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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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ungefähr wissen, über was für taktische Ressourcen Sie hier in London verfügen, wenn überhaupt. Und ich brauchte ein unbeschränktes Budget, um ein paar Spezialisten anzuheuern. Spesen.«
    »Und wie viel verlangen Sie für sich selbst, Mr. Wilson?«
    »Ich möchte kein Geld«, sagte Garreth. »Wenn ich das zu meiner eigenen Zufriedenheit hinbekomme, und ich glaube, dass auch Sie dann zufrieden wären, geben Sie Hollis frei. Entbinden Sie sie von allem, was sie für Sie tut, bezahlen Sie ihr, was sie Ihrer Meinung nach verdient hat, und lassen Sie sie in Ruhe. Wenn Sie dem nicht zustimmen können, dann rate ich Ihnen, sich woanders nach Hilfe umzusehen.«
    Bigend blickte mit hochgezogenen Augenbrauen von Garreth zu Hollis. »Und Sie stimmen mit alldem überein?«
    »Der Vorschlag ist mir völlig neu.« Sie schenkte sich Kaffee ein, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. »Genau genommen«, sagte sie, »habe ich noch eine weitere Bedingung.«
    Beide Männer starrten sie an.
    »Die Hounds-Designerin«, erklärte sie Bigend. »Sie lassen die Finger von ihr. Ein für allemal. Hören Sie auf, nach ihr zu suchen. Pfeifen Sie Ihre Hunde zurück!«
    Bigend schürzte die Lippen.
    »Und«, sagte Hollis, »Sie kümmern sich um Merediths Schuhe. Und geben sie ihr.«
    Bigend betrachtete schweigend seinen Teilet, die Mundwinkel nach unten gezogen. »Nun denn«, sagte er schließlich, »vor zwanzig nach sieben heute Morgen wäre mir das alles noch äußerst unattraktiv erschienen. Aber die Zeiten ändern sich, nicht wahr?«

58. Cooler
    Aus irgendeinem Grund war Voytek furchtbar wütend. Wahrscheinlich hing das mit seinem marmorierten, gelblichen, nicht ganz blauen Auge zusammen. Besonders wütend schien er auf Shombo zu sein, den missmutigen jungen Mann, dem Milgrim bei Biroshak&Sohn begegnet war. Allerdings konnte sich Milgrim nur schwer vorstellen, dass Shombo jemanden schlagen könnte. Auf Milgrim hatte er eher den Eindruck gemacht, für ihn wäre es bereits eine unliebsame Herausforderung, morgens aufzustehen.
    Milgrim hätte lieber vorne bei Fiona auf dem Beifahrersitz gesessen, aber sie hatte darauf bestanden, dass er zusammen mit Voytek hier hinten hockte, auf dem Boden des winzigen Subaru-Lieferwagens, eine Fläche, die kaum größer war als der Platz, den eine Waschmaschine benötigte, und die jetzt mit großen schwarzen Plastikbehältern vollgestellt war, die vermutlich Voytek gehörten. Jedem einzelnen Deckel war der Schriftzug Pelican eingeprägt, ohne einen Hinweis auf den Inhalt. Voytek trug einen grauen Jogginganzug mit dem Schriftzug B.U.M. Equipment in großen Buchstaben auf dem Hinterteil. Die Vorderseite zierten offenbar die Spuren verunglückter Kochexperimente. Außerdem hatte er dicke graue Socken an, Filzpantoffeln in demselben Grauton und einen blassblauen, sehr alten, sehr schmuddeligen Anorak mit dem Amstrad-Logo auf dem Rücken, die Buchstaben rissig und unvollständig.
    Der Subaru war mit echten grauen Vorhängen ausgestattet, an sämtlichen Fenstern, mit Ausnahme der Windschutzscheibe und der beiden vorderen Seitenfenster. Die Vorhänge waren zugezogen. Was nur gut war, denn der Wagen bestand wirklich zu einem großen Teil aus Glas. Er hatte sogar ein transparentes Schiebedach, das faktisch sein ganzes Dach einnahm und durch das Milgrim, wenn er den Blick hob, die oberen Fenster der Gebäude sehen konnte, an denen sie vorbeifuhren. Er hatte keine Ahnung, wo sie sich jetzt befanden, welche Richtung sie von Tanky&Tojo aus eingeschlagen hatten und wohin sie unterwegs waren. Wahrscheinlich zu einem Treffen mit Bigend. Wie die Urinproben war auch Bigend inzwischen ein fester Bestandteil seines Daseins.
    »Ich bin nicht gekommen in dieses Land, um mich terrorisieren zu lassen von Milizen«, erklärte Voytek heiser. »Ich bin nicht gekommen in dieses Land wegen Drecksau. Aber Drecksau warten überall. Immer. Ist Gefängnisstaat, Überwachungsstaat. Orwell. Haben Sie gelesen Orwell?«
    Milgrim versuchte, eine möglichst neutrale Miene zu wahren, und nickte, die Knie seiner neuen Kordhosen direkt vor dem Gesicht. Hoffentlich beulte er sie nicht aus.
    »Orwell ist Stiefel in Gesicht für immer«, sagte Voytek mit äußerster Verbitterung.
    »Warum möchte er, dass Sie dort nach Wanzen suchen?«, fragte Fiona, als ginge es um eine ganz gewöhnliche Bürotätigkeit. Ihre linke Hand war in einem fort mit dem Schalthebel zugange.
    »Teufelswerkstatt«, sagte Voytek angewidert. »Er will mich beschäftigen. Während

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