Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
Gegenstände des Bedarfs oder der Eitelkeit der Bauern, die überdies keine anderen Schauspiele haben, periodisch Verführungen auf die Einbildungskraft der Weiber und Kinder aus. Auch ließ die Bürgermeisterei von Soulanges vom 12. August ab in der ganzen Ausdehnung des Bezirks von Ville-aux-Fayes von Soudry unterzeichnete Anschläge anbringen, welche den Handelsleuten, Seiltänzern, den Wunderdingen jeder Art ihren Schutz versprachen und die Dauer des Jahrmarktes und die Hauptsehenswürdigkeiten ankündigten.
    Auf diesen Plakaten, die man die Tonsard Vermichel abverlangen sah, las man stets folgenden Endsatz:
    »Das Tivoli wird mit bunten Lampen illuminiert werden.«
    Tatsächlich hatte die Stadt als Saal für den öffentlichen Ball das Tivoli gewählt. Dieses war von Socquard in einem Garten aufgeführt worden, welcher ebenso steinig ist, wie der Hügel, auf dem Soulanges liegt, wo das Erdreich fast aller Gärten erst herangefahren werden mußte.
    Diese Bodenbeschaffenheit erklärt den eigenartigen Geschmack des Soulanger Weines, eines weißen, trockenen, bukettreichen Weins, der dem Madeira, Johannisberger und dem Wein von Vouvrey, drei ziemlich gleichartigen Gewächsen, ähnlich ist und fast gänzlich im Bezirk verbraucht wird.
    Die zauberhaften Wirkungen, die vom Ball bei Socquard im Gemüte der Einwohnerschaft hervorgerufen werden, machen sie ganz stolz auf ihr Tivoli. Die Bewohner der Gegend, die sich bis nach Paris gewagt hatten, erklärten, daß das Pariser Tivoli das von Soulanges nur an Ausdehnung übertreffe. Gaubertin zog kühn den Socquardball dem Tivoliball vor.
    »Denken wir an all das,« sagte Rigou. »Der Pariser dort, der Zeitungsredakteur, wird von seinem Vergnügen schließlich genug haben, und durch die Dienstboten könnte man sie alle auf den Jahrmarkt locken. Ich werde dran denken! Obwohl sein Kredit verteufelt im Schwinden ist, könnte Sibilet seinem Bourgeois einreden, daß er sich auf diese Weise ›populär‹ machen würde.«
    »Sucht also zu erfahren, ob die schöne Gräfin Monsieur gegenüber grausam ist; alles ist vorhanden, um ihm im Tivoli einen Schabernack zu spielen,« sagte Lupin zu Rigou.
    »Die kleine Frau«, rief Madame Soudry, »ist zu sehr Pariserin, um sich nicht geschickt zwischen den beiden Parteien durchzuwinden.«
    »Fourchon hat seine Enkelin Catherine auf Charles, des Tapeziers zweiten Kammerdiener, losgelassen; bald werden wir einen Lauscher in den Gemächern von Les Aigues haben,« antwortete Rigou. »Sind Sie des Abbés Taupin sicher?« fragte er, als er den Pfarrer eintreten sah.
    »Ihn und Abbé Moncheron halten wir am Bändel, wie ich Soudry am Bändel halte,« entgegnete Madame Soudry, ihren Gatten unters Kinn fassend, zu dem sie sagte: »Armer Kater, du bist doch nicht unglücklich!«
    »Wenn ich nur einen Skandal gegen diesen Tartüffe von Brossette in Scene setzen könnte. Ich rechne auf Sie! ...« sagte Rigou, indem er sich erhob, ganz, leise; »aber ich weiß nicht, ob der Geist des Landes über den Priestergeist obsiegen wird. Ihr wißt nicht, was es damit auf sich hat. Ich selber bin kein Einfaltspinsel, stehe aber nicht für mich ein, wenn ich mich einmal krank fühle. Ganz gewiß werde ich mich dann mit der Kirche aussöhnen!«
    »Gestatten Sie uns, das zu hoffen,« sagte der Priester, für den Rigou eben absichtlich die Stimme erhoben hatte.
    »Ach! der Fehler, den ich beging, indem ich mich verheiratete, hindert mich an der Aussöhnung,« erwiderte Rigou; »ich kann Madame Rigou doch nicht umbringen.«
    »Denken wir inzwischen an Les Aigues,« sagte Madame Soudry.
    »Jawohl,« erwiderte der Exbenediktiner. »Wissen Sie, daß ich unseren Gevatter in Ville-aux-Fayes viel geschickter als uns finde? ... Ich habe so den Gedanken, daß Gaubertin Les Aigues für sich allein haben will und uns hinaussetzen wird,« fügte Rigou hinzu.
    Unterwegs hatte der Landwucherer mit dem Stecken der Klugheit auf die dunklen Stellen geklopft, die bei Gaubertin hohl klangen.
    »Aber Les Aigues wird nie jemand anderem als uns dreien gehören, man muß es von Grund aus zerstören!« rief Soudry.
    »Um so mehr, als ich nicht erstaunt sein würde, wenn sich dort verborgenes Gold fände,« sagte Rigou schlau.
    »Bah!«
    »Ja, während der früheren Kriege haben die oftmals belagerten und überraschten Edelleute ihr Geld vergraben, um es wiederfinden zu können; und, wie Sie wissen, ist der Marquis von Soulanges-Hautemer, mit dem der jüngere Zweig ausgestorben ist, eines der

Weitere Kostenlose Bücher