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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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warten?«
    »Eindeutig.«
    »Nicht gut«, sagte Heidi. »Ruf ihn an. Frag ihn, was los ist. Redet miteinander.« »Nein.«
    »Hast du eine Nummer?« »Nur für Notfälle.« »Was für Notfälle?«
    »Wenn ich in Schwierigkeiten geraten sollte, weil ich ihn gekannt habe.«
    »Ruf trotzdem an.« »Nein.«
    »Wie armselig«, sagte Heidi. »Verdammte Scheiße, was ist denn das?« Sie starrte ins Badezimmer. »Deine Dusche.«
    »Du willst mich wohl verarschen?«
    »Du solltest mal meine sehen. Was ist in den beiden Kisten?« Sie deutete auf die Kartons, die sie Robert gestern Abend abgenommen hatte. »Betonklötze?«
    »Asche«, sagte Heidi. »Aus dem Krematorium.«
    »Von wem?«
    »Von Jimmy.« Dem Bassisten von The Curfew. »Die wollte niemand haben. Er hat immer gesagt, dass er in Cornwall begraben sein möchte, erinnerst du dich?«
    »Nein«, sagte Hollis. »Warum Cornwall?«
    »Woher soll ich das wissen? Vielleicht dachte er, das wäre das genaue Gegenteil von Kansas.« »Das ist ganz schön viel Asche.« »Das andere ist meine Mutter.«
    »Deine Mutter?«
    »Ich hab's irgendwie nie geschafft, was damit zu machen. Also standen die Kisten mit meinem Tourkram im Keller. Ich konnte sie wohl kaum Schwanzlurch überlassen, oder? Ich nehm sie beide mit nach Cornwall. Jimmy hatte sowieso nie eine Mutter.«
    »Okay«, sagte Hollis, weil ihr nichts anderes einfiel.
    »Wo zum Teufel ist Cornwall?«
    »Kann ich dir zeigen. Auf einer Landkarte.«
    »Scheiße, ich muss dringend duschen«, sagte Heidi.

12. Compliance T ool
    Bigends Büro - als Milgrim endlich eingelassen wurde - war fensterlos und überraschend klein. Vielleicht war es gar nicht sein eigentliches Büro. Jedenfalls sah es nicht so aus, als würde tatsächlich jemand darin arbeiten.
    Der junge Schwede, der Milgrim hineingeführt hatte, legte einen grauen Aktenordner auf den Teakschreibtisch und ging dann wieder, ohne etwas zu sagen. Sonst war der Schreibtisch leer, mit Ausnahme einer Schrotflinte, die aussah, als würde sie aus verfestigtem Pepto-Bismol bestehen.
    »Was ist das?«, fragte Milgrim.
    »Die Makette eines frühen Entwurfs einer Zusammenarbeit zwischen Taser und Mossberg, dem Waffenhersteller.« Bigend trug Einwegplastikhandschuhe, die normalerweise einzeln von einer Rolle genommen wurden. »Ein Compliance Tool.«
    »Compliance Tool?«
    »So haben sie es genannt«, sagte Bigend, hob das Ding mit einer Hand hoch und drehte es, damit Milgrim es aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten konnte. Es sah aus, als hätte es keinerlei Gewicht. Wahrscheinlich war es hohl, aus Kunstharz hergestellt. »Ich versuche herauszufinden, ob eine solche Zusammenarbeit damit vergleichbar ist, dass Roberto Cavalli einen Trenchcoat für H&M entwirft.«
    »Ich bin erkannt worden«, sagte Milgrim. »Erkannt?« Bigend blickte auf.
    »Eine Polizistin hat heute früh ein Foto von mir geschossen.« »Eine Polizistin? Was denn für eine?«
    »Eine Chinesin amerikanischer Abstammung, die aussah wie eine Missionarin. Auf ihr Sweatshirt war die Flagge des Bundesstaates South Carolina gestickt.«
    »Setzen Sie sich!«, sagte Bigend.
    Milgrim nahm Platz, die Hackett-Einkaufstüte auf dem Schoß.
    »Woher wissen Sie, dass es eine Polizistin war?« Bigend zog die Handschuhe aus und knüllte sie zusammen.
    »Ich wusste es einfach. Möglicherweise ist sie nicht offiziell im Staatsdienst, aber es wäre ihr durchaus zuzutrauen.«
    »Sie waren shoppen«, sagte Bigend mit einem Blick auf die Hackett- Tüte. »Was haben Sie gekauft?«
    »Eine Hose«, erwiderte Milgrim, »und ein Hemd.«
    »Wie ich gehört habe, kauft Ralph Lauren bei Hackett ein«, sagte Bigend. »Eine äußerst komplexe Information, wenn man sie richtig deuten will. Egal ob sie nun stimmt oder nicht.« Er lächelte. »Gehen Sie gern dort einkaufen?«
    »Ich verstehe es zwar nicht«, sagte Milgrim, »aber mir gefallen die Hosen da. Und manche der schlichteren Hemden.«
    »Was verstehen Sie nicht?«
    »Diese Sache mit dem englischen Football. «
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ist denen das wirklich ernst damit bei Hackett?« »Genau das schätze ich so an Ihnen. Sie dringen mühelos zum Kern einer Sache vor.«
    »Und wie ist es nun?«
    »Manche würden behaupten, dass eine doppelte Verneinung in eine positive Aussage mündet. Wo hat diese Person Sie fotografiert?«
    »In einem Café in der Nähe meines Hotels. An der Kreuzung Seven Dials. «
    »Und wen haben Sie darüber informiert?« »Sie.«
    »Erzählen Sie sonst niemandem davon.

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