Symphonie des Todes
den Anhänger sorgfältig zurück unter ihr Hemd. »Damit wir ganz sichergehen können, dass er an der Sache nicht beteiligt ist. Mit dir«, sie piekste ihrem Mann mit einem Finger in die Brust, »muss ich nachher noch darüber reden, wie du die Geschichte am besten an die Medien verkaufst.«
»Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung. Nichts lieber als das.«
Plötzlich schwand sein Lächeln, und sein Gesicht verspannte sich, als eine sanft gesprochene, alte irische Ballade an seine Ohren drang.
Ehe er sich umdrehen konnte, schlang ihm bereits jemand einen Arm um seinen Hals.
Er verlagerte schon sein Gewicht, um sich gegen diesen Überfall zu wehren, als er mit einem Mal ein leises Lachen hörte und sich im Geiste in einer der stinkenden Dubliner Gassen aus seiner Jugend wiederfand.
Dann stand er mit dem Rücken an der Wand und schielte in das lachende Gesicht eines Gespenstes.
»Offenbar bist du nicht mehr ganz so schnell, wie du mal warst.«
»Mag sein.« Blitzschnell hatte Eve ihre Waffe in der Hand und drückte sie dem Fremden an den Hals. »Aber dafür hat er jetzt mich. Lass ihn los, du Arschloch, oder du bist ein toter Mann.«
»Zu spät«, röchelte Roarke. »Das ist er nämlich längst. Mick Connelly, warum schmorst du nicht in der Hölle und hältst mir dort ein Plätzchen frei?«
Ohne auf den Laser an seinem Hals zu achten, brach Mick in wieherndes Gelächter aus. »Ah, den Teufel kann man erst umbringen, wenn er dazu bereit ist. Du siehst wirklich gut aus, du elendiger Bastard, wirklich gut.«
Völlig verblüfft musste Eve mit ansehen, wie ihr eigener Mann das Gesicht zu einem dämlichen Grinsen verzog.
»Immer mit der Ruhe, Liebling.« Er hob eine Hand und schob damit den Stunner, mit dem Eve nach wie vor auf den Fremden zielte, etwas an die Seite. »Dieser hässliche Hurensohn ist ein uralter Freund.«
»Allerdings, das bin ich. Und ist es nicht mal wieder typisch, dass du eine Frau als Leibwächterin hast?«
»Obendrein noch eine Polizistin.« Roarkes Grinsen wurde noch breiter als zuvor.
»Meine Güte.« Mick tätschelte Roarke spielerisch die Wange und trat lachend einen Schritt zurück. »Früher hast du keinen derart guten Draht zu den Ordnungshütern gehabt.«
»Zu dieser Ordnungshüterin bestimmt. Sie ist nämlich meine Frau.«
Mick fasste sich ans Herz. »Sie hätte gar nicht ihre Waffe zücken müssen, jetzt sterbe ich nämlich vor Schreck. Ich hatte es bereits gehört – man hört schließlich jede Menge Dinge von dem berühmten Roarke. Aber ich habe es keine Sekunde geglaubt.«
Als Eve ihren Stunner wieder in das Halfter steckte, machte er eine charmante Verbeugung und küsste ihr, bevor sie es verhindern konnte, elegant die Hand. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Missus, freut mich ungemein. Mein Name ist Michael Connelly, aber alle meine Freunde, zu denen Sie hoffentlich bald zählen werden, nennen mich einfach Mick. Ihr Mann hier und ich haben uns schon gekannt, als wir noch kleine Jungen waren. Ziemlich schlimme Jungs, wenn ich das sagen darf.«
»Dallas. Lieutenant Dallas.« Trotzdem taute sie allmählich etwas auf, denn seine leuchtend grünen Augen blitzten sie warm und freundlich an. »Eve.«
»Ich hoffe, Sie verzeihen die etwas überschwängliche Begrüßung meines alten Kumpels. Ich war halt mächtig aufgeregt.«
»Schließlich war es sein Hals. Ich muss gehen«, sagte sie schulterzuckend zu Roarke und streckte seinem Freund auf eine Art den Arm entgegen, die ihm deutlich machen sollte, dass ihr eher an einem kräftigen Händeschütteln als an einem neuerlich gehauchten Handkuss gelegen war. »Hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
»Das kann ich nur erwidern. Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen.«
»Sicher. Bis später«, wandte sie sich erneut an ihren Mann und winkte ihre Assistentin, die mit großen Augen ein wenig abseits stand, mit sich in Richtung Tür.
Mick sah ihr hinterher. »Sie weiß nicht, was sie von mir halten soll, nicht wahr? Weshalb sollte sie das auch. Meine Güte, Roarke, es tut echt gut, dich endlich wieder mal zu sehen.«
»Ich freue mich genauso. Was machst du in New York und zusätzlich in meinem Hotel?«
»Geschäfte. Wie üblich. Man sollte stets darauf achten, irgendwas am Laufen zu haben.« Er zwinkerte Roarke zu. »In der Tat hatte ich gehofft, dass ich dich auftreiben würde, um mit dir darüber zu sprechen. Hättest du also ein wenig Zeit für einen alten Freund?«
4
F ür einen Toten sah er in dem
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