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Symphonie des Todes

Symphonie des Todes

Titel: Symphonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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glänzende Draht in ihr zartes Fleisch schnitt, rann ihr kaltes Blut über die Haut. In ihrem Kopf erklang ein wildes Rauschen, ein dunkles, dumpfes Tosen, als schrie um sie herum die ganze Welt.
    Sie fuchtelte mit ihren Armen, benutzte ihre Fäuste, ihre Nägel, ihre Zähne, doch sein Gewicht hielt sie an ihrem Platz.
    »Eve, komm zurück. Eve.«
    Jetzt war es Roarke, der sie in seinen Armen hielt, doch war sie noch gefangen in dem grauenhaften Traum. Das zeigten ihre gehetzten, blinden Augen, das wilde Pochen ihres Herzens und ihre erschreckend kalte Haut.
    Ein ums andere Mal rief er sie bei ihrem Namen und zog sie, um ihrem Körper neue Wärme einzuhauchen, eng an seine Brust. Ihre Panik schnürte ihm die Kehle zu, und genau wie sie bekam auch er nur noch mit größter Mühe Luft.
    Keuchend, als müsste sie ertrinken, versuchte sie ihn abzuschütteln, und verzweifelt, wie um sie wiederzubeleben, presste er seine Lippen auf ihren halb offenen Mund.
    Endlich wurde ihr Körper schlaff.
    »Es ist alles gut, du bist in Sicherheit.« Er wiegte sie sanft in seinen Armen und tröstete dadurch auch gleichzeitig sich selbst. »Du bist zu Hause, Baby, und du bist eiskalt.« Aber wenn er eine Decke holen wollte, müsste er sie kurz verlassen, und das war ihm unmöglich. »Halt dich an mir fest.«
    »Ich bin okay. Es ist alles in Ordnung.« Was ganz und gar nicht stimmte.
    »Halt dich trotzdem an mir fest. Ich brauche deine Nähe.«
    Unsicher schlang sie ihm ihre Arme um den Hals und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich habe dich gerochen, und dann habe ich dich gehört. Aber ich konnte dich nicht finden.«
    »Ich bin hier bei dir.« Jedes Mal, wenn sie in ihren Träumen dem Grauen ihrer Kindheit ausgeliefert war, zerriss es ihm beinahe das Herz. »Ich bin ganz nah«, murmelte er und presste seine Lippen auf ihr Haar. »Das muss ein ganz besonders schlimmer Traum gewesen sein.«
    »Ja, entsetzlich. Aber jetzt ist er vorbei.« Sie beugte sich, soweit er es gestattete, zurück und betrachtete sein Gesicht. Seine dunklen Augen zeigten deutlich, wie erschüttert er war. »Auch für dich scheint es besonders schlimm gewesen zu sein.«
    »Entsetzlich. Eve.« Er zog sie erneut an seine Brust und blieb, Herz an Herz, reglos mit ihr sitzen, bis das schlimmste Grauen halbwegs abgeebbt war. »Ich werde dir einen Schluck Wasser holen.«
    »Danke.«
    Als er in die Küche ging, vergrub sie ihren Kopf zwischen den Händen. Sie würde es überstehen, ermahnte sie sich. Sie würde es wie üblich überstehen. Sie würde den bitteren Geschmack der Angst hinunterschlucken, mit ihrer Arbeit fortfahren und sich daran erinnern, dass sie sich verwandelt hatte und kein Opfer mehr war.
    Arbeit. Sie hob den Kopf und atmete tief durch. Dort hatte sie alles unter Kontrolle. Dort hatte sie Macht.
    Als er mit dem Wasser zurückkam und sich zu ihren Füßen auf den Boden hockte, hatte sie sich weit genug beruhigt, um trotz der Dankbarkeit, die sie empfand, argwöhnisch zu fragen: »Hast du etwa ein Beruhigungsmittel in das Wasser getan?«
    »Trink.«
    »Verdammt, Roarke.«
    »Verdammt, Eve«, antwortete er milde und trank selbst die Hälfte des mitgebrachten Wassers aus. »Trink wenigstens den Rest.«
    Stirnrunzelnd hob sie das Glas an ihren Mund und blickte ihn über den Rand hinweg forschend an. Er sah erschöpft aus, was bei ihm höchst selten war.
    Er brauchte keine Arbeit, sondern Ruhe, wurde ihr bewusst. Aber selbst wenn sie die Arbeit bis zum nächsten Morgen liegen lassen würde, würde er sich keine Ruhe gönnen, sondern warten, bis sie eingeschlafen wäre, und nähme dann erneut vor dem Computer Platz.
    Doch war er nicht der Einzige, der wusste, welche Knöpfe er drücken musste, und so stellte sie das leere Glas entschieden fort. »Bist du jetzt zufrieden?«
    »Mehr oder weniger. Du solltest bis morgen Pause machen und ein paar Stunden schlafen.«
    Perfekt, dachte sie, nickte jedoch möglichst widerstrebend mit dem Kopf. »Ich schätze, du hast Recht. Ich kann mich sowieso nicht mehr konzentrieren, aber …«
    »Aber was?«
    »Würdest du vielleicht noch etwas bei mir bleiben?« Sie griff nach seiner Hand. »Ich weiß, es ist dämlich, aber …«
    »Nein, das ist es nicht.« Er schob sich zu ihr auf den Sessel und strich ihr, während sie die Arme um seinen Körper schlang, sanft über das Haar. »Und jetzt schaltest du ein paar Stunden ab.«
    »Ja.« Und damit auch er Gelegenheit zum Abschalten bekäme, ließe sie ihn bis zum nächsten

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