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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Opfer der Bironschen Verschwörung gewesen. Die Gräfin von Moret hat das Besitztum durch Konfiskation bekommen! ...«
    »Das nenn' ich die französische Geschichte kennen!« sagte der Gendarm. »Sie haben recht, es ist Zeit in unseren Sachen mit Gaubertin einig zu werden.«
    »Und wenn er Winkelzüge macht,« fügte Rigou hinzu, »wollen wir ihn schon kriegen!«
    »Er ist jetzt reich genug,« erklärte Lupin, »um ein anständiger Mann zu sein.«
    »Ich würde für ihn wie für mich selbst bürgen,« fuhr Madame Soudry fort, »er ist der anständigste Mann des Königreichs.«
    »Ich glaube an seine Anständigkeit,« entgegnete Rigou; »doch darf man unter Freunden nichts außer acht lassen. Uebrigens hab' ich auf einen in Soulanges Argwohn, daß er uns einen Strich durch die Rechnung machen möchte ...«
    »Wen denn?« fragte Soudry.
    »Plissoud,« antwortete Rigou.
    »Plissoud!« rief Soudry, »der arme Klepper! Brunet hält ihn an der Leine und sein Weib an der Kandare; fragen Sie Lupin!«
    »Was kann er tun?« sagte Lupin.
    »Er will dem Montcornet klaren Wein einschenken,« fuhr Rigou fort, »seine Protektion haben und sich eine Stellung schaffen.«
    »Niemals wird er etwas ausplaudern, solange seine Frau in Soulanges ist,« sagte Madame Soudry.
    »Alles erzählt er seiner Frau, wenn er betrunken ist,« bemerkte Lupin, »wir würden's zur rechten Zeit erfahren.«
    »Die schöne Madame Plissoud hat keine Geheimnisse vor Ihnen,« erwiderte ihm Rigou; »nun wohl, dann können wir ruhig sein.«
    »Sie ist übrigens ebenso dumm wie schön; ich möchte nicht mit ihr tauschen; denn wenn ich ein Mann wäre, wäre mir eine häßliche und geistvolle Frau lieber, als eine Schöne, die nicht bis zwei zählen kann.«
    »Ach!« antwortete, sich auf die Lippen beißend, der Notar, »sie kann einen bis drei zählen lassen.«
    »Geck,« rief Rigou und wandte sich der Tür zu.
    »Also auf morgen früh,« sagte Soudry, seinen Gevatter hinausgeleitend.
    »Ich werd' Sie abholen ... Ach ja, Lupin,« sagte er zum Notar, der mit ihm hinausging, um sein Pferd satteln zu lassen, »sorgen Sie dafür, daß Madame Sarcus alles erfährt, was der Tapezier auf der Präfektur gegen uns aushecken wird ...«
    »Wer wird es erfahren, wenn sie's nicht herausbringen kann? ...« antwortete Lupin.
    »Verzeihung,« erwiderte Rigou, schlau lächelnd, indem er Lupin anblickte, »ich sehe da so viele Strohköpfe, daß ich vergaß, daß sich ein kluger Mensch darunter befindet.«
    »Tatsache ist, daß ich nicht weiß, wie es kommt, daß ich dabei noch nicht eingerostet bin,« entgegnete Lupin naiv. »Ist's wahr, daß Soudry eine Kammerkatze genommen hat? ...«
    »Gewiß,« erwiderte Lupin; »seit acht Tagen; der Herr Bürgermeister hat die Schönheit seines Weibes heben wollen, indem er ihr eine Folie gab in Gestalt einer kleinen Burgunderin mit Rosenspeck, und wir erraten noch nicht, wie er sich mit Madame Soudry auseinandersetzen wird; denn er hat die Kühnheit, recht zeitig zu Bett zu gehen ...«
    »Das werd' ich morgen sehn,« sagte der Dorfsardanapal, indem er zu lächeln versuchte.
    Die beiden erfahrenen Politiker gaben sich beim Auseinandergehen die Hand.
    Rigou, der sich nachts nicht unterwegs befinden wollte – denn trotz seiner frischen Volkstümlichkeit war er immer klug – sagte zu seinem Pferde: »Vorwärts, Bürger!« Ein Scherz, den dies Kind von 1793 stets gegen die Revolution loßließ. Die Volksrevolutionen haben keine grausameren Feinde als die Leute, die sie in die Höhe gebracht haben.
    »Er macht keine langen Besuche, der Vater Rigou,« bemerkte Gourdon, der Kanzlist, zu Madame Soudry.
    »Er macht gute, wenn er kurze macht,« antwortete sie.
    »Wie sein Leben,« bemerkte der Arzt; »dieser Mensch mißbraucht alles.«
    »Um so besser,« erwiderte Soudry, »da wird mein Sohn eher zu Geld kommen.«
    »Hat er Ihnen Neuigkeiten über Les Aigues gebracht?« fragte der Pfarrer.
    »Ja, mein lieber Abbé,« entgegnete Madame Soudry, »die Leute dort sind die Geißel unseres Landes. Ich begreife nicht, daß Madame de Montcornet, die doch eine Frau comme il faut ist, ihre Interessen nicht besser wahrnimmt.«
    »Sie haben gleichwohl ein Beispiel vor Augen,« erwiderte der Pfarrer.
    »Welches denn?« fragte Madame Soudry geziert.
    »Die Soulanges! ...«
    »Ach ja,« flötete die Königin nach einer Pause.
    »Um so schlimmer, da bin ich!« rief Madame Vermut beim Eintreten, »und ohne mein Reagens; denn Vermut ist in bezug auf mich zu inaktiv,

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