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syrenka

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Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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wollte:
    Marijn Crotty, 19 Jahre, 1892, Auszehrung
    Nellie Burroughs, 24 Jahre, 1916, Nervenschwäche
    Grace Keep, 25 Jahre, 1941, Entkräftung
    Carolyn Crowell, 25 Jahre, 1966, ungeklärt
    Susan Crowell Goodwin, 27 Jahre, 1993, ungeklärt
    Jetzt stand es fünf zu fünf.

Als Hester gerade ihre Sachen einpackte, kam Ms. Cook mit einem Buch und legte es vor Hester auf den Tisch.
    »Vielleicht interessierst du dich auch hierfür – wo du doch so viele Vorfahren in Plymouth hast.«
    Es war ein Buch, das man nur in der Bibliothek lesen durfte. Es hieß: Der Friedhof »Burial Hill« in Plymouth, Massachusetts, in den 1990er-Jahren. Ergebnisse von sechs Jahren kartografischer Arbeit mit Erläuterungen, Bestandserfassungen und einigen Fotografien . Hester musste heimlich grinsen. Sie konnte ihren Eifer wohl nicht verbergen.
    Am Ende des Buches befand sich ein Register. Hester durchsuchte es nach den Namen von Nellie Burroughs und Grace Keep und stellte fest, dass beide auf dem Burial Hill begraben worden waren. Auf einem Stück Papier machte sie sich eine grobe Skizze, damit sie die Gräber aufsuchen konnte, dann schloss sie das Buch wieder.
    »Wissen Sie zufällig, ob es in dieser Bibliothek auch Bücherüber die Sirenen- und Nixenlegenden in der Bucht von Plymouth gibt?«, wandte sie sich aus einer plötzlichen Eingebung heraus an Ms. Cook. Wenn sie ohnehin zum Friedhof ging, könnte sie auch auf einen Sprung in der Kirche vorbeischauen und nachsehen, ob der exzentrische alte Pastor wieder da war, dachte sie.
    »Bücher über Meerjungfrauen haben wir natürlich. In der Kinderabteilung.«
    »Ich meine aber keine Märchen. Sondern etwas Historisches. So etwas wie eine sachliche Auflistung aller Meereslebewesen, die die örtlichen Fischer über die Jahre hinweg zu sehen geglaubt haben. Gibt es so etwas?«
    Ms. Cook suchte einen Moment in ihrem Computer und schüttelte den Kopf. »Augenblick«, sagte sie dann aber und begann wieder etwas einzutippen. »Ich will mal im ›Geschlossenen Archiv‹ nachsehen. Dort haben wir eine Reihe handschriftlicher Manuskripte, die in unserem öffentlichen Katalog nicht aufgeführt sind. Jede Menge Tagebücher, ein altes Gästeregister aus dem Gasthaus der ersten Siedler, Handelsregister und solche Dinge ...«
    Das ›Geschlossene Archiv‹! Wie geheimnisvoll und aufregend das klang, dachte Hester.
    Die Bibliothekarin hob die Augenbrauen. »Na, schau einer an!«
    »Was denn?«
    »Wir besitzen die Aufzeichnungen eines hiesigen Naturforschers namens E. A. Doyle aus dem Jahr 1872. Darin scheint es um die Mythen und Legenden unserer Bucht zu gehen.«
    Hester wurde neugierig. »Kann man es lesen? Obwohl es ein Buch aus dem ›Geschlossenen Archiv‹ ist?«
    Ms. Cook lächelte. Sie freute sich über Hesters Begeisterung. »Ich bringe dich hin.«
    Das sogenannte Geschlossene Archiv befand sich in der zweiten Etage, in einem etwas trostlosen Raum für seltene Manuskripte. Das Archiv selbst aber sah so faszinierend aus, wie es klang. Es war ein alter, durch die Jahre und das Sonnenlicht dunkel gewordener Holzschrank. Sein Schlüsselloch wurde durch ein kleines bewegliches Metallplättchen vor Staub geschützt. Beim Anblick des seltsamen Gegensatzes zwischen dem stabilen Korpus und den Glasscheiben, die wahrscheinlich beim leichtesten Stoß zerspringen und den Inhalt des Schranks jedem bücherliebenden Dieb freigeben würden, musste Hester grinsen.
    Die Bibliothekarin des Geschlossenen Archivs hieß Ms. Lopes. Sie war eine kleine, patente Frau mit schwarzen Locken, einer modischen Lesebrille, die sie nach oben geschoben hatte, und derselben zufriedenen Ausstrahlung, die auch Ms. Cook besaß – und die wahrscheinlich aus der Befriedigung resultierte, jeden Tag das tun zu können, was ihr Spaß machte.
    »Nun, meine Liebe, wie heißt du denn?«
    »Hester.«
    »Gut, Esther. Dann immer schön der Reihe nach: Bitte geh dir zuerst in der Besuchertoilette die Hände waschen. Mit viel Seife und sehr gründlich. Und mit warmem Wasser, nicht mit kaltem! Die Klinke danach bitte nur mit einem Papierhandtuch anfassen. Deine Tasche kannst du hier lassen, neben deinem Stuhl.«
    Als Hester wieder da war, zog Ms. Lopes einen altmodischen Bartschlüssel aus ihrer Schreibtischschublade und schloss den Schrank auf. Hester betrachtete die darin befindlichen Regale. Jedes einzelne Buch war irgendwie außergewöhnlich. Es gab Lederbände mit goldenen Ornamenten auf dem Rücken, in Leinen gebundene Bände, Bücher, die in

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