System Neustart
geschafft, nicht an ihn zu denken.«
»Gestern Abend mit Meredith, das haben Sie gut gemacht«, sagte Milgrim, zerriss sein Croissant und bestrich beide Hälften dick mit Butter und Marmelade.
»Jetzt weiß ich nicht, ob ich das weiter verfolgen kann. Ich muss ihn finden.«
»Rufen Sie ihn an. Die Ungewissheit beeinträchtigt Ihre Arbeit. Das ist nicht gut.«
»Ich habe Angst. Davor, dass es vielleicht nicht funktionieren könnte. Oder dass er nichts von mir hören will.«
»Wenden Sie sich an Hubertus«, sagte Milgrim, wobei er sich die Hand vor den vollen Mund hielt. »Er kann jeden finden.«
Sie hob die Augenbrauen.
»So wie Merediths Turnschuhe«, sagte er. »Als Lohn für Ihre Arbeit.«
»Merediths Turnschuhen würde es nichts ausmachen, von Hubertus gefunden zu werden. Mein Freund hingegen möchte von niemandem gefunden werden.«
»Muss er es denn erfahren?«
»Haben Sie diese Art zu denken von Bigend gelernt?«
»Eher durch meine Sucht. Damals musste ich ständig etwas beschaffen, was ich eigentlich nicht besitzen durfte und mir auch nicht leisten konnte. Ich habe gelernt, Druckmittel einzusetzen. Was Sie gestern Abend mit Meredith gemacht haben, könnten Sie genauso gut auch mit Hubertus machen, um Ihren Freund zu finden.«
Sie runzelte die Stirn.
»Gestern Abend war noch jemand hier, den Hubertus geschickt hat«, sagte er. »Nachdem Sie auf Ihr Zimmer gegangen waren.« »Wer?«
»Fiona. Eine junge Frau auf einem Motorrad. Bei Blue Ant habe ich sie bisher noch nicht gesehen. Oder doch. Auf ihrem Motorrad. Sie hat mir eine Nachricht von Pamela gebracht. Aber damals wusste ich noch nicht, dass sie eine Frau ist.«
»Weswegen war sie hier?«
»Damit ich über ihr Telefon mit Hubertus reden konnte. Er hat mir gesagt, dass Sleight entweder für oder mit jemand anderem arbeitet. Und dass ich außer Pamela und Fiona niemandem trauen soll. Und Ihnen. Er hat gesagt, dass Sie von der ganzen Sache nichts wissen. Aber jetzt wissen Sie es.«
»Wie hat er darauf reagiert?«
»Er wirkte ... interessiert? Er will, dass Sie nach unserer Ankunft mit dem Taxi in Ihr Hotel fahren. Fiona wird mich zu ihm bringen.« »Ist sie nicht in Paris?«
»Sie wird mit unserem Zug wieder zurückfahren.«
»Diese Dinge macht er mit Absicht«, sagte sie. »Berechnet das alles mit ein. Er stellt Leute ein, von denen er weiß, dass sie sich nicht an seine Anweisungen halten werden, damit sie ihn in neue Richtungen führen. Er macht sich das Chaos zunutze, hat Garreth gesagt.«
»Wer ist Garreth?«
»Mein Freund. Er hat sich immer gern meine Geschichten über Hubertus angehört. Ich glaube, er hat ihn gut verstanden. Vielleicht hat es etwas mit dieser Springerei zu tun. Hubertus richtet sein ganzes Leben und seine Geschäfte so ein, dass sie ihn ständig über den Rand des Abgrunds tragen. Wodurch sich wiederum neue Abgründe auftun, die er überwinden muss.«
»Er hält Stillstand für den wahren Feind«, sagte Milgrim, froh darüber, dass das Thema Hollis von ihrer schlechten Laune ablenkte. »Stabilität ist der Anfang vom Ende. Wir können uns nur fortbewegen, indem wir uns ständig nach vorn fallen lassen. Das wäre auch das eigentliche Problem daran, wenn wir in der Lage wären, den Auftragsfluss zu erfassen, hat er einmal gesagt. Dass dadurch alles zum Stillstand kommen könnte.«
»Den was?«
»Den Auftragsfluss. Er hat mit mir über Geheimnisse gesprochen. Damals in Vancouver, als ich ihm das erste Mal begegnet bin. Er liebt Geheimnisse.«
»Ich weiß«, sagte Hollis.
»Aber nicht alle Geheimnisse sind Informationen, die bestimmte Leute vor einem verbergen wollen. Manchmal sind es auch Informationen, die existieren, aber an die man nicht herankommt.«
»Und wo existieren sie?«
»Einfach irgendwo auf der Welt. Ich habe ihn gefragt, welche Infor mationen ihn am meisten interessieren würden, wenn er jedes beliebige Geheimnis lüften könnte. Und er hat gesagt, er hätte gerne etwas, das niemand jemals haben kann.« »Ja?«
»Den Auftragsfluss des kommenden Tages. Oder der nächsten Stunde. Oder der nächsten Minute.« »Aber worum handelt es sich dabei?«
»Das ist die Gesamtsumme aller Transaktionen am Markt. Alles, was die Leute irgendwo kaufen oder verkaufen. Aktien, Wertpapiere, Gold, alles. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, existiert diese Information zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Aber es gibt keine Möglichkeit, sie zu erfassen. Sie ist zwar ständig vorhanden, lässt sich aber nicht in Erfahrung
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