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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Gespräche: nun, sie sind schlecht aufgelegt und werden Ihnen den Landaufenthalt verekeln. Wenn Ihr verfluchter Michaud nicht abzieht, wird man Sie zwingen, ihn abziehen zu lassen ... Dieser Rat und die Otter sind gut zwanzig Franken wert, geht! ...«
    Während der Alte diesen letzten Satz sagte, ließ sich der Schritt eines Mannes vernehmen, und der, den Fourchon so bedrohte, ließ sich sehen, ohne angemeldet zu sein. An dem Blicke, den Michaud dem Wortführer der Armen zuwarf, konnte man leichtlich merken, daß ihm die Drohung zu Ohren gekommen war, und Fourchons ganzer Mut schwand dahin. Dieser Blick wirkte auf den Otternjäger wie der Gendarm auf den Dieb. Fourchon wußte, daß er was auf dem Kerbholz hatte, Michaud schien das Recht zu haben, ihn der Redensarten wegen, die augenscheinlich dazu bestimmt waren, die Bewohner von Les Aigues zu erschrecken, zur Rechenschaft zu ziehen.
    »Da ist der Kriegsminister,« sagte der General, indem er sich an Blondet wandte und ihm Michaud zeigte.
    »Verzeihen Sie mir, Madame,« sagte der Minister zur Gräfin, »daß ich durch den Salon hereingekommen bin, ohne haben anfragen zu lassen, ob Sie mich empfangen wollen; die Dringlichkeit der Geschäfte jedoch fordert, daß ich mit meinem General spreche.«
    Während er sich entschuldigte, beobachtete Michaud Sibilet, dem Fourchons kecke Reden innige Freude bereiteten, die niemand der um den Tisch sitzenden Leute auf seinem Gesichte las, denn Fourchon beschäftigte sie über die Maßen, während Michaud, der aus geheimen Gründen Sibilet ständig beobachtete, von seiner Miene und seiner Haltung überrascht war.
    »Er hat seine zwanzig Franken, wie er sagt, wohl verdient, Herr Graf,« rief Sibilet; »die Otter ist nicht teuer! ...«
    »Gib ihm zwanzig Franken,« sagte der General zu seinem Kammerdiener.
    »Sie nehmen sie mir also fort?« fragte Blondet den General.
    »Ich will sie ausstopfen lassen,« rief der Graf.
    »Ach, der liebe Herr da hatte mir das Fell gelassen, gnädiger Herr! ...« sagte Vater Fourchon.
    »Schön,« rief die Gräfin, »Sie sollen also hundert Sous fürs Fell haben; doch verlassen Sie uns ...«
    Der starke und ungewohnte Geruch der beiden Stammgäste der Hauptstraße verpestete den Eßsaal dermaßen, daß Madame de Montcornet, deren zarte Geruchsnerven davon irritiert worden waren, gezwungen gewesen wäre, hinauszugehen, wenn Mouche und Fourchon länger geblieben wären. Dieser Unannehmlichkeit verdankte der Alte seine fünfundzwanzig Franken. Er ging, Michaud immer mit furchtsamer Miene anblickend und unzählige Bücklinge vor ihm machend, fort.
    »Was ich zum gnädigen Herrn gesagt habe, Monsieur Michaud,« sagte er zu ihm, »ist zu Ihrem Besten ...«
    »Oder für das der Leute, die Euch bezahlen!« erwiderte Michaud, ihn mit einem tiefen Blicke messend.
    »Wenn der Kaffee serviert ist, laßt uns allein,« sagte der General zu seinen Leuten, »und vor allen Dingen macht die Türen zu!«
    Blondet, der den Hauptwächter von Les Aigues noch nicht gesehen, hatte, als er ihn anschaute, einen ganz anderen Eindruck wie den, welchen Sibilet eben auf ihn gemacht. So tiefe Abneigung der Verwalter einflößte, so hohe Achtung und Vertrauen erweckte Michaud.
    Im ersten Augenblick lenkte der Hauptwächter die Aufmerksamkeit durch ein prächtiges Gesicht von einem vollkommenen Oval auf sich, welches fein in den Umrissen war und das die Nase ganz ebenmäßig teilte, eine Regelmäßigkeit, welcher die meisten französischen Gesichter entbehren. Obwohl korrekt gezeichnet, waren alle Züge doch ausdrucksvoll, vielleicht dank einem harmonischen Teint, in dem jene rötlichen Ockertöne vorherrschten, die einen physischen Mut anzeigen. Die hellbraunen, lebhaften und scharfblickenden Augen kargten nicht mit dem Ausdruck der Meinung; sie schauten immer ins Gesicht. Die reine, breite Stirn wurde durch eine Fülle schwarzer Haare noch mehr hervorgehoben. Rechtlichkeit, Entschiedenheit, ein gesundes Selbstvertrauen belebten dies schöne Antlitz, auf welchem das Waffenhandwerk einige Stirnfurchen zurückgelassen hatte. Verdacht und Mißtrauen ließen sich darauf lesen, sobald sie erweckt worden waren. Wie alle für die Elitekavallerie auserlesenen Männer konnte der Wächter mit seiner schönen und noch schlanken Figur für sehr wohlgebaut gelten. Michaud, der seinen Schnurrbart, seinen Backen- und Kinnbart noch trug, erinnerte an den Typ jener martialischen Figuren, welche die Flut von patriotischen Gemälden und Gravüren

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