab?«
Eve warf einen Blick über ihre Schulter. Auch wenn sich Peabody die größte Mühe gab, möglichst gleichmütig zu gucken, war ihr kantiges, ernstes Gesicht zum Bluffen einfach nicht geeignet. »Es ist noch gar nicht lange her, da hätten Sie bei dem Gedanken, dass McNab an unseren Ermittlungen beteiligt werden könnte, lauthals gezetert.«
»Nein, Madam. Ich hätte zetern wollen, doch ihr drohender Blick hätte meinen Ärger nur noch im Geiste stattfinden lassen.« Sie grinste breit. »Aber die Zeiten haben sich geändert. McNab und ich kommen, seit wir miteinander schlafen, viel besser miteinander klar. Bloß, dass …«
»Oh, bitte nicht. Ich will nichts davon hören.«
»Ich wollte nur sagen, dass er sich zurzeit etwas eigenartig benimmt.«
»Falls Sie unter McNab im Wörterbuch nachsehen, ist eigenartig die Definition, die für ihn an erster Stelle steht.«
»Anders eigenartig als sonst«, erklärte ihre Assistentin, speicherte diesen hübschen Satz jedoch, um ihn bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit selber anbringen zu können. »Er ist … nett. Wirklich nett. Aufmerksam und richtiggehend süß. Erst vor kurzem hat er mir Blumen mitgebracht. Ich glaube, dass er sie im Park geklaut hat, aber trotzdem … Und vor ein paar Tagen hat er mich ins Kino eingeladen. In einen tollen Liebesfilm, von dem ich ihm erzählt hatte, dass ich ihn gerne sehen würde. Er fand ihn entsetzlich und hat dafür gesorgt, dass
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