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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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als daß ich ihn irgendwie ein Agens nennen könnte!«
    »Was zum Teufel macht denn der verwünschte Vater Rigou da?« sagte Soudry zu Guerbet, als er das Gefährt vor dem Tivoli halten sah. »Er ist eine jener Tigerkatzen, bei denen jeder Sprung ein Ziel hat!«
    »Verflucht, er steigt ab!« antwortete der dicke kleine Steuereinnehmer.
    »Er geht ins ›Café de la Paix‹ hinein, ...« sagte Gourdon, der Arzt ...
    »Gebt Euch zufrieden,« fuhr Gourdon, der Kanzlist fort, »dort gibt's Segen mit geschlossenen Fäusten, dann hört man sie bis hierher schreien.«
    »Das Café da,« fügte der Pfarrer hinzu, »ist wie der Janustempel: es nannte sich in der Kaiserzeit ›Café de la guerre‹, und man lebte dort völlig ruhig; die ehrenwertesten Bürger kamen dort zusammen, um freundschaftlich miteinander zu plaudern ...«
    »Das nennt er ›plaudern‹!« sagte der Friedensrichter.
    »Seitdem man's den Bourbonen zu Ehren ›Café de la Paix‹ genannt hat, schlägt man sich dort aber alle Tage ...« sagte Abbé Taupin, indem er seinen Satz beendete, den zu unterbrechen der Friedensrichter sich die Freiheit genommen hatte.
    Es verhielt sich mit diesem Gedanken des Pfarrers wie mit den Zitierungen aus dem »Ballspiel«, er kehrte häufig wieder.
    »Das will heißen,« sagte Vater Guerbet, »daß Burgund immer das Land der Faustschläge sein wird.«
    »So übel ist das nicht, was Sie da sagen,« bemerkte der Pfarrer, »es ist beinahe die Geschichte unseres Landes.«
    »Ich kenne die französische Geschichte nicht,« rief Soudry, »bevor ich sie aber kennen lerne, möcht' ich gern wissen, warum mein Gevatter mit Socquard ins Café hineingegangen ist.«
    »O,« erwiderte der Pfarrer, »wenn er hinein geht und sich dort aufhält, so können Sie gewiß sein, daß es sich nicht um Werke der Barmherzigkeit handelt.«
    »Wenn ich den Mann sehe, überläuft mich eine Gänsehaut,« erklärte Madame Vermut.
    »Man muß ihn so sehr fürchten,« fuhr der Arzt fort, »daß mich, wenn er mir übel wollte, auch sein Tod nicht beruhigen würde; er ist imstande, aus dem Sarge aufzustehen, um euch noch irgendeinen schlechten Streich zu spielen.«
    »Wenn uns jemand den Tapezier am 15. August hierherschicken und ihn in eine Falle locken kann, ist's Rigou,« flüsterte der Bürgermeister seiner Frau ins Ohr.
    »Besonders wenn Gaubertin und du, mein Herzblatt, mit dazu helft ...« antwortete sie mit lauter Stimme.
    »Halt, hatte ich nicht recht!« rief Monsieur Guerbet, Monsieur Sarcus mit dem Ellenbogen anstoßend, »er hat irgendein schönes Mädchen bei Socquard gefunden und läßt es in seinen Wagen steigen! ...«
    »Unterdessen ...« fügte der Kanzlist hinzu.
    »Das ist ohne Hintergedanken gesprochen,« rief Monsieur Guerbet, den Sänger des »Ballspiels« unterbrechend.
    »Sie befinden sich im Irrtum, meine Herren,« sagte Madame Soudry; »Monsieur Rigou denkt nur an unsere Interessen; denn, wenn ich mich nicht täusche, ist das Mädchen eine Tochter Tonsards!«
    »Er ist wie der Pharmazeut, der sich mit Vipern versorgt,« rief Vater Guerbet.
    »Nach der Art Ihrer Rede,« warf Monsieur Gourdon, der Arzt, ein, sollte man meinen, daß Sie Monsieur Guerbet, unseren Pharmazeuten, gesehen hätten.«
    Und er wies auf den kleinen Apotheker von Soulanges hin, der über den Platz kam.
    »Der gute arme Kerl,« sagte der Kanzlist, der im Verdacht stand, oft mit Madame Vermut zu witzeln, »seht doch nur, wie er aussieht! und den hält man für gelehrt!«
    »Ohne ihn,« wandte der Friedensrichter ein, »würde man bei Leichenschauen sehr in Verlegenheit sein; er hat das Gift in des armen Pigeron Leichnam so gut nachgewiesen, daß die Pariser Chemiker beim Gerichte in Auxerre erklärt haben, sie hätten's nicht besser machen können! ...«
    »Er hat gar nichts gefunden,« erwiderte Soudry, »doch ist es, wie der Präsident Gendrin sagt, gut, wenn man glaubt, daß Gift sich stets nachweisen läßt ...«
    »Madame Pigeron hat gut getan, Auxerre den Rücken zu kehren!« sagte Madame Vermut. »Ein enger Geist und eine große Verbrecherin war diese Frau,« fügte sie hinzu. »Muß man denn zu Drogen seine Zuflucht nehmen, um einen Ehemann zu vernichten? Haben wir denn keine sicheren aber harmlosen Mittel, um uns von solchem Gezücht zu befreien? Ich möchte schon, daß ein Mann an meiner Aufführung etwas auszusetzen fände! Der gute Monsieur Vermut geniert mich kaum und er ist darum nicht kränker; und seht doch, wie Madame de Montcornet in ihren

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