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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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schlüpfte rasch in ihren leichten Mantel, reichte aber eine elegante, mit Federn und Seidenbändern besetzte Kappe kopfschüttelnd an Mrs. Banks zurück.
    »Das ist meine Tante«, antwortete Adeline mit leiser Stimme.
    Sarah beugte sich hinab und sah dem Mädchen in die Augen. »Mrs. Banks hat einen wunderbaren Kuchen und frische Milch. Bleib ein Weilchen! Sobald ich bei der Kirche bin, schicke ich deine Tante hierher.«
    »Das geht nicht, Mrs. Doyle, ich soll Sie doch hinbringen! Meine Tante hat mich immer wieder aufsagen lassen, was sie mir aufgetragen hat.« Sie zögerte einen Moment und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. »Und sie ist schrecklich genau.«
    Sarah richtete sich wieder auf. Sie war unschlüssig. »Aber es sind mehr als eineinhalb Meilen die Court Street hinab.«
    »Mein Vater sagt immer, ich bin gut zu Fuß«, antwortete Adeline.
    »Also gut!« Sarah drehte Adeline Richtung Tür und verließ mit ihr das Haus. »Aber du musst so schnell laufen, wie du kannst, hörst du? Und ich werde auf dem Weg bei Dr. Stephens läuten.
    »Nein, bitte nicht!«, rief Adeline aus, während sie die Straße entlangeilten. »Ich darf auf keinen Fall den Arzt mitbringen. Nur Sie!«
    »Was sagst du da?«
    Adeline wand sich. »Er ... Mr. Doyle ist eben nur ein bisschen krank. Es wird ihm bald wieder gut gehen. Ehrenwort. Er will Sie nur sehen, mehr nicht.«
    »Aber hast du nicht eben gesagt, du wüsstest nicht, ob es schlimm ist?«, rief Sarah, die ein paar Schritte vorauslief, dem Mädchen ins Gedächtnis.
    »Ich meinte ... ich weiß nicht genau, was er hat – aber er ist nicht schlimm krank. Nicht krank genug für einen Arzt.«
    »Ich glaube aber doch, es ist das Sicherste, wenn wir bei Dr. Stephens vorbeigehen.«
    Sie bogen um eine Ecke und Sarah rannte das letzte Stück zum Haus des Doktors. Adeline blieb zurück.
    »Bitte, Mrs. Doyle, bitte holen Sie nicht den Arzt!«, rief sie von hinten. Ihre Puppe fiel ihr aus dem Arm, als sie völlig außer Atem zu stolpern begann, sodass sie zurücklaufen musste, um sie aufzuheben. Sie klopfte ihr den Staub ab und strich ihre Seidenbänder glatt.
    Als sie sich wieder umdrehte, läutete Sarah gerade an der Tür des Arztes. Aber zu Adelines großer Erleichterung öffnete niemand. Das Mädchen klemmte die Puppe fest unter den Arm und lief zu Sarah.
    An Dr. Stephens´ Haus hing ein Zettel. Mit gerunzelter Stirn wandte Sarah sich an Adeline.
    »Er ist bei Becca Howe und bringt ihr Kind auf die Welt. Draußen im Cranberry-Moor. Das ist viel zu weit weg. Wie schnell kannst du laufen, Adeline? Wir müssen zur Kirche. So schnell es geht!«
    Als sie zur Kirche kamen, erwartete sie der alte Pastor bereits an der Hintertür. Er bat Sarah herein. Adeline blieb draußen.
    »Wo ist Ezra?«, brach es aus Sarah heraus. »Wo ist mein Mann?«
    »Es ist alles in Ordnung, Mrs. Doyle. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, antwortete der Alte. Er nahm Sarahs Hand und tätschelte sie.
    »Aber die Kleine, Adeline – sie hat doch gesagt, er sei krank. Wo ist er, Pastor?«
    »Kommen Sie mit, ich muss Ihnen etwas zeigen.«
    Im selben Moment, als Sarah in der Kirche verschwand, kam draußen auf dem Friedhof Eleanor aus ihrem Versteck hinter einer Reihe von alten Grabsteinen hervor. Sie trug Marijn auf den Armen.
    »Da bist du ja, Tante Elli!«, platzte Adeline atemlos heraus.
    »Psst!«, zischte Eleanor. Mit vorsichtigen Schritten und das Baby an ihre Brust drückend, kam sie auf Adeline zu.
    »Du musst jetzt Marijn nehmen, Adeline!«, flüsterte sie, »und sie hüten, bis ich wiederkomme! Es dauert nicht lange. Dass du nur gut auf sie aufpasst!« Sie hielt ihr das Baby entgegen.
    Adeline sah auf die Puppe in ihren Armen. »Und was mache ich in der Zeit mit Püppi?«
    Eleanors Augen durchbohrten das kleine Mädchen wie Pfeile. »Du legst Püppi irgendwo hin und kümmerst dich um dieses Kind, verstanden? Ich habe keine Zeit für Diskussionen. Ich muss ...« Sie biss sich rasch auf die Zunge. »Ich muss dem Pastor helfen.«
    »Aber ich kann Püppi doch nicht einfach auf den Boden legen, Tante Elli! Sie wird ja ganz schmutzig!«
    »Dann legst du sie eben auf einen Grabstein, und zwar ein bisschen plötzlich! Los, beeil dich!«, warnte sie das Kind. »Ich verliere allmählich die Geduld.«
    »Ja, Tante Elli«, antwortete Adeline, ohne Eleanor in die Augen zu blicken.
    Adeline lief zum nächsten Grabstein und wischte ihn kurz ab. Dann versuchte sie Püppi hinzusetzen. Aber sobald sie die Puppe

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