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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Schlag zu versetzen?«
    »Genau.«
    »Und damit hat er Sie losgeschickt?«
    »Da war ein LAN-Kabel reingebastelt. Ich tat so, als wäre ich wegen eines Bewerbungsgesprächs dort. Bei der erstbesten Gelegenheit habe ich das Kabel in eine LAN-Buchse gesteckt. Es war egal, in welche. Der Taser befand sich in meiner Handtasche. Ich habe abgedrückt. Nur einmal.«
    »Was ist passiert?«
    »Das Ding hat das ganze System außer Gefecht gesetzt. Alles gelöscht. Sogar Sachen in anderen Gebäuden. Dann hab ich die Fingerabdrücke abgewischt, es weggeworfen und bin gegangen.«
    »War das, weil Sie etwas gestohlen hatten?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Er hat es als Lobotomie bezeichnet.«
    Voytek kam mit zwei seiner Behälter aus dem Würfel. »Sauber«, erklärte er mürrisch. Die Behälter waren nicht schwer, wie Milgrim inzwischen wusste, denn er hatte gesehen, dass sie in erster Linie schwarze Schaumstoffpolster enthielten. Voytek stellte sie ab und ging die beiden anderen holen.
    »Wann kommt er?«, fragte Milgrim.
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Er möchte nur, dass Sie an einem sicheren Ort sind.« »Er kommt nicht?«
    »Wir schlagen bloß die Zeit tot«, sagte sie und lächelte. Sie lächelte nicht sehr oft, aber wenn sie es tat, dann schien es etwas zu bedeuten. »Ich werde Ihnen beibringen, die Ballons zu steuern. Allmählich habe ich das richtig gut drauf.«

59. Die Kunst dabei
    Nachdem sie ihren Handys wechselweise diverse Telefonnummern anvertraut hatten, ging Bigend wieder.
    Garreth hatte außerdem darauf bestanden, dass sie einen Kode festlegten, mit dem jeder von ihnen signalisieren konnte, dass er unter Zwang sprach oder dass er glaubte, die Unterhaltung würde irgendwie belauscht. Hollis stellte fest, dass sie eigentlich großen Hunger hatte, und hielt sich an ihrem Frühstück schadlos. Garreth schrieb immer wieder etwas in sein Notizbuch, entweder in Kurzschrift oder in seiner unmöglichen Handschrift — so genau wusste Hollis das nie.
    »Glaubst du wirklich, dass er sich an die Übereinkunft halten wird, falls es dir tatsächlich gelingt, deinen Plan in die Tat umzusetzen?«, fragte sie, als er die Kappe auf seinen Stift steckte.
    »Anfangs schon. Irgendwann wird er wahrscheinlich der Meinung sein, dass er in Wahrheit eine ganz andere Übereinkunft getroffen hat, und dass alle Missverständnisse, die sich daraus ergeben, auf unserer Seite liegen. Zu dem Zeitpunkt kommt es darauf an, ihn in aller Deutlichkeit daran zu erinnern, wie wir sein kleines Debakel behoben haben. Ein wichtiger Aspekt bei alldem - und deshalb muss es auch so gut funktionieren - ist die Notwendigkeit, Bigend vor Augen zu führen, dass er auf keinen Fall möchte, dass ihm etwas Derartiges widerfährt. Ohne jedoch so etwas wie eine Drohung zu äußern, wohlgemerkt, weshalb ich hoffe, dass du deinen Mann beim Guardian wieder in der Kiste verschwinden lässt. Außerdem, wenn du den meinst, an den ich denke - der weckt in mir immer den Wunsch, mich in jemand zu verwandeln, der den Klimawandel bestreitet.«
    »Was für eine Rolle spielt dein exzentrischer Mentor bei dieser Sache?«
    »Er wird sich im Hintergrund halten, wenn er denn überhaupt involviert sein wird, und darüber bin ich froh. Unter der letzten Regierung in den Vereinigten Staaten war er glücklicher. Und besser zu ertragen.«
    »Wieso das?«
    »Damals waren die Fronten viel klarer. Ich benötige seine Erlaubnis, um das Material zu verwenden, das wir für das andere Husarenstück vorbereitet hatten. Aber Gracie ist für ihn sicher ein lohnenswertes Ziel, schließlich verachtet er Kriegsgewinnler ganz besonders. Von denen es heutzutage nicht unbedingt weniger gibt als früher, auch wenn sie nicht mehr ganz so schamlos sind. Außerdem brauche ich ihn, damit er einen Kontakt zu Charlie herstellt. Ein alter Kumpel aus Birmingham. Gurkha.«
    »Gurkha?«
    »Wirklich ein Schatz. Du wirst ihn lieben!«
    »Heilige Scheiße, wenn das nicht unser Wahnsinnsspringer ist.«
    Als Hollis Heidis Stimme hörte, fuhr sie herum, und da stand sie, in dem Spalt zwischen den Paravents, während Ajay ihr über die Schulter spähte.
    »Was soll denn das?« Heidi versetzte dem Mahagonirahmen eines der Paravents einen Stoß, und die ganze Konstruktion geriet gefährlich ins Schwanken. »Wolltet ihr gleich hier eine Nummer schieben?«
    Garreth lächelte. »Hallo Heidi.«
    »Ich habe gehört, dass du völlig am Arsch gewesen bist«, sagte Heidi. Unter ihrer Tambourmajorettenjacke trug sie einen

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