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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Terrorismus fast ausschließlich um Markenbildung ging, dass er allerdings auch eng mit den psychologischen Grundprinzipien von Lotterien verknüpft war, und dass sie dabei an Bigend hatte denken müssen.
    »Also«, sagte Garreth, »haben wir es vermutlich mit einem improvisierten Plan zu tun. Ihr Freund hat sich für einen Gefangenenaustausch entschieden. Das lässt viele Möglichkeiten offen. Allerdings ist Ihr Freund sich darüber bestimmt im Klaren, und er kennt die Taktiken, die dabei zur Anwendung kommen, einschließlich derjenigen, mit der ich es höchstwahrscheinlich versuchen würde.«
    »Und die wäre?«
    »Ihr Milgrim. Ist er beleibt? Auffällig groß? Besondere Kennzeichen?«
    »Nichts davon«, sagte Bigend. »Er wiegt ungefähr fünfundsechzig Kilo.«
    »Gut.« Garreth bestrich eine Scheibe Toast mit Butter. »Ein Gefangenenaustausch setzt ein großes Ausmaß an gegenseitigem Vertrauen voraus. Daher die vielen Möglichkeiten.«
    »Sie werden denen Milgrim nicht ausliefern«, sagte Hollis.
    »Verzeihen Sie, Mr. Wilson, aber das überzeugt mich noch nicht«, sagte Bigend und schaufelte mit der Gabel Bohnen auf eine Viertelscheibe Toast.
    »Der liebe Gott steckt im Detail, wie die Architekten sagen. Aber Sie haben es hier noch mit einem größeren Problem zu tun. Kontextuell.«
    »Sie sprechen von Hollis' ungebührlicher Bereitschaft, mich an den Guardian zu verkaufen?«, sagte Bigend.
    »Gracie«, sagte Garreth. »Ich kann mir vorstellen, dass er das alles macht, weil er den Eindruck hat, dass Sie ihm das Fell über die Ohren ziehen, und zwar mit Erfolg. Er hat kein Geld von Ihnen verlangt?« »Nein.«
    »Und Ihr Maulwurf will auch kein Geld?«
    »Doch, bestimmt«, sagte Bigend. »Aber ich glaube, dass diese Leute eine Nummer zu groß für ihn sind. Gut möglich, dass er nach einem Umfeld gesucht hat, in dem er mich gewinnbringend verraten kann, aber dann haben sie ihn gefunden. Wahrscheinlich hat er Angst vor ihnen, und das mit gutem Grund.«
    »Falls Sie Milgrim an sie ausliefern«, sagte Garreth, »und Ihren Bobby heil wiederbekommen, haben Sie nicht das letzte Mal von denen gehört. Dafür sind Sie zu reich. Dieser korrupte Offizier denkt vielleicht nicht in solchen Bahnen, aber Ihr Maulwurf auf jeden Fall.«
    Bigend wirkte ungewöhnlich nachdenklich.
    »Aber wenn Sie es so machen, wie ich es machen würde«, sagte Garreth, »dann werden Sie denen wirklich das Fell über die Ohren ziehen, in aller Form. Die werden Jagd auf Sie machen.«
    »Warum schlagen Sie das dann vor?«
    »Weil«, sagte Hollis, »es nicht infrage kommt, ihnen Milgrim auszuliefern.«
    »Die Sache ist die«, sagte Garreth. »Sie müssen denen gleichzeitig das Fell über die Ohren ziehen und sie neutralisieren, und zwar dauerhaft.«
    Bigend beugte sich leicht vor. »Und wie würden Sie das angehen?« »Im Moment«, sagte Garreth, »bin ich nicht bereit, Ihnen das zu verraten.«
    »Sie wollen doch nicht etwa Gewalt anwenden?« »Nicht so, wie Sie sich das wahrscheinlich vorstellen, nein.« »Ich glaube nicht, dass Sie in der Lage sind, in so kurzer Zeit etwas wirklich Durchdachtes auf die Beine zu stellen.« »Es wird wohl etwas von der Stange sein müssen.« »Von der Stange?«
    Aber Garreth hatte sich wieder seinem Frühstück zugewandt.
    »Wie lange kennen Sie Mr. Wilson schon, Hollis?«, fragte Bigend im Tonfall einer Anstandsdame aus einem Jane-Austen-Roman.
    »Wir sind uns in Vancouver begegnet.«
    »Wirklich? Da hatten Sie Zeit, unter Leute zu gehen?«
    »Wir haben einander gegen Ende meines Aufenthalts kennengelernt.«
    »Und Sie wissen, dass er imstande ist, das zu tun, was er hier vorschlägt?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Allerdings habe ich ihm versprochen, dass ich nicht mehr sage als das.«
    »Leute, die behaupten, zu so etwas imstande zu sein, sind oft zwanghafte Lügner. Besonders eigenartig daran ist, dass man meiner Erfahrung nach in den meisten Bars in Amerika zwar Alkoholiker antrifft, die behaupten Navy SEALs gewesen zu sein, dass es in denselben Bars aber auch ehemalige Navy SEALs gibt, die Alkoholiker sind.«
    »Garreth ist kein Navy SEAL, Hubertus. Ich weiß nicht, wie ich ihn beschreiben würde. In dieser Hinsicht ist er wie Sie. Einzigartig. Wenn er Ihnen sagt, er glaubt, dass er Bobby da rausholen und diese Gefahr neutralisieren kann, dann ...«
    »Ja?«
    »Dann glaubt er das auch.«
    »Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun«, sagte Bigend zu Garreth, »falls ich Ihre Hilfe akzeptiere?«
    »Ich müsste

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