System Neustart
er gerade seinen schwarzen Laptop an einer Halterung befestigte, die an einem Gerüst hing. Das Gerüst bestand aus schwarzen Plastikrohren — ein rechteckiger geometrischer Festkörper, der beinahe den gesamten Innenraum des Lieferwagens ausfüllte. Wie Garreths Stuhl war es mit mattschwarzem Gaffer Tape festgeklebt, das sonst bei Filmaufnahmen verwendet wurde. An dem Gerüst waren — einer über dem anderen zwei Plasmabildschirme befestigt sowie Kabel und Boxen und mehrere LED-Lampen.
»Wohin fahren wir?«, fragte Heidi mit eigentümlich gedämpfter Stimme. Sie saß auf dem Boden, mit dem Rücken zur Fahrerkabine, die ebenfalls durch eine schwarze Stoffbahn mit einem Reißverschluss in der Mitte abgetrennt war.
»Das müsste ich bald erfahren«, sagte Garreth, während er seinen Computer festschraubte, sodass dieser nun wie auf einem unsichtbaren Schreibtisch vor ihm stand.
»Wohin ist Ajay unterwegs?«
»Da, wo wir auch hin wollen«, sagte Garreth, »aber zusammen mit Charlie.«
Es roch nach Rohrkitt und Elektronik.
»Setz dich neben Heidi«, sagte Garreth, als Hollis hörte, wie die Fahrertür ins Schloss fiel. »Da liegt eine Schaumstoffmatte.« Hollis setzte sich.
»Verrückt«, sagte Heidi und blickte mit weit aufgerissenen Augen von Hollis zu dem Gerüst, das sie umgab. »Klaustrophobie.« »Was ist damit?«, wollte Hollis wissen. »Darunter leide ich.«
Die Fahrerin startete den Motor. Der Lieferwagen entfernte sich vom Cabinet.
Abgemacht, sagte Hollis tonlos zu dem Frettchen, obwohl sie sich nicht bewusst gewesen war, mit ihm eine Übereinkunft getroffen zu haben.
»Davon hast du mir noch nie etwas erzählt«, sagte sie zu Heidi.
»Fujiwara behauptet, das hätte etwas damit zu tun, dass ich Schwanzlurch geheiratet habe. Warum ich mich überhaupt auf ihn eingelassen habe. Und ich dachte, ich wollte nur mal jemanden nach Strich und Faden verprügeln!«
»Du glaubst nicht, dass es daran gelegen hat?«
»Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte und mit der Modellbauerei anfing, habe ich begriffen, dass mir das Gefühl zuwider war, in der Falle zu sitzen.«
»Hast du deinen Breast Chaser fertig gekriegt?« Vielleicht half es ja, wenn sie sich unterhielten, dachte Hollis bei sich.
»Nicht komplett«, erwiderte Heidi traurig.
»Und der ETA?«, fragte Garreth jemanden. Er redete fast nur noch in Code, mit einer unbekannten Anzahl von Leuten — sein Headset war in einen Schaltkasten eingestöpselt, der in vielarmiger Verbindung mit mehreren Telefonen stand.
»Und was ist mit uns?«, sagte Heidi. »Haben wir auch einen ETA?«
»Leise. Er muss sich konzentrieren.« »Verstehst du, was er da treibt?« »Nein, aber es ist kompliziert.«
»Ajay hat sich von seiner Cousine ein Clownsgesicht schminken lassen. Sie hat die Kerbe in seiner Nase mit Spachtelmasse gefüllt. Seine Haare kackbraun gefärbt und ihm irgendwelches Zeug auf die Schläfen gesprüht.«
»Sie wollen, dass er für Milgrim gehalten wird.«
»Das weiß ich! Aber warum?«
»Jemand hat Bigends Starinformatiker entführt. Die verlangen, dass wir ihnen im Tausch Milgrim ausliefern.« »Warum denn das?«
»Genau genommen«, sagte Hollis, »hat es wohl etwas damit zu tun, dass du dem Kerl, der euch verfolgt hat, einen Pfeil an den Kopf geworfen hast. Allerdings hat sich Milgrim bei ihm auch vorher schon unbeliebt gemacht.«
Heidi, die weißen Hände über den Knien verschränkt, musterte Hollis mit größter Ernsthaftigkeit. »Du willst mich verarschen, oder?«
»Nein«, sagte Hollis.
»Was sind denn das für Weicheier?«
Hollis überlegte, was sie darauf erwidern sollte, bemerkte dann jedoch, dass sich Heidi mühsam ein Lachen verkneifen musste. Sie boxte ihr rasch in die Rippen.
»Gewonnen«, verkündete Garreth, die Hand ausgestreckt, um alle Telefone stumm zu schalten. »Die Scrubs. Das Modell hat funktioniert. Das ist der ideale Ort. Wenn es nicht gerade windet.«
»Was für ein Modell?«, fragte Hollis.
»An der University of Colorado hat jemand einen Testlauf für uns durchgeführt. Die Scrubs waren für uns am besten geeignet. Entschuldigt mich.« Er nahm die Hand von der Box und fing an zu tippen. Der Lieferwagen wurde langsamer, hupte, wechselte die Fahrspur, hielt kurz, bog ab.
»Die Scrubs, Schätzchen«, sagte et zu jemand anderem. »Ich brauch dich in der Luft. Überfahr keine Ampeln, ras nicht zu sehr, komm sicher an!«
»Was passiert da?«, fragte Heidi leise.
»Ich glaube, sie haben sich geeinigt, wo der
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