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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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wie sich ihre Zehen in Zeitlupe in den schweren, welligen Sand bohrten. Ihr Fuß strich über eine große Muschel. Es fühlte sich an wie das vollständige Gehäuse einer gezackten Meeresschnecke.
    Hester war klar, dass sie wertvolle Zeit vertat. Aber sie war noch nicht bereit für die Begegnung mit Linnie. Sie bückte sich, um die Schnecke aufzuheben, und tastete dazu über den Sand. Mit einem Mal wirbelte das Wasser vor ihr auf, und aus dem Augenwinkel glaubte Hester etwas Weißes aufleuchten zu sehen.
    Zwei kalte Hände fassten sie um die Handgelenke und zogen sie ins Meer. Hester blieb kaum Zeit zu schreien, als sie schon mit dem Kopf voraus untertauchte. Luftblasen explodierten rund um ihren Kopf, und das Wasser schoss ihr in die Nase. Mit Gewalt konnte sie ihren rechten Arm losreißen.
    Dennoch wurde sie mit unglaublicher Kraft weitergezogen. Sie stemmte sich in den Sand, was das Wesen ein wenig bremste oder überraschte. Für einen kurzen Moment kam Hester mit dem Kopf an die Oberfläche – lang genug für einen Atemzug –, bevor sie wieder hinabgezogen wurde. Und Augenblicke später war das Wasser zu tief und Hester hatte keinen Grund mehr unter den Füßen.
    Sie wehrte sich und versuchte sich loszumachen, während das Wesen nun die Stellung wechselte und wie eine pervertierte, tödliche Version eines Rettungsschwimmers lose einen Arm um Hesters Hals legte, Hesters Kopf voraus, das Gesicht nach oben gerichtet, und in einer Spirale weiter abwärts mit ihr schwamm, tiefer und tiefer. Ohne Zweifel war es ein menschenähnlicherArm, der sie festhielt, und Hester umklammerte ihn mit beiden Händen, aus Angst vor der Geschwindigkeit und weil er sie sonst vielleicht erwürgte. Das rhythmische Schlagen und Rudern unter ihr war unverkennbar die Bewegung eines mächtigen Schwanzes, der sie in die Tiefen der Bucht hinabkatapultierte. Hester hatte die Augen geschlossen, aber auch ohne etwas sehen zu können, wusste sie, worum es sich bei diesem Wesen handelte: um eine Sirene.
    Es gab sie also wirklich!
    McKee hatte recht gehabt. E. A. Doyle hatte recht gehabt.
    Und Hester war drauf und dran, ihr Leben zu verlieren.
    Ihre Lungen schienen unter dem Druck platzen zu wollen. Sie fühlte sich, als würden ihr Messer durch die Ohren ins Hirn gebohrt. Sie versuchte ein paar winzige Luftbläschen durch die Nase ausströmen zu lassen, in der Hoffnung, dass der Schmerz dadurch nachließ. Sie umklammerte den Arm um ihren Hals noch fester und versuchte, ihre Fingernägel hineinzubohren, aber stattdessen knickten ihre Nägel um. Hester hämmerte aus Leibeskräften auf den Arm der Sirene ein und drehte und wand sich. Ihre letzte Atemreserve war durch den Kampf aufgebraucht und sie war zu schnell zu tief hinabgezogen worden. Sie gab ihren Widerstand auf und spürte, wie ihr Körper erlahmte.
    Ob sie wohl einatmen würde, wenn sie ohnmächtig wurde? War dies die Art und Weise, wie man ertrank?
    Ihre Eltern erschienen kurz vor ihrem geistigen Auge, dann Sam. Und als Nächstes das Bild der Puppe, die zusammen mit dem Journal sorgfältig in ihrem Rucksack verstaut war. Wer sie wohl in diesem Gebüsch finden würde? Und schließlich sah sie Ezra vor sich, den atemberaubend gut aussehenden Ezra, wie erunter ihr im Sand lag und ihr so voller Glück in die Augen sah, wie sie es noch bei niemand gesehen hatte.
    Ihr Geist benebelte sich vor Schmerz. Ihre Lunge schmerzte. Selbst wenn es ihr gelungen wäre, sich zu befreien, wäre sie jetzt nicht mehr in der Lage gewesen, rechtzeitig an die Oberfläche zu gelangen. Dass sie noch lebte, war eine Qual. Hester spürte, wie sie das Bewusstsein verlor.
    Und dann hatte sie eine Vision:
    Die Füße des kleinen Peter, die über ihr strampelten.
    Das leuchtende Pink der Unterseite seines Schwimmreifens.
    Die Boje irgendwo hinter der Sandbank.
    Schwimmen.
    Die dunklen Tiefen.
    Suchen.
    Tiefer.
    Sehen.
    Tiefer.
    Da ist die Boje.
    Vergessen, die Luft anzuhalten.

Sobald Wasser in Hesters Lunge drang, reagierte ihr Körper darauf. Im Bruchteil einer Sekunde, in dem sie sterben zu müssen glaubte, spürte sie, wie etwas seltsam Vertrautes, angenehm Kühles ihre trockene Brusthöhle flutete. Einen Augenblick lang erwartete sie den Tod – aber er wollte nicht eintreten. Stattdessen war der Schmerz in der Lunge wie weggewaschen. Noch immer wurde sie von zwei starken Armen und den kräftigen, rhythmischen Schwanzschlägen Richtung Meeresgrund befördert. Sie atmete noch etwas Wasser ein und schloss den Mund. Das

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