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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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erraten, die den Spieler schildert, der seine Uebungen vor den Augen des geliebten Gegenstandes macht:
Seht jenen Spieler aus der Menge Scharen ragen
Und nach dem Elfenbeinball blicken ohne Zagen.
Aufmerkend stets er lauert, wartet, wie der runde
Dahinfliegt und sich regt in jeglicher Sekunde.
Seine Parabel hat dreimal der Ball beschrieben.
Mit Rauchfaßschwingen schmeichelt er, scheint's, seiner Lieben.
Auf seine ungeschickte Faust der Diskus flog,
Mit rasendschnellem Kuß sie seinen Finger trog.
Ob dieser leichten Qual klag, Undankbarer, nicht.
Das Mißgeschick macht wett ein lächelndes Gesicht.
     
    Dieses Virgils würdige Gemälde war's, welches Delilles Vorrang vor Gourdon in Frage stellte.
    Das Wort: Diskus, das von dem positiven Brunet angegriffen wurde, gab Stoff zu Erörterungen, die elf Monate dauerten; doch der gelehrte Gourdon zermalmte an einem Abend, wo man drauf und dran war, sich auf beiden Seiten »ganz rot« zu ärgern, die Partei der Antidiskusleute durch folgende Bemerkung:
    »Der von den Dichtern Diskus genannte Mond ist eine Kugel.«
    »Was wissen Sie davon,« antwortete Brunet. »Wir haben ihn immer nur von einer Seite gesehen.«
    Der dritte Gesang enthielt die unumgängliche Geschichte, die berühmte Anekdote, die das Ballspiel betraf. Diese Anekdote kennt jedermann auswendig; sie bezieht sich auf einen berühmten Minister Ludwigs XVI.; doch nach der in den »Débats« von 1810–14 stehend gewordenen Formel zum Lobe derartiger öffentlicher Arbeiten »lieh sie der Poesie und den Vorzügen, welche der Autor darin auszugießen gewußt hatte, neue Reize«.
    Der vierte Gesang, in dem das Werk sich resümierte, endigte mit folgender Kühnheit, die zwischen 1810 bis 14 nicht veröffentlicht worden war, 1824 aber, nach Napoleons Tode, das Lebenslicht erblickte:
Und also sang ich in den unruhvollen Zeiten.
Ach, wollten Kön'ge stets mit solchen Waffen streiten,
Hätten zur Kürzung ihrer frohen Mußestunden
Die Völker solche Spiele immer nur erfunden,
Dann hätt' Burgund, das da gelebt zu weher Klage,
Wiedergefunden Rheas und Saturnus' Tage.
     
    Diese schönen Verse stehen in der Editio princeps, der einzigen, die aus der Presse Bourniers, des Druckers von Ville-aux-Fayes, hervorgegangen ist.
    Hundert Subskribenten sicherten durch ein Opfer von drei Franken diesem Gedicht eine Unsterblichkeit von bedenklichem Beispiel, und das war um so schöner, als jeder dieser hundert Leute es etwa hundertmal im einzelnen gehört hatten.
    Madame Soudry hatte »das Ballspiel«, das auf ihrer Salonkonsole lag und seit sieben Jahren ein Vorwand zu Zitationen war, unterdrückt: sie entdeckte endlich, daß »das Ballspiel« ihr Konkurrenz mache.
    Was den Verfasser anlangt, der sich schmeichelte, eine gutgespickte Brieftasche zu besitzen, so würde, um ihn zu zeichnen, der Ausspruch genügen, mit welchem er einen seiner Rivalen der ersten Gesellschaft von Soulanges ankündigte:
    »Wissen Sie eine merkwürdige Neuigkeit?« hatte er zwei Jahre vorher gesagt: »Es gibt noch einen anderen Dichter in Burgund! ... Ja,« fuhr er fort, als er das allgemeine Erstaunen sah, das sich auf den Gesichtern zeigte; »er stammt aus Mâcon. Aber würden Sie sich je denken können, womit er sich abgibt? Er setzt die Wolken in Verse!«
    »In ihrer Weise sind sie doch schon sehr schön,« antwortete der geistreiche Vater Guerbet.
    »Es ist ein verteufelt krauses Zeug! Seen, Sterne, Wellen! ... Nicht ein einziges vernünftiges Bild, nicht eine didaktische Absicht. Von den Quellen der Dichtung hat er keine Ahnung. Er nennt den Himmel bei seinem Namen, er sagt ganz einfach: der Mond, statt vom Gestirn der Nächte zu reden. So weit kann uns das Verlangen verleiten, originell zu sein!« rief Gourdon schmerzbewegt. »Armer junger Mann! Burgunder zu sein und das Wasser besingen, das tut weh! Wenn er mich um Rat gefragt hätte, so würde ich ihm den schönsten Stoff der Welt gesagt haben, ein Gedicht auf den Wein, die Bacchéide, für die ich mich jetzt zu alt fühle.«
    Dieser große Dichter ahnt den schönsten seiner Triumphe noch nicht; (noch ist er ihn seiner Eigenschaft als Burgunder schuldig): die Stadt Soulanges in Besitz genommen zu haben, die von der modernen Plejade noch nichts, nicht einmal die Namen, kennt. Hundert Gourdons sangen in der Kaiserzeit, und man klagt diese Zeit an, die schöne Literatur vernachlässigt zu haben! Befragt die Buchhändlerzeitschrift, und ihr werdet darin Gedichte auf das Schach-, auf das Damespiel, das

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