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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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mineralogische Objekte!«
    »Welch eine Geduld haben Sie besessen!« erklärten ihm die Damen.
    Und er zog einen ungeheuren Nutzen aus seinen Gerippen durch folgende Phrase:
    »Ich habe alles testamentarisch der Stadt vermacht.«
    Und die Besucher bewunderten seine »Philanthropie« Man sprach davon, die ganze zweite Etage der Bürgermeisterei nach des Arztes Tode dem »Museum Gourdon« zu weihen.
    »Ich rechne auf die Dankbarkeit meiner Mitbürger und hoffe, daß man meinen Namen dort anbringt,« antwortete er auf diesen Vorschlag, »denn ich wage mir nicht zu schmeicheln, daß man meine Marmorbüste aufstellt!«
    »Wieso nicht? Das würde doch das Mindeste sein, was man für Sie tun kann,« entgegnete man ihm. »Sind Sie nicht der Ruhm von Soulanges?«
    Und dieser Mann hielt sich schließlich für eine der Berühmtheiten Burgunds; die solidesten Renten sind nicht die Staatsrenten, sondern jene, die man sich selber in seiner Eigenliebe schafft.
    Der Gelehrte war, um Lupins grammatikalisches System anzuwenden, glücklich, glücklich, glücklich!
    Der Kanzlist Gourdon, ein kleiner verschlagener Mann, dessen sämtliche Züge sich um den Hals herum konzentrierten, so daß die Nase der Ausgangspunkt der Stirn, der Wangen und des Mundes zu sein schien, die damit zusammenhingen, wie die Schluchten eines Gebirges alle am Gipfel entspringen, dieser Kanzlist galt für einen der großen Dichter Burgunds; »er ist ein Piron«, hieß es.
    Das doppelte Verdienst der beiden Brüder bewirkte, daß man in der Bezirkshauptstadt von ihnen erklärte: »Wir haben die beiden Brüder Gourdon in Soulanges, zwei sehr distinguierte Herren, zwei Männer, die ihren Platz in Paris wohl behaupten würden.«
    Da er ein außerordentlich guter Ballspieler war, so erzeugte die Manie des Ballspiels bei dem Kanzlisten eine andere Manie, nämlich die, dieses Spiel, welches im 18. Jahrhundert Furore machte, zu besingen. Bei den Mediokraten treten Manien oft paarweise auf. Der junge Gourdon kam mit seinem Gedichte unter Napoleons Herrschaft nieder. Soll ich euch sagen, welcher unverdorbenen und verständigen Schule er angehörte? Luce de Lancival, Parny, Saint-Lambert, Roucher, Vigée, Andrieux, Berchoux waren seine Heroen. Delille war sein Gott bis zu dem Tage, wo die erste Gesellschaft von Soulanges die Frage aufwarf, ob Gourdon nicht Delille übertreffe, den der Kanzlist seitdem stets mit übertriebener Höflichkeit den Herrn Abbé Delille nannte.
    Die zwischen 1780 und 1814 entstandenen Gedichte wurden nach gleichem Muster geschnitten, und das über das Ballspiel wird sie alle explizieren. Sie hatten etwas von einer Kraftleistung. Boileaus Lutrin ist der Saturn dieser verkümmerten Generation tändelnder Gedichte, die alle etwa aus vier Gesängen bestehen; denn es bis auf sechs zu bringen, das hatte man eingesehen, hieße den Stoff zu Tode reiten.
    Gourdons Gedicht hieß »die Bilboquéide« und richtete sich nach der Poetik jener Provinzdichtungen, die in ihren identischen Regeln unveränderlich sind. Im ersten Gesange enthalten sie die Beschreibung des besungenen Gegenstandes, indem sie wie bei Gourdon mit einer Anrufung beginnen, deren Modell folgendes ist:
Das schöne Spiel besing' ich, das die Narr'n und Weisen,
Die Großen, Kleinen (jedem Alter ziemt es) preisen;
Wo mit dem runden Schlagholz in geschickten Händen
Den aufgeworfnen Ball wir durch die Lüfte senden.
Reizvolles Spiel, du Kürzer aller langen Stunden,
Froh wäre Palamedes, hätt' er dich erfunden!
O Muse du des Spiels, der Liebe, Freude, komm,
Komm in mein Haus, wo ich der Themis diene fromm,
Auf Staatspapier die Silben aneinanderreihend,
Entzücke mich ...
     
    Nachdem er das Spiel definiert, die schönsten bekannten Ballspiele beschrieben und erklärt, in wieweit es einst dem Geschäft des »Grünen Affen« und anderen Kunstdrechslern auf die Beine geholfen hat; endlich, nachdem er dargelegt, wie das Spiel die Statik zum Gegenstand habe, endigte Gourdon seinen ersten Gesang mit folgendem Schluß, der euch an den Schluß des ersten Gesangs all dieser Gedichte erinnern wird:
So haben denn die Künste, selbst die Wissenschaft
Zu ihrem Frommen ausgenutzt ein frohes Spiel,
Das anfangs war nur des Vergnügens loses Ziel.
     
    Der zweite Gesang, wie immer dazu bestimmt, zu schildern, in welcher Weise man sich des Gegenstandes bedienen, welchen Vorteil man aus ihm, bei Frauen und in der Welt, ziehen kann, wird von Freunden dieser weisen Literatur dank folgender Zitation vollkommen

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