Symphonie des Todes
Verlauf seiner diversen Reisen mehrere Alben mit Postkarten zusammengestellt. Manchmal blätterte er darin, nippte an einem Drink und betrachtete lächelnd die Bilder der Orte, an denen er gewesen war, und auf die von dort mitgebrachten kleinen Souvenirs.
Die Mahlzeit, die er diesen Sommer in Paris genossen hatte, nachdem er den Elektronikhersteller aus dem Verkehr gezogen hatte. Die Aussicht aus seinem Hotelzimmer auf das regnerische, abendliche Prag, bevor der amerikanische Gesandte von ihm erdrosselt worden war.
Daran erinnerte er sich mit Freuden.
Selbst wenn sein momentaner Auftrag ihn, bis die Show vorüber wäre, hier in New York gefangen hielt, war er voller Zuversicht, dass es auch in dieser Stadt viele positive Erinnerungen für ihn zu sammeln gab.
3
A m nächsten Vormittag saß Eve an ihrem Schreibtisch auf der Wache und ging die ihr von Feeney am Vorabend geschickten Informationen durch. Sie hatte ein paar Stunden geschlafen, und die dritte Tasse Kaffee, die sie sich an diesem Vormittag genehmigte, vertrieb die letzte Müdigkeit, als sie vor ihrem geistigen Auge das Bild eines gewissen Sylvester Yost entstehen ließ.
Er hatte bereits früh die Verbrecherlaufbahn eingeschlagen und war der Sohn eines kleinen Waffenschmugglers, der während der Innerstädtischen Revolten verschwunden und wahrscheinlich gestorben war. Die Mutter war eine geistesgestörte Autodiebin gewesen, die regelmäßig mit einem Messer auf die unglücklichen Besitzer der von ihr begehrten Gefährte losgegangen und, kaum hatte ihr Sohn das dreizehnte Lebensjahr erreicht, im Gefängnis an einer Überdosis Drogen gestorben war.
Seither führte Sly die Familientradition auf seine eigene Art und Weise fort.
Die Strafakte aus seinen Anfangsjahren lag vor Eve auf dem Tisch. Er hatte damals gern mit Messern gespielt, bereits zwei Wochen, nachdem er im ersten Heim gelandet war, dem für ihn zuständigen Sozialarbeiter das Ohr abgeschnitten und eins der dort lebenden Mädchen angegriffen, zusammengeschlagen und missbraucht.
Seine wahre Berufung jedoch war eindeutig das Strangulieren. Wie man das am besten machte, hatte er, bevor er auf die Menschen losgegangen war, an kleinen Hunden und an großen Katzen, die er auf der Straße aufgelesen hatte, geübt.
Mit fünfzehn war er aus dem Heim geflüchtet.
Jetzt war er sechsundfünfzig und stand in dem Verdacht, während der letzten einundvierzig Jahre dreiundvierzig Morde begangen zu haben, hatte jedoch nur ein einziges Mal Bekanntschaft mit dem Inneren eines Gefängnisses gemacht.
Obwohl das FBI, Interpol, das IRCCA und die zentrale Aufklärungsstelle für interplanetarische Verbrechen ihn in ihren Dateien hatten, gab es kaum Informationen über ihn.
Er wurde verdächtigt, ein Berufskiller zu sein, ohne lebende Verwandte, Freunde oder Bekannte, und ohne bekannten Wohnsitz. Seine bevorzugte Waffe war ein dünner Silberdraht, doch hatte er auch Menschen mit ihren eigenen Seidentüchern oder mit einer Goldkordel erwürgt.
In seiner Anfangszeit, dachte Eve, als sie die Berichte las. Damals hatte er noch keinen unverkennbar eigenen Stil gehabt.
Seine Opfer waren sowohl Männer als auch Frauen. Sie gehörten allen Altersgruppen, allen Rassen und allen sozialen Schichten an. Oft hatte er körperliche Gewalt, einschließlich Vergewaltigung und Folter, vor ihrer Tötung angewandt.
»Du machst deine Arbeit wirklich gut und gründlich, nicht wahr, Sly? Ich wette, dass du nicht gerade billig bist.« Sie lehnte sich zurück und studierte abermals die Aufnahme von Yost beim Einchecken in Roarkes Hotel. »Wer zum Teufel hat dich angeheuert, um ein junges Zimmermädchen zu ermorden, das völlig unspektakulär bei seiner Mutter und Schwester in Hoboken lebte?«
Sie stand auf und stapfte in der Enge ihres Zimmers auf und ab. Vielleicht hatte er sich bei der Auswahl seines Opfers ja geirrt, was Eve allerdings für höchst unwahrscheinlich hielt.
Man hatte in diesem Metier nicht über vierzig Jahre lang Erfolg, wenn man die falsche Zielperson ins Jenseits schickte.
Es war also anzunehmen, dass Yost genau den Mord begangen hatte, für den er angeheuert worden war.
Wer also war Darlene French gewesen und was für Verbindungen hatte die junge Frau gehabt?
Zweifellos zu Roarke. Doch neben der Tatsache, dass ihr Tod ihn persönlich traurig machte und beruflich ein paar Unannehmlichkeiten für ihn mit sich brachte, schlug er insgesamt gesehen doch keine allzu großen Wellen im Ozean seines
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