System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson

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Betracht ziehen. Das ist meine Bedingung.«
    Milgrim sah von Meredith zu Hollis und wieder zurück.
    »Ich bin nicht befugt, eine solche Vereinbarung zu treffen«, sagte Hollis. »Aber ich werde ihm auf jeden Fall Ihren Vorschlag unterbreiten.«
    Das erinnerte Milgrim an den Abschlussrhythmus äußerst geheimer Drogengeschäfte, bei denen eine Partei von jemandem wusste, der einen Aerostar-Lieferwagen voll irgendeines chemischen Ausgangsstoffs besaß, während die andere den ungefähren Standort einer effizienten Tablettenpresse kannte.
    »Bitte tun Sie das«, sagte Meredith lächelnd und nahm einen ersten Schluck von ihrem Wein.
    »Das war sehr gut«, sagte Milgrim zu Hollis, nachdem sie sich vor dem Restaurant von Meredith und George verabschiedet hatten. »Das Timing. Als Sie ihnen von Bigend erzählt haben.«
    »Was hatte ich für eine Wahl? Wenn ich ihnen etwas anderes erzählt hätte, hätte ich sie damit bereits angelogen. Zum Hotel geht es hier lang.«
    »Mit dem Timing hatte ich immer meine Probleme«, sagte Milgrim nachdenklich. Dann fiel ihm wieder der Pinguin ein, und er blickte nach oben.
    »Was haben Sie da über UFOs erzählt, als Sie vorhin ins Restaurant kamen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Milgrim. »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen. Der Tag war lang. Ich habe noch Ihren Computer. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich ihn über Nacht behalte? Ich muss etwas nachschauen.«
    »Kein Problem«, sagte Hollis. »Ich schleppe ihn nur wegen eines Buches mit mir herum, das ich noch nicht angefangen habe zu schreiben. Aber ich habe ja mein iPhone. Was haben Sie denn Ihrer Meinung nach gesehen?«
    »Es sah aus wie ein Pinguin.«
    Hollis blieb stehen. »Ein Pinguin? Wo?«
    »Auf der Straße. Dort drüben.« Er deutete in die Richtung.
    »Auf der Straße?«
    »Er ist geflogen.«
    »Pinguine können nicht fliegen, Milgrim.«
    »Geschwommen. Durch die Luft. Auf der Höhe der Fenster des zweiten Stocks. Er hat mit den Flossen gerudert. Aber es sah eher aus wie ein pinguinförmiger Quecksilberklumpen. Die Lichter haben sich darin gespiegelt. Sie wurden von der Oberfläche verzerrt. Vielleicht war es auch nur eine Halluzination.« »Haben Sie das manchmal?«
    »Entzugserscheinungen«, sagte Milgrim und zuckte mit den Schultern. Er setzte sich in Richtung des Hotels in Bewegung, und Hollis folgte ihm. »Sie haben mich davor gewarnt.«
    »Wer?«
    »Die Arzte. In der Klinik. In Basel.«
    »Was ist mit dem Mann beim Salon? Dem mit der Hose? Von dem Sie glaubten, dass Sie ihn im Selfridges gesehen haben? Ist er Ihnen gefolgt?«
    »Ja. Sleight hat ihm gesagt, wo ich bin.« »Was ist passiert?« »Ich weiß nicht.« »Warum nicht?«
    »Ich habe jemandem das Neo gegeben. Und denen ist er gefolgt.« Er musste sich die Zähne putzen. Zwischen seinen oberen hinteren Backenzähnen klebte ein Rest von der Birnen-Galette. Sie schmeckte immer noch gut.
    »Der Tag war lang«, sagte Hollis, als sie bei dem Gebäude angekommen waren, das offenbar ihr Hotel war. »Ich habe mit Hubertus gesprochen. Er bittet darum, dass Sie ihn anrufen. Sleight glaubt, dass Sie abgehauen sind.«
    »Ich fühle mich auch so.« Er hielt ihr die Tür auf.
    »Danke«, sagte sie.
    »Monsieur Milgrim?« Ein Mann hinter einer Theke, die vage an eine Kanzel erinnerte.
    »Mister Milgrims Zimmer läuft auf meine Karte«, sagte Hollis.
    »Ja«, erwiderte der Angestellte, »aber er muss sich trotzdem registrieren.« Er reichte ihnen eine bedruckte weiße Karte und einen Stift. »Ihren Pass, bitte.«
    Milgrim zog seinen Faraday-Beutel hervor und holte den Pass heraus.
    »Ich rufe Sie morgen rechtzeitig zum Frühstück an. Danach gehen wir zum Zug«, sagte Hollis. »Gute Nacht.« Damit verschwand sie um eine Ecke.
    »Ich werde eine Kopie von Ihrem Pass machen«, sagte der Angestellte, »und ihn Ihnen wiederbringen, wenn Sie im Foyer fertig sind.« Er deutete mit dem Kopf nach rechts.
    »Im Foyer?«
    »Wo die junge Dame auf Sie wartet.« »Junge Dame?«
    Aber der Angestellte war bereits durch einen schmalen Durchgang hinter der Theke verschwunden.
    In dem kleinen Foyer war es dunkel. Es wurde von gefalteten Holzpanelen vom Rezeptionsbereich abgetrennt. Straßenlaternen spiegelten sich auf dem Porzellan, das bereits für das Frühstück bereitgestellt war. Und auf der Wölbung eines gelben Helms, der auf einem ovalen gläsernen Kaffeetischchen lag. Eine kleine Gestalt erhob sich eilig, mit einem Rascheln von wasserfesten Membranen und Motorradpanzerung. »Ich