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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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was soll das?«, rief Heidi von der anderen Seite der Zimmertür. Hollis öffnete ihr.
    Heidi starrte sie wütend an; die Tambourmajorettenjacke war offen, und darunter trug sie nur ihren israelischen Armee-BH. »Ajay hat gerade eine Textnachricht bekommen und ist den Flur runtergerannt - er hat gesagt, er müsse dringend zu seiner Cousine.« Sie entdeckte Garreth. »Warst du das?«
    »Ja«, sagte Garreth. »Aber du kommst mit uns.«
    »Mir ist egal, was für eine Scheiße hier abgeht«, sagte Heidi. »Ich gehe mit ... «
    »Uns«, fiel ihr Garreth ins Wort. »Aber nicht, wenn wir uns wegen dir verspäten. Zieh dir ein T-Shirt an. Turnschuhe, keine Stiefel. Falls es schnell gehen muss.«
    Heidi öffnete den Mund, schloss ihn wieder.
    »Dann mal los«, sagte Hollis und zog den Reißverschluss an ihrem Koffer zu.
    »Nicht ohne unsere hübschen Mitbringsel«, sagte Garreth.

76. Allein
    Milgrim kam sich verloren vor, während er sich daran erinnerte, wie das Brummen von Fionas Kawasaki in der Ferne verklungen war.
    Sie hatte eine Nachricht von Garreth erhalten, und schon war sie weg gewesen. Ihr Hühnchen-Schinken-Sandwich war auf dem Tisch des Vegaswürfels zurückgeblieben. Zuvor hatte sie noch an winzigen Ringschrauben vorne und hinten an dem bemalten Pinguin eine durchsichtige Nylonschnur befestigt. Milgrim hatte ihr geholfen, den Pinguin durch die Tür zu bugsieren, und dann hatte sie ihn an Bennys großem roten Werkzeugkasten befestigt, indem sie einen Hammer auf die Nylonschnur gelegt hatte. Schließlich war sie in den Vegaswürfel zurückgeeilt und hatte Milgrim das iPhone des Pinguins gegeben. »Der kleine Lieferwagen, in dem ich dich hergebracht habe«, hatte sie gesagt, »wird in Kürze hier sein. Warte mit dem Pinguin auf dem Hof. Er passt hinten rein.«
    »Wo gehst du hin?«
    »Keine Ahnung.« Sie hatte den Reißverschluss an ihrer Jacke hochgezogen.
    »Dahin, wo ich auch hingehe?«
    »Das hängt von Garreth ab«, hatte sie gesagt, und für einen Moment hatte er geglaubt, sie würde ihn küssen, vielleicht nur auf die Wange. Aber das hatte er sich nur eingebildet. »Pass auf dich auf«, hatte sie noch gesagt.
    »Du auch.«
    Dann war sie durch die Tür verschwunden.
    Sorgfältig verpackte er ihr Sandwich und steckte es in eine der riesigen Seitentaschen der Nylonjacke, die er anbehalten hatte. Er würde es ihr geben, wenn er sie später wiedersah. Dann fiel sein Blick auf Mrs. Bennys schwarzen Helm, der auf dem Tisch lag, was wohl bedeutete, dass er heute Abend nicht bei Fiona mitfahren würde. Er nahm ihn in die Hand und roch daran, aber der Duft des Haarsprays war verflogen.
    Er hängte sich seine Tasche mit dem Air über die Schulter, dimmte die italienische Lampe herunter und ging hinaus, wobei er die Tür hinter sich zuzog. Er wusste nicht, ob sie abschließbar war.
    Dann ging er zu Bennys Werkzeugkasten hinüber, befreite den Pinguin und schritt in den Hof hinaus, die Schnur in der linken Faust, die er hochhielt, als würde er sich in der U-Bahn an einer Schlaufe festhalten.
    »Na, machen Sie einen Ausflug?«, fragte Benny. Er hatte einen Glasfiberspoiler in den Händen.
    Milgrim hatte nicht gewusst, dass er da war. Wie spät arbeitete Benny? Oder war er nur ein weiteres Rädchen in Garreths Plan?
    »Ich werde abgeholt«, sagte Milgrim.
    »Viel Spaß«, sagte Benny, anscheinend ohne den Pinguin zu beachten. »Ich schließe ab.«
    Dann hielt direkt vor Milgrim ein kleiner japanischer Minivan, die Vorhänge und das Glasschiebedach geschlossen. Die Fensterscheibe auf der Fahrerseite glitt nach unten. Ein japanischer Minifahrer, der aussah, als sei er etwa 15 Jahre alt, in einem sauberen weißen Hemd. »Ich werde Ihnen helfen, das hinten zu verstauen«, sagte er mit einem britischen Akzent. Er stellte den Motor ab und stieg aus.
    »Wohin fahren wir?«
    »Das weiß ich noch nicht, aber wir haben es ziemlich eilig.«

77. Grüner Bildschirm
    Als sie den Rollkoffer den Korridor zum hinteren Foyer entlangzog, meldete sich wieder, wie ein Unheil verkündendes Präzisionsmessgerät, das kaputte Rad. Sie hatte sich von dem Frettchen verabschiedet, auch wenn sie das wohl nie jemandem würde erklären können. Garreth würde sie vielleicht verstehen, schließlich hatte er auch eine merkwürdige Art, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen. Ihr Blick fiel auf das einsame Elektromobil, das neben der dicken Glastür stand, wo Robert sie jetzt erwartete.
    »Gratuliere, Miss Henry«, sagte er unerklärlicherweise

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