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Symphonie des Todes

Symphonie des Todes

Titel: Symphonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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sorgfältig aufgereiht, sondern obendrein auch nummeriert.
    Sechs der Kästen fehlten.
    Zwischen den Kleiderstangen und Regalen stand ein mit einem beleuchteten, dreiteiligen Spiegel bestückter, langer, blendend weißer Tisch. Links und rechts eines gepolsterten Hockers waren mit zwei Dutzend Schubladen versehene Schränke unter den Tisch gebaut. Eve zog willkürlich ein paar der Laden auf, entdeckte dort Kosmetika, bei deren Anblick das Herz ihrer Freundin Mavis vor Freude gehüpft hätte, und nahm alles mit dem Rekorder auf. Mit Schminkzeug kannte sie sich tatsächlich noch weniger als mit Gemälden und Skulpturen aus.
    Sie verließ das Ankleidezimmer und lief über den dicken Teppichboden durch eine Bogentür hindurch, bis sie endlich Yosts Arbeitszimmer fand. Dort sahen sich gerade Karen Stowe und zwei ihrer Kollegen verschiedene Disketten auf dem Computer an.
    »Er hatte es eilig«, meinte Stowe, während sie, die Hände in die Hüften gestemmt, auf die Daten auf dem Bildschirm sah. »Er kann also unmöglich alles mitgenommen haben.«
    »Er hat alles mitgenommen, was er mitnehmen wollte«, meinte Eve von der Tür her, und Stowe riss derart ruckartig den Kopf nach oben, als hätte jemand ihr einen Kinnhaken verpasst.
    »Sagt mir Bescheid, wenn ihr was findet«, wies sie die anderen FBI-ler an und bedeutete Eve mit zusammengepressten Lippen, ihr zu folgen. Und wurde ignoriert.
    »Er ist die Disketten durchgegangen und hat alles, was er wichtig fand, mit eingepackt. Bei einem derart durchorganisierten Menschen hat das bestimmt nicht lange gedauert. Wahrscheinlich hat er ein Notebook, irgendein hübsches, praktisches, tragbares Gerät. Das er natürlich mitgenommen hat. Alles in allem würde ich sagen, war er dreißig Minuten, nachdem er von der Operation Wind bekommen hat, verschwunden.«
    »Darüber würde ich lieber zu einem anderen Zeitpunkt sprechen.«
    »Das ist wirklich bedauerlich. Mein Team hatte ihn geortet, während Sie und Ihre Leute ständig im Kreis gelaufen sind. Ohne die Arbeit, die mein Team geleistet hat, wüssten Sie noch nicht mal, dass er jemals hier gewesen ist.«
    »Wenn Sie mit uns kooperiert hätten …«
    »So wie Sie?«, schoss Eve zurück. »Ja, Sie haben sich hinreißend kooperationsbereit gezeigt. Wen haben Sie dafür bezahlt, dass er Ihnen wegen des von mir beantragten Haftbefehls Bescheid gegeben hat? Mit was für einer Masche haben Sie es geschafft, vor mir einen Haftbefehl zu kriegen, um diesen Bock schießen zu können?«
    »Die Bundespolizei hat eben Vorrang.«
    »Das ist ja wohl totaler Schwachsinn. Das, was Vorrang hat, sind Recht und Gerechtigkeit. Und wenn ich meinen Haftbefehl rechtzeitig bekommen hätte, säße Sylvester Yost jetzt hinter Schloss und Riegel. Stattdessen richtet er sich jetzt in aller Seelenruhe irgendwo anders häuslich ein.«
    Sie wusste, dass das stimmte. Verdammt, sie wusste, dass das stimmte. Trotzdem meinte Stowe: »Das ist doch gar nicht sicher.«
    »Aber eines wissen Sie und ich bestimmt: dass er verschwunden ist. Sie haben die Sache vermasselt, und jetzt ist er abgetaucht. Was für ein Gefühl wird Ihnen das geben, wenn wir über der nächsten Leiche stehen?«
    Stowe schloss kurz die Augen und atmete tief durch. »Können wir irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind, und dort darüber sprechen …«
    »Nein.«
    »Also gut.« Wütend zog Stowe, damit ihre Kollegen nicht jedes Wort der Auseinandersetzung hören würden, die Tür des Arbeitszimmers zu. »Hören Sie, Sie sind sauer, und dazu haben Sie alles Recht der Welt. Aber ich habe nur meinen Job gemacht, mehr nicht. Jacoby kam zu mir und meinte, dass er einen Haftbefehl für Yost beantragt hat. Ich hatte die Chance, Yost zu schnappen und in den Knast zu bringen. Diese Chance habe ich ergriffen. Sie hätten nichts anderes gemacht.«
    »Sie kennen mich nicht. Ich spiele keine Spielchen und versuche ganz bestimmt nicht, mit der Arbeit anderer zu punkten. Sie wollten einen Erfolg, und wie Sie dazu kommen, war Ihnen völlig egal. Jetzt stehen wir beide mit leeren Händen da und müssen davon ausgehen, dass es bald den nächsten Toten geben wird.«
    Stowe zuckte zusammen.
    »Aber das haben Sie sich selbst bereits gedacht, nicht wahr? Und auch wenn ich mich riesig freue, wenn man Sie und Ihren Partner wegen dieser Geschichte am Arsch kriegt, macht weder das noch irgendetwas anderes den nächsten Anschlag wett.«
    »Also gut«, meinte Stowe, als sich Eve zum Gehen wenden wollte, und packte sie am Arm.

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